Tesla-Werk in Brandenburg

Start der Rodungssaison vorverlegt?!

Rodungen, Besetzung und hohe Krankenstände: Das passiert aktuell in Grünheide

02. Oktober 2024
Mobilität
Annika Fuchs
Referentin für Mobilität
Blog

In Grünheide begann die Rodungssaison in diesem Herbst bereits am 24. September. Mitten in der Nacht rückt ein Großaufgebot der Polizei an und begleitet die ersten Rodungsarbeiten in Grünheide zur Erweiterung des Tesla-Werks. Aktivist*innen vor Ort sind entsetzt und überrascht, gibt es doch eigentlich eine gesetzliche Sperrfrist für Rodungsarbeiten vor dem 1. Oktober, bevor dann mit der so genannten „Rodungssaison“ die Jahreszeit der Baumbesetzungen beginnt, die Zeit, in der Aktivist*innen häufig versuchen, Rodungen zu verhindern.

 

Fatale Entscheidung pro Werkserweiterung

Wir erinnern uns: Grünheide wurde Anfang 2024 zum nationalen und internationalen Schauplatz, nachdem Aktivist*innen von Tesla stoppen und ROBIN WOOD im Februar ein Protestcamp im dortigen Wasserschutzgebiet errichteten. Der Grund: Die Pläne von Elon Musks Unternehmen Tesla, das dortige E-Auto-Werk massiv auszubauen, um dort pro Jahr eine Million Fahrzeuge fertigen zu können. Trotz langer Proteste für den Erhalt des Waldes und einem eindeutigen Votum der Grünheider Bürger*innen, die sich gegen die Erweiterung des Giga-Werks ausgesprochen hatten, stimmte die Versammlung der Gemeindevertreter*innen im Mai 2024 für eine Werkserweiterung, auch wenn dafür nun statt über 100 „nur“ noch 50 Hektar Wald gerodet werden dürfen.

Die Fläche wurde umgehend in Industriefläche umgewidmet und damit der Weg für Rodungen und Baumaßnahmen geebnet. Die ersten Rodungen, die noch im September und damit außerhalb der so genannten Rodungssaison begannen, dienen nun dem Bau eines Güter- und Personenbahnhofs durch die Deutsche Bahn. Auch wenn es sich nur um wenige Tage handelte: Aus Gesichtspunkten des Naturschutzes hätten Brut- und Nistzeiten eingehalten werden müssen.

Nun ist der Wald durchschnitten von einem drei Kilometer langen Zufahrtsweg, der den Bau des Bahnhofs bis 2026 ermöglichen soll. Der Bahnhof soll dazu dienen, die E-Pkw zukünftig nicht mehr auf LKW, sondern mit der Schiene abtransportieren zu können und damit Emissionen einzusparen. Aufgrund der schlechten Auftragslage hat Tesla unterdessen seine Pläne, die Fabrik deutlich auszuweiten, auf Eis gelegt.

Die Mitarbeitenden des Unternehmens scheint diese schwierige Situation rund um Tesla zu belasten, denn kürzlich wurde immer wieder der hohe Krankenstand der Belegschaft publik. Tesla ist ohnehin immer wieder mit schlechten Arbeitsbedingungen aufgefallen, was die Investigativrecherche des Stern in der Podcast-Reihe „Inside Tesla“ umfassend aufdeckte: So gab es viele Betriebsunfälle, die teilsweise nicht transparent gemacht wurden, mangelnden Arbeitsschutz, aktive Versuche der Unternehmensspitze, gewerkschaftliche Organisierung zu unterbinden. Die aktuellen hohen Krankenstände wurden vor allem deshalb öffentlich, weil das Unternehmen begann, den Krankgemeldeten Besuche zu Hause abzustatten, um diese Krankheitsfälle zu überprüfen. Ein illegales Vorgehen, das Rechte der Arbeitnehmer*innen mit den Füßen tritt!

Wie geht es weiter?

Die Besetzer*innen machen weiter. Die Gruppe Tesla stoppen veranstaltet vom 02.-12. Oktober die Wasserwald Tage mit umfangreichem Programm und der Möglichkeit, vor Ort aktiv zu werden. Wenn ihr in der Gegend seid – geht doch gern dort mal vorbei.

Politisch stellt sich vor allem die Frage, ob und wie E-Mobilität in Deutschland wieder auf die Füße kommt. Der wichtige chinesische Markt kann aufgrund der hohen Preise hiesiger Produkte kaum noch bedient werden, in Deutschland ist die Unsicherheit ob der Zukunft der E-Mobilität wieder gestiegen. Wichtig wäre eine gesellschaftliche Debatte, wie viele Pkw in Zukunft eigentlich noch auf den Straßen rollen sollten und wie die verfügbaren industriellen Kapazitäten in Grünheide, Wolfsburg oder Stuttgart zukünftig Produkte herstellen können, die in Einklang mit einer sozial-ökologischen Transformation gebracht werden können.

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