ROBIN WOOD-Aktion gegen Tesla, 2024

Tesla Gigafactory in Grünheide – wie ist der aktuelle Stand?

Entwicklungen im Wasserwald und bei Elon Musks E-Auto-Fabrik

16. Juni 2025
Mobilität
Annika Fuchs
Mobilitätsreferentin bei ROBIN WOOD
Blog

Es ist ruhiger geworden um das Tesla-Werk in Grünheide. Wir schauen hin, wie der aktuelle Stand vor Ort ist, ob es weiterhin lokalen Protest gibt und wie die Zukunft des Tesla-Werks vor Ort aussieht.

 

Rückblick: Wieso gab es Proteste gegen die Tesla-Fabrik in Grünheide?

Im Frühjahr 2025 besetzen Aktivist*innen den Wald in Grünheide und tauften ihn „Wasserwald“. ROBIN WOOD war mit dabei. Der Grund: Die Tesla-Fabrik, die seit 2022 in Grünheide Autos produziert, sollte mitten im Wasserschutzgebiet erweitert werden. Eine Umfrage bei den Anwohner*innen zeigte, dass eine Mehrheit gegen den Ausbau des Werks war. Demos vom Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ und Aktionstage folgten – doch im Mai 2025 entschied die Gemeindevertreter*innen-Versammlung, dass Elon Musks Fabrik ausgebaut werden darf.

Besetzung: Wie steht es um die Baumhausbesetzung in Grünheide?

Seit dem 28. Februar 2024 war der Wald in Grünheide besetzt. Mit Baumhäusern, einer Mahnwache, Küchen für Alle, Programm vor Ort und Pressearbeit machten die Aktivist*innen von Tesla Stoppen auf das Ausbauprojekt von Elon Musk aufmerksam. Sie protestierten für Wassergerechtigkeit und machten darauf aufmerksam, dass auch E-Mobilität mit enormen Kosten für Menschen und Umwelt verbunden sind, beispielsweise durch den hohen Bedarf an Rohstoffen wie Lithium. Etwa 100 Personen lebten in dem Baumhauscamp, das immer weiter wuchs und sich entwickelte. Im November 2024 begannen die Behörden mit der Räumung des „Wasserwalds“. Begründet wurde die Räumung, die am 20. November beendet war, mit Sondierungsarbeiten im Wald, bei denen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden und geborgen werden sollten. Aber auch nachdem die Besetzung geräumt war, gab es weitere Proteste gegen den Ausbau: wurden Die Bürger*innen-Initiative Grünheide organisiert regelmäßige Waldspaziergänge. Außerdem engagierten sich die Aktivist*innen in der Kampagne #teslatakedown sowie gegen Wasserverträge zwischen Tesla und dem lokalen Wasserverband.

Wasserkämpfe: Welche Rolle spielt Wasser in dem Konflikt und was sind aktuelle Erkentnisse?

Brandenburg ist eine der Regionen in Deutschland, die am stärksten von Wasserknappheit bedroht sind. Es gab bereits immer wieder Ankündigungen, dass das Wasser für Privatpersonen rationiert werden könnte. Das Gebiet um Grünheide ist Wasserschutzgebiet und damit elementar für die zukünftige Wassserversorgung der Region.

Der Protest gegen Tesla richtete sich daher bereits seit Beginn auch maßgeblich gegen den Standort dieser neuen Fabrik. Durch Havarien gelangen seit Beginn der Produktion immer wieder Giftstoffe in den Böden – allein in den letzten eineinhalb Jahren wurden 24 Havarien gemeldet. Es wird befürchtet, dass durch diese das Grundwasser verunreinigt werden könnte. Im Juni 2025 liegt nun ein neuer Vertrag zwischen Tesla und dem Wasserverband Straußberg-Erkner vor, gegen den das Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ protestiert. Neben hohen genehmigten Wassermengen seien auch höhere Grenzwerte bei der Belastung von Schmutzwasser vorgesehen. Zuvor war bereits kritisiert worden, dass dieser Vertrag hinter verschlossenen Türen ausgehandelt worden war. Der Chef des Wasserverbands, André Bähler, kritisierte, dass „ein Großinvestor Vorteile bekommt. Dabei sollten alle Kunden gleichbehandelt werden“1.

Tesla benötigt für seine E-Auto-Produktion große Menge an Trinkwasser. Dafür hat der Konzern mit dem lokalen Wasserversorger, dem Wasserverband Strausberg-Erkner, 2020 einen Vertrag für die Versorgung von 1,8 Millionen m³ Trinkwasser pro Jahr geschlossen. Das entspricht mehr als 10 Prozent des gesamten Trinkwasser-Aufkommens des Wasserverbands. Auch wenn Tesla angibt, seine Wassermenge deutlich reduziert zu haben, muss der Wasserverband die gesamte Wassermenge vorhalten und kann diese nicht anderweitig freigeben. Dabei wird dieses Wasser für die Menschen gebraucht.

Fabrikausbau: Wie ist der aktuelle Stand bei der Erweiterung der Fabrikanlagen?

Die Gemeindevertretung beschloss den Ausbau der Tesla-Fabrik im Mai 2024, sodass die Produktionskapazitäten des Werks von 500.000 auf eine Million Fahrzeuge pro Jahr steigen können. Auch die Infrastruktur vor Ort wird massiv ausgebaut, Straßen und Bahnhöfe entstehen. Dieser Infrastrukturausbau geschieht unter der Prognose, es würden zukünftig bis zu 40.000 Beschäftigte in der Fabrik arbeiten. Doch die Gewinneinbrüche bei Tesla, beispielsweise im Schlussquartal 2024 um 71 Prozent, durchkreuzen möglicherweise die Erweiterungspläne von etwa 100 Hektar Fläche. Für diese ging im Herbst 2024 die erste Teilgenehmigung zur Erweiterung vom Landesamt für Umwelt heraus, sodass eine bestehende Produktionshalle erweitert werden kann. 

Musk: Gibt es einen #teslatakedown?

„I bought this Tesla before Elon went crazy“ ist mittlerweile ein beliebter Sticker, den Tesla-Fahrende an ihrem Auto anbringen – um sich dafür zu rechtfertigen, weiterhin Tesla zu fahren. Elon Musk hat den Ruf des Unternehmens spätestens durch seine massive Unterstützung Donald Trumps, seine Berufung in die US-Regierung und seine Sympathien für die AfD massiv geschädigt. Eine deutschlandweite Umfrage hat ergeben, dass über die Hälfte der Kaufinteressierten von E-Autos wegen Elon Musk keinen Tesla mehr erwerben möchten. Immer wieder war die Aktie des Konzerns auf Talfahrt. Ende 2024 schoss sie durch den Wahlsieg Donal Trumps jedoch auf ein Rekordhoch. Unter dem Motto #teslatakedown haben in den vergangenen Monaten tausende Menschen international gegen Elon Musk protestiert. Der Druck sollte zu Verlusten der Tesla-Aktie führen, um Musks Imperium zu schaden. Das Zerwürfnis zwischen dem Tesla CEO und Trump führte im Juni 2025 schließlich zu massiven Einbrüchen der Aktie. 

Ausblick: Wie geht es weiter?

Das Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ und die Bürger*innen-Initiative Grünheide bleiben weiter am Thema dran und protestieren gegen den Ausbau der Fabrik. Sie stellen sich gegen die Verknappung und Verschmutzung des Grundwassers in Berlins Speckgürtel und beobachten die weiteren Entwicklungen intensiv. Das Bündnis und die Bürger*innen-Initiative bieten weiterhin regelmäßige Waldspaziergänge an, machen Netzwerk- und Lobbyarbeit für Wassergerechtigkeit und protestieren bei den Verbandsversammlungen des lokalen Wasserversorgers Wasserverband Strausberg Erkner.

 

Quellen:

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