#TEUTOBLEIBT !

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Karte des Kalkabbaus im Teutoburger Wald. Geplante Erweiterung durch die Firma Calcis 2019.
Foto ▸ Bürgerinitiative Pro Teuto e.V.

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Kalkabbau im Teutoburger Wald.
Foto ▸ Bürgerinitiative Pro Teuto e.V.

Mal wieder versucht es die Firma Calcis: Sie will an noch mehr Kalk, der unter dem wertvollen Waldmeister-Buchenwald einer kleinen Gebirgszunge des Teutoburger Waldes liegt. Knapp 10 Hektar Wald sind es dieses Mal, die die Firma unwiederbringlich zerstören will.

Waldzerstörung für kurzfristige Profite stoppen - überall!

Schon in der Vergangenheit waren wir immer wieder aktiv, wenn Wälder durch den Abbau von Bodenressourcen gefährdet waren. Im Frankfurter Bannwald wird nach Kies gebuddelt. Auf Kosten des kühlenden Naherholungsgebietes und Wasser- und Luftfilters wird damit der Flughafen erweitert. Im einzigartigen Südharzer Gipskarst wird Gips abgebaut und Eiszeitreliktarten werden ausgerottet. In Indonesien, Ghana und über 60 anderen Ländern holt eine deutsche Firma Gestein aus dem Boden und begeht an unzähligen Orten Umweltfrevel und Menschenrechtsverletzungen. Der Kalkabbau im Teutoburger Wald ist ein Puzzlestück eines systemischen Frevels, den die Industrie an unseren Wäldern begeht. Überall geht es um kurzfristige Profite. Und die Produktion der Endprodukte ist so klimaschädlich wie in kaum einer anderen Branche.

ROBIN WOOD unterstützt den Protest der Bürgerinitiativen vor Ort, denn kein Wald darf mehr dem Profitstreben eines Unternehmens weichen! There is no Planet B!

Save the date!

23. August 2020:

WALDSPAZIERGANG & Kundgebung

Treffpunkt:

11 Uhr

Hallenfreibad Lienen

Bitte unbedingt auf die Corona-Regeln achten: Abstand halten und Schutzmasken tragen.

(Es laden ein: Kreisverband Steinfurt, Bündnis 90/Die Grünen und Bündnis für Ökologie & Demokratie, Lienen e.V.)

Um was geht's?

Die geplante Waldzerstörung im Teutoburger Wald ist ein Musterbeispiel für einen weltweiten Prozess der Zerstörung unserer wertvollsten Waldgebiete für den kurzfristigen Profit.

Bei einen Blick auf die historischen Karten wird deutlich: Umweltschutz und Umweltzerstörung liefern sich ein enges Gefecht in dem so kleinen Gebirgszug zwischen Lienen und Lengerich. Seit 1952 baggert sich das Unternehmen Calcis durch die schmale und nur 15 Kilometer lange Gebirgszunge. Eine große Fläche ist bereits zerstört. Aus der Vogelperspektive ähnelt der ursprünglich komplett bewaldete Gebirgszug eher einem Käsekuchen als einem zusammenhängendem Waldstück. Eng an den Grenzen der Steinbrüche verlaufen Naturschutzgebiete und ein nach EU Recht geschütztes Flora-Fauna-Habitat (FFH). Nahezu alles, was außerhalb der Steinbrüche liegt, ist inzwischen geschützt. Ein Schelm wer denkt, dort wo die Abbruchkant beginnt, war zuvor kein schützenswerter Lebensraum mit seltenen Arten. Nein, dort war die Gipsindustrie nur schneller.

Und aktuell werden wir Zeug*innen eines neuen Versuchs der Kalkindustrie, sich die verbliebene Natur unter den Nagel zu reißen. Dieses Mal versucht das Unternehmen gar EU-Recht auszuhöhlen. Das gefährdete FFH-Gebiet mit dem Namen "Nördliche Teile des Teutoburger Waldes mit Intruper Berg“ ist Bestandteil des Natura 2000-Netzes von Schutzgebieten, das sich durch ganz Europa zieht. Das Gebiet ist einer der wenigen verbliebene Korridore, über den Tiere ohne größere Störungen durch den Menschen wandern können. Solche Verbindungen zwischen Wildtierlebensräumen sind seltene Überbleibsel in unserer so agrarisch und industriell geprägten Kulturlandschaft. Gerade der Kalk, an den das Unternehmen Calcis ran will, ist es, der die Region so besonders macht. Denn Kalkböden schaffen seltene Lebensraumtypen mit für diese Bedingungen spezifischer Artenzusammensetzung. Im Teutoburger Wald hat der Korridor eine besondere Bedeutung für den Erhalt seltener Vögel, Reptilien und Fledermausarten.

Der Erörterungstermin für die exakt 9,9 Hektar gefährdeten Waldes findet am 25. August statt. Der Waldspaziergang und die Kundgebung also nur zwei Tage davor.

Doch der Vorstoß des Unternehmens Calcis ist nur die Spitze des Eisberges. Weitere Versuche der Kalkindustrie, das Gebirge im wahrsten Sinne des Wortes platt zu machen, sind schon in der Pipeline. Das andere in der Region aktive Abbauunternehmen mit dem Namen Dyckerhoff versucht seine bis zum Jahr 2027 gültige Abbaugenehmigung zu verlängern. Und das an einem Ort, an dem nahezu nur noch Naturschutzgebiete als Abbaufläche in Frage kämen. Außerdem plant das Unternehmen seine vorhandenen Steinbrüche tiefer in den Boden zu treiben. Damit würde es unter dem Grundwasserspiegel baggern. Die hydrologischen Folgen für die gesamte Region und den Wald sind nicht absehbar. Die Dyckerhof AG ist übrigens eine kleine Tochterfirma des in 12 Ländern agierenden Zement Konzerns BUZZI.

Wofür wird Kalk genutzt?

Kalk dient der Baustoffindustrie, der Stahlerzeugung und der Landwirtschaft. Die Stahl-, Zement- und Betonproduktionen sind die energieintensivsten Produktionswege unserer Gesellschaft. Das heißt, sie sind Klimakiller. Alleine die Zementindustrie ist vier Mal klimaschädlicher als der gesamte weltweite internationale Flugverkehr. Die Landwirtschaft nutzt den Kalk als Bestandteil von Düngemitteln für die Futtermittelproduktion und in der intensiven Tierproduktion. Damit stabilisiert sie ein landwirtschaftliches System, das hier unser Grundwasser und unsere Wälder durch Stickstoffüberschüsse schädigt und im globalen Süden wertvolle Tropenwälder zerstört und Menschenrechtsverletzung zu verantworten hat. Hier wie dort steht das System einem verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren entgegen. Der Bedarf an Kalk für die Landwirtschaft würde mit einer sozial-ökologischen Umstellung des agrarischen Systems enorm schrumpfen. Der geringe Prozentsatz, den Kalk auch für Luftfilteranlagen und zur Wasseraufbereitung spielt, rechtfertigt nicht die in dieser Branche übliche Umweltzerstörung im großen Stil!

Klare politische Kante gegen die Abbaupläne!

Dass zum derzeitigen Zeitpunkt der Druck der Kalkindustrie auf die Politik gleich auf mehreren Ebenen steigt, liege an der CDU-Bezirksregierung, so munkelt man. Die vormalige rot-grüne Bezirksregierung hatte den Plänen der Kalkindustrie regelmäßig einen Riegel vorgeschoben. Nun gilt es auch für die aktuelle Politik, klare Kante zu zeigen und zu beweisen, dass der Ernst der Lage bezüglich des Artenschwundes und des Klimawandels und der erstarkende umweltpolitische Zeitgeist erkannt werden.

Auch eine neuen Europäischen Biodiversitätsstrategie, die auf den strengen Schutz von mindestens 10% der Landesfläche abzielt, muss zukünftig bei allen lokalen Gefährdungspotentialen für den Wald veranschlagt werden. Denn gerade unsere bisherigen Schutzgebiete werden die Basis der streng geschützen Flächen bilden. Wer hier dran knabbert, legt sich mit der Europäischen Kommission an. Es deutet viel darauf hin, dass es zukünftig für die Kommission eine größere Rolle spielen wird, auch kleinere Frevel in FFH-Gebieten juristisch zu ahnden.

Wir fordern die Bezirksregierung Münster auf:

- ihre Linie zu behalten und der Kalkindustrie im Teutoburger Wald eine Absage zu erteilen!

Viel eher gilt es, die Anstrengungen zu verstärken

- ressourcensparende Verfahren in der Bauindustrie zu entwicklen,

- die intensive konventionelle Landwirtschaft sozial-ökologisch zu reformieren und die Tierproduktion massiv zu reduzieren.

#TEUTOBLEIBT !

Wald, insbesondere biologisch hochwertiger Laub-Mischwald, ist unsere Lebensversicherung gegen das Artensterben und den Klimawandel. Kein Waldverlust für kurzfristige Profite in klimaschädlichen Branchen ist mehr hinnehmbar! #TEUTOBLEIBT !