Büsche und Bäume schützen, nicht in Kraftwerken verbrennen!

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ROBIN WOOD und Ende Gelände Hamburg protestieren heute vor dem Kraftwerk Tiefstack: Der Kohleausstieg darf nicht zum Holzeinstieg werden!
Foto ▸ ROBIN WOOD / Mirko Boll

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Appell an die Grünen und die grün geführte Umweltbehörde: Erteilt der Holzverbrennung im Kraftwerk Tiefstack eine endgültige Absage. Mit dem Verbrennen von Holz ist kein Klimaschutz zu machen!
Foto ▸ ROBIN WOOD / Mirko Boll

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Die Protestaktion war Teil der Rad-Sternfahrt "Rettet Hamburgs Natur - Jeder Baum zählt" - Abschlusskundgebung auf dem Hamburger Rathausmarkt
Foto ▸ ROBIN WOOD

Mit einer Protestaktion gegen das Verfeuern von Holz zur Energieproduktion haben sich Aktivist*innen von ROBIN WOOD und Ende Gelände Hamburg heute an der Rad-Sternfahrt „Rettet Hamburgs Natur – Jeder Baum zählt“ beteiligt. In Sichtweite des Kraftwerks Tiefstack am Sperrwerk Billwerder Bucht entrollten sie auf einer der Demorouten ein Protestbanner mit der Aufschrift: „Kohleausstieg = Holzeinstieg? @GRUENE_Hamburg: Euer Ernst?!“ Mit einem drei Meter großen Pfeil markierten sie symbolisch das Kraftwerk. Ihre Forderungen adressieren ROBIN WOOD und Ende Gelände Hamburg an die grüne Basis in Hamburg, die sich heute und morgen zur Landesmitgliederversammlung trifft. Die Grünen müssen sich klar gegen die Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Holzverbrennung positionieren und insbesondere dem Import von Buschholz aus Namibia für das Heizkraftwerk Tiefstack eine endgültige Absage erteilen.

„Grüne, schaut genau hin, was Euer grüner Umweltsenator Jens Kerstan macht. Klopft ihm auf den Busch und sagt ihm deutlich die Meinung, dass mit der Verbrennung von Holz kein Klimaschutz zu machen ist. Die Verantwortung Hamburgs für den Erhalt der Natur hört an der eigenen Ländergrenze nicht auf“, sagt Jana Ballenthien, ROBIN WOOD-Waldreferentin.

In Hamburg ist das Thema hochgekocht, weil die Umweltbehörde prüfte, im Heizkraftwerk Tiefstack statt Kohle künftig Holz aus Namibia zu verfeuern. Nach fundierter Kritik von Umweltorganisationen und Wissenschaft räumte die Behörde in der vergangenen Woche ein, an ihre fachlichen Grenzen gestoßen zu sein. Sie setzte den Prüfprozess aus und reichte diese Aufgabe ans Bundesentwicklungsministerium (BMZ) weiter.

ROBIN WOOD und Ende Gelände Hamburg werten dies als ersten Erfolg, vom Tisch ist das Projekt damit aber noch nicht – zumal das Ministerium den Ball nun postwendend wieder zurück ins Feld der Hamburger spielte. In einem Schreiben an ROBIN WOOD erklärte das BMZ in dieser Woche: „Die Verantwortung für Entscheidungen über ihre Energiepolitik liegt in den Händen der Stadt Hamburg. Dies sehen wir durch die Entscheidung zur Aussetzung des Prüfprozesses vom 18.05.2021 bestätigt. Eine Anfrage der Hamburger Umweltbehörde liegt uns in diesem Zusammenhang nicht vor.“

ROBIN WOOD und Ende Gelände Hamburg fordern einen Verzicht auf die energetische Nutzung von Holzbiomasse, unabhängig davon, ob das Holz nun aus afrikanischen Savannen, aus wertvollen Feuchtwäldern im Südosten Amerikas oder aus dem Baltikum stammt.

„Weder Umweltsenator Kerstan noch Bundesentwicklungsminister Müller dürfen sich jetzt aus der Verantwortung stehlen. Sie müssen in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich verhindern, dass die Energiewende auf den Holzweg geführt wird“, fordert Ballenthien. „Wir brauchen mehr wilde Wälder im Kampf gegen die Klimakrise und dürfen Holz, egal welcher Herkunft, nicht in Großkraftwerken verheizen. Hamburg muss dem Klimaschwindel mit der angeblich erneuerbaren Holzenergie jetzt eine Absage erteilen. Das ist auch ein wichtiges Signal für ähnliche Projekte in anderen Städten.“

Angesichts des längst überfälligen Kohleausstiegs suchen Unternehmen und Kommunen derzeit vielerorts nach neuem Brennstoff für ihre Kraftwerke und setzen dabei auf Holz. Die EU hat Holz-Biomasse als erneuerbare Energie eingestuft und damit für die EU-Mitgliedstaaten als förderungswürdig definiert – eine fatale Fehlentwicklung!

Denn Holz in Kraftwerken zu verfeuern, ist nicht nachhaltig. Das Wachstum neuer Bäume und die Entwicklung eines intakten Ökosystems mit einer für die CO2-Speicherung wichtigen Humusschicht dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte – eine Zeit, die der Menschheit angesichts von Klimakrise und Artensterben nicht mehr zur Verfügung steht.

Wenn die Emissionen aus der Holzverbrennung wegen der Einstufung als erneuerbare Energie aus den Klimabilanzen verschwinden, tatsächlich aber das Klima massiv geschädigt wird, ist dies kein Beitrag zu einer klimafreundlichen Energiewende. Statt solcher Scheinlösungen sind Maßnahmen für mehr Energieeffizienz und -einsparung erforderlich sowie der konsequente Ausbau von Wind- und Sonnenenergie.

Die Raddemo „Rettet Hamburgs Natur – Jeder Baum zählt“ startete heute in vier „Fingern“ an verschiedenen Punkten im Stadtgebiet und trifft sich um 15:00 Uhr zur Kundgebung auf dem Hamburger Rathausmarkt.

Kontakt:

  • Jana Ballenthien, Waldreferentin, Tel. 040 380 892 11, wald [at] robinwood.de
  • Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 0171 835 95 15, presse [at] robinwood.de