Gipsabbau im Südharz stoppen – Recycling statt Raubbau

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Casea, ein Zusammenschluss Südharzer Gipsunternehmen - feiert 150-jähriges Bestehen. ROBIN WOOD-Aktivist*innen kommentieren: „150 Jahre Artensterben sind genug!“ und fordern "Recycling statt Raubbau!"
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Anlässlich der 150-Jahr-Feier des Gipsabbau-Unternehmens Casea – einem Zusammenschluss der Südharzer Gipswerke – bekam das Unternehmen in Ellrich (Landkreis Nordhausen) heute Besuch von Umweltschützer*innen. Um gegen die Naturzerstörung der ökologisch wertvollen Karstlandschaft im Südharz für Gips zu protestieren, hissten Aktive von ROBIN WOOD und den NaturFreunden Banner an drei Fahnenmasten an der Einfahrt des Unternehmens und beflaggten damit das Unternehmen neu. Auf den Bannern griffen sie das Motto des Unternehmens „Im Namen der Zukunft“ auf und ergänzten es durch die Slogans „Recycling statt Raubbau!“ und „150 Jahre Artensterben sind genug!“.

Die Aktivist*innen wollen damit deutlich machen, dass die 150-jährige profitorientierte Zerstörung des artenreichen Gipskarstgebietes kein Grund zum Feiern ist, sondern zum Umdenken. Sie fordern von Casea, weitere Abbaumaßnahmen zu stoppen und auf das Recycling von Gips sowie die Produktion von Ersatzstoffen für Naturgips umzusteigen. Die Aktion fand im Anschluss an eine Kundgebung des BUND statt.

„Wir alle müssen uns die Frage stellen, wie viel Gips wir haben wollen und woher er kommt. Eine ressourcenschonende Lebensweise ist jetzt gefragt und kein ‚weiter so‘ wie in den letzten 150 Jahren!“, sagt der ROBIN WOOD-Aktivist Christian.

Die Südharzer Gipskarstlandschaft ist ein einzigartiger Landstrich und ein Hotspot der Artenvielfalt. Aufgrund der vielen Risse, Spalten und Höhlen, seiner mineralischen Eigenschaften und seines Mikroklimas beherbergt das Karstgebiet eine große Zahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Viele Fledermausarten, 400 Schmetterlingsarten und andere Insekten leben dort auf Halbtrockenrasen und in seltenen Orchideen-Buchenwäldern. Sogar Reliktarten aus der Eiszeit wie das Südharz-Brillenschötchen und die Alpen-Gänsekresse haben dort bis heute überlebt.

An den zahlreichen Tagebauen der Gipsindustrie wird der Kontrast offenbar: Wo früher großer Artenreichtum herrschte, machen sich jetzt öde Gruben breit. Lärm und Staub von Sprengungen und schweren LKW belasten die Anwohnerschaft, Tourismus und Natur.

Casea setzt, wie die gesamte Abbaubranche, auf kurzfristige Profite, anstatt den ökologischen Erfordernissen der Gegenwart gerecht zu werden. Das Unternehmen erwirtschaftet rund 60 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Die Bevölkerung vor Ort hat den lauten und dreckigen Abbau in ihrer Nachbarschaft zu dulden.

„Was einmal für den Gipsabbau abgebaggert wurde, ist nicht renaturierbar! Das Artensterben ist genau so tödlich wie der Klimawandel! Wann kommt dieses Wissen in den Konzernen an?“, fragt ROBIN WOOD-Waldreferentin Jana Ballenthien.

Ursula Schäfer von den NaturFreunden ergänzt: „Caseas Mutterkonzern, Remondis, ist ein großer internationaler Recyclingdienstleister. Wir fordern Casea auf, das Wissen der Mutterfirma endlich einzusetzen, um umwelt- und naturfreundlich zu produzieren – zum Erhalt dieser einmaligen Landschaft.“

Medienkontakte:

  • ROBIN WOOD, Jana Ballenthien, Waldreferentin, Tel. 040 / 380 892 11, wald [at] robinwood.de (Rufumleitung); Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 0171 / 835 95 15
  • NaturFreunde, Ursula Schäfer, Gipskarstexpertin, Tel. 0551 / 288 79 892