Baumhäuser statt E-Autos: Tesla den Hahn abdrehen

Nachdem sich seit Monaten gegen den Ausbau des Tesla-Werks Protest regt, haben Aktivist*innen nun den Wald in Grünheide besetzt. Zwischen dem Bahnhof Fangschleuse und dem Werksgelände entstehen trotz winterlicher Temperaturen Baumhäuser und weitere Infrastruktur. Auch ROBIN WOOD-Aktive sind dabei und haben eine Plattform aufgebaut, die von Menschen vor Ort genutzt werden kann. Die Besetzung ist ein Aspekt vielfältigen Protests vor Ort gegen die Erweiterung der Fabrik.

Wie ist die Situation aktuell in Grünheide?

Im brandenburgischen Grünheide fertigt der Elektroauto-Konzern Tesla seit 2022 E-Autos – aktuell etwa 250.000 PKW pro Jahr. Erst 2019 wurde mit dem Bau des Werks begonnen, doch nun plant das Unternehmen, das Werk auszubauen, um die Produktionskapazitäten zu verdoppeln. So sollen zukünftig nicht mehr nur 500.000, sondern eine Million Fahrzeuge produziert werden können.

Anfang dieses Jahres wurden die Bürger*innen Grünheides nun nach ihrer Meinung zum Ausbauplan befragt. Sie stimmten mit einer eindeutigen Mehrheit von über 60 % gegen die Pläne von Tesla: NEIN, das Werk soll nicht ausgebaut werden. Über 70 % der Stimmberechtigten nahmen an dieser Befragung teil, die von einem heftigen Kampf um die Stimmen durch Tesla sowie die lokale Bürger*innen-Inititiative BI Grünheide begleitet wurde.

Nun haben die Gemeindevertreter*innen unter Bürgermeister Christiani den "B-Plan 60", den Bebauungsplan, erst einmal nicht zur Abstimmung vorgelegt. In den Medien ist davon zu lesen, das Unternehmen Tesla sei nun erst einmal in der Verantwortung, die Zweifel und Bedenken der Bevölkerung zu hören und darauf einzugehen.

Was spricht gegen Tesla?

Warum gibt es überhaupt so viel Protest gegen den Ausbau des Tesla-Werks? Es klingt doch erst einmal gut, Elektromobilität auszubauen. Leider gibt es jedoch einige Haken:

  • Tesla verschärft die Wasserkrise

    Bereits jetzt gibt es in Berlin und Brandenburg eine ausgeprägte Wasserknappheit und sinkende Grundwasserspiegel. Der lokale Wasserverband Straußberg-Erkner (WSE) versorgt Tesla jährlich mit 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser für seinen Produktionsstandort in Grünheide, der teilweise direkt im Wasserschutzgebiet liegt. Gleichzeitig deckelt WSE bei Privatkund*innen bereits heute den Wasserverbrauch.

    Außerdem wurde kürzlich bekannt, dass Tesla die Abwasser-Grenzwerte bei Stoffen wie Gesamtstickstoff und Phosphor überschreitet – nun darf der Konzern vorerst kein Abwasser mehr ins Abwassersystem einleiten.

  • Tesla rodet Wälder

    Bereits für den Bau des Tesla-Werks wurden bis 2022 etwa 300 Hektar Wald gerodet. Nun würden durch die Fabrikerweiterung noch einmal 100 Hektar Kiefernwald abgeholzt.

  • Tesla untergräbt Arbeitsrechte

    Dem Unternehmen werden immer wieder arbeitsrechtliche Verstöße vorgeworfen. Allen voran gibt es Kritik, weil gewerkschaftliche Organisierung in Tesla-Werken verboten und behindert wird. Aktuelles Beispiel sind Streiks in Skandinavien: Nachdem Elon Musks Unternehmen seinen Mitarbeiter*innen keinen Tarifvertrag ermöglichen wollte, streikten erst Arbeiter*innen in Schweden, nun auch in Dänemark, Finnland und Norwegen.

  • E-Fahrzeuge benötigen Unmengen an Ressourcen

    Auch wenn E-Mobilität während seiner Laufzeit ohne den Einsatz von fossilen Energien auskommen kann – sofern das Aufladen mithilfe von Öko-Strom erfolgt – ist die Produktion von Elektroautos trotzdem energieintensiv. Außerdem werden für die Batterien seltene Rohstoffe benötigt. Das Umweltbundesamt schreibt dazu: „Die wichtigsten dieser Rohstoffe sind Lithium, Kobalt, Grafit, Mangan und Nickel für die Batterie, Platingruppenmetalle für die Brennstoffzelle und unterschiedliche Seltenerdoxide für den Elektromotor. Jeder dieser Rohstoffe ist hinsichtlich seiner Verfügbarkeit, seiner gegenwärtigen Fördermenge, des prognostizierten Bedarfs oder der sozialen oder ökologischen Implikationen in Verbindung mit der Rohstoffgewinnung als kritisch einzustufen.“

    Diese Rohstoffe werden häufig im Globalen Süden unter fragwürdigen Menschenrechts- und Umweltstandards abgebaut, sorgen in den Abbauländern für Konflikte, Umweltzerstörung und Wasserknappheiten.

  • E-Mobilität ist eine Scheinlösung

    Häufig wird E-Mobilität mit Mobilitätswende gleichgesetzt. Doch neben den Produktions- und Rohstoffproblematiken beherbergt E-Mobilität noch ein weiteres grundlegendes Problem: Das vorherrschende Mobilitätssystem bleibt bestehen. Individuell genutzte Autos verstopfen Städte, Kinder und alte Menschen sind von diesem Verkehrsmittel ausgeschlossen und es bleibt eine ökonomische Frage, ob Menschen Zugang zu einem (E-)Auto haben.

Statt Teslas Elektro-PKW braucht es einen Ausbau von Schienen- und Radverkehr, von barrierearmer und zugänglicher Mobilität für alle Menschen. Dabei ist der ÖPNV zentral, um Menschen bezahlbar und nachhaltig zu transportieren.

Welche Aktionen sind dazu geplant?

ROBIN WOOD ist vor Ort aktiv. Was in der kommenden Zeit geplant ist:

  • 3. März: ROBIN WOOD-Aktive bieten kommenden Sonntag vor Ort bei der Waldbesetzung ein kostenloses Schnupperklettern an. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Treffpunkt ist um 11 Uhr. Anreise: Bahnhof Fangschleuse, von dort in wenigen Minuten zu Fuß zur Plattform mit dem ROBIN WOOD-Banner (Standort).
  • 10. März: Bündnis-Demo „Tesla – Nein Danke!“, 14:00 Uhr, Start am Bahnhof Fangschleuse, Abschluss am Rathaus Grünheide unter Beteiligung von ROBIN WOOD
  • 8.-12. Mai: Aktionswochenende "Disrupt Tesla"

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