Weniger Förderung für Holzverfeuerung und Agrokraftstoffe? Fehlanzeige!

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Aufblasbarer brennender Baum mit Banner davor, das Menschen halten
Aktive des internationalen Bündnisses gegen das Verfeuern von Wäldern vor dem Gebäude des EU-Parlaments in Straßburg während der Wahl
Foto ▸ Romance Lasfargues

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Kahlschlag in Estland
Kahlschlag in Estland
Foto ▸ ELF

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Markus Pieper streckt seinen Daumen bei der Wahl hoch
Markus Pieper, EU-Abgeordneter der EVP (CDU) und zuständiger Berichterstatter, reckt bei der Wahl seinen Daumen in die Luft
Foto ▸ Screenshot

Die Abgeordneten des EU-Parlaments haben die Chance verpasst, das Verbrennen von Holzbiomasse in Kraftwerken und von Agro-Kraftstoffen in Tanks von Fahrzeugen zurückzudrängen. Angesichts der dramatischen Krisen durch Klimawandel und Artensterben sowie des Hungers auf der Welt hält ROBIN WOOD dies für eine folgenreiche Fehlentscheidung. Gestern hatte das EU-Parlament über die Novelle der Erneuerbare-Energien-Richtlinie abgestimmt.

Die Entscheidung stellt einen Rückschritt auf allen Ebenen dar. Zwar soll eine Obergrenze für den Anteil des Waldholzes an der Verbrennung festgelegt werden, doch will das EU-Parlament die Menge der Holzenergie an den Ausbau von Solar- und Windenergie koppeln. Die voraussichtlich starke Zunahme dieser Energien hätte somit zur Folge, dass auch die Nutzung von Primärholz wachsen darf.

Zudem lässt die Definition von Primärholz der Biomasse-Industrie große Schlupflöcher. So darf auch Holz als erneuerbare Energie verfeuert werden, das aus Wäldern stammt, die von Naturkatastrophen betroffen sind; ebenso Holz aus Wäldern, die zur Feuerprävention gerodet wurden. Selbst für die Stromerzeugung, für die es zahlreiche effizientere und klimafreundliche Alternativen gibt, soll die Holzverbrennung im großen Stil weiterhin als „grüne“ Energie gefördert werden.

Ähnlich nachteilig für Klima, Umwelt und Menschenrechte fiel die Entscheidung zur Nutzung von Kraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermitteln aus.

Kraftstoffe auf Pflanzenbasis – Palmöl und Soja ausgenommen – sollen weiterhin beigemischt werden können und die Klimabilanz auf dem Papier schönen. Dabei emittieren Agrokraftstoffe im Durchschnitt 50 Prozent mehr Treibhausgase als fossile Kraftstoffe. Immerhin soll die Beimischung von Palmöl und Sojaöl, für die in den Tropen großflächig Wald zerstört wird, nach 2023 beendet werden. Da aber die Anrechnungsgrenze von Agrokraftstoffen insgesamt nicht reduziert wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass Soja- und Palmöle durch andere Nahrungsmittel im Tank ersetzt werden.

„Das EU-Parlament, allen voran der zuständige Berichterstatter Markus Pieper, hat sich der Biomasse-Lobby gebeugt. Klima- und Artenschutz ist offenbar etwas für Sonntagsreden, aber wenn es um die Gestaltung der Energie- und Wärmewende Europas geht, fallen sie als erstes unter den Tisch“, sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD.

„Trotz des Hungers auf der Welt werden zurzeit täglich umgerechnet 15 Millionen Laib Brot und 19 Millionen Flaschen Sonnenblumen- und Rapsöl in Autotanks der EU verbrannt. Das EU-Parlament hätte gegen diese unverantwortliche Fehlentwicklung stimmen können und hat es nicht getan“, kritisiert Fenna Otten, Tropenwaldreferentin von ROBIN WOOD. „Die Schäden, die unsere Wälder davontragen und das Artensterben, das wir in den nächsten Jahrzehnten durch das Abholzen von Wäldern zur Energiegewinnung und für Agrosprit erleben werden, treiben uns rasant weiter hinein in globale Krisen. Wir brauchen einen wirksamen Schutz für Wälder, Klima und Menschen und keine geschönten Klimabilanzen.“

ROBIN WOOD befürchtet, dass die nun schon schwachen Vorgaben zum Schutz der Wälder in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie im Trilog von Kommission, Rat und Parlament, der voraussichtlich bis zum Jahreswechsel läuft, weiter geschwächt werden. Nun ist die deutsche Bundesregierung erst recht gefordert, Pflöcke gegen den Ausbau der Bioenergie einzuschlagen.

Kontakt:

  • Jana Ballenthien, Waldreferentin, +49 40 380 892 11, wald [at] robinwood.de
  • Fenna Otten, Tropenwaldreferentin, +49 160 344 12 08, tropenwald [at] robinwood.de
  • Ute Bertrand, Pressesprecherin, +49 171 835 95 15, presse [at] robinwood.de