Großkraftwerke mit Holz zu befeuern, rentiert sich nicht!

Im November veröffentlichte der weltgrößte Pelletproduzent Enviva seinen Finanzbericht für das dritte Quartal 2023. Daraus geht hervor, dass das US-amerikanische Unternehmen dem Bankrott nahe ist. Das Verbrennen von Holz in Kraftwerken rentiert sich offenbar immer weniger. Dies kommt auch die Allgemeinheit teuer zu stehen, denn die Holzenergie ist klimaschädlich und wird dennoch als vermeintlich erneuerbare Energie noch immer aus Steuermitteln stark gefördert. Dabei wären Energie aus Wind und Sonne die ökologisch und finanziell besseren Alternativen.

Stand in Deutschland

Mindestens vier Betreiber von Kohlekraftwerken in Deutschland planen oder prüfen derzeit eine Umrüstung auf Holzpellets: Die Hamburger Energiewerke wollen das Kraftwerk Tiefstack umrüsten, um dadurch einen Teil der bislang durch Kohleverbrennung erzeugten Energie zu ersetzen. Onyx, ein Tochterunternehmen der US-amerikanischen Riverstone Holding, möchte sein Kraftwerk in Wilhelmshaven und möglicherweise eines Tages auch das in Bremen-Farge umrüsten. Iqony, der neue Betreiber von Walsum 10, prüft eine Umrüstung des Kohleblocks auf Biomasse oder fossiles Gas. Und auch der Betreiber des Großkraftwerks Mannheim (GKM) plant, solch eine Umrüstung zu prüfen.

Tiefstack könnte in Zukunft bis zu 400.000 Tonnen Holzpellets verbrennen. Allein der Pelletbedarf von diesem Kraftwerk kann realistisch nur durch Importe der Pellets gedeckt werden. Das Onyx-Kraftwerk in Wilhelmshaven würde sogar 2,9 Millionen Tonnen Pellets verbrennen. Und das Großkraftwerk Mannheim ist dreimal so groß wie das Wilhelmshavener Kohlekraftwerk.

Vor den verheerenden Folgen, die das Verbrennen solch großer Mengen Holz für Wälder und für das Klima haben warnen hunderte von Umweltorganisationen und Wissenschaftler*innen.

Die Allgemeinheit zahlt für diese Umweltzerstörung

Ohne großzügige Fördergelder könnten auf Holz umgerüstete Kohlekraftwerke nie mit Wind- und Sonnenenergie konkurrieren. Solche Fördergelder sind nötig, um sowohl die Direktkosten einer Kraftwerksumrüstung, die sich im neunstelligen Bereich befinden können, als auch die hohen Kosten der Holzpellets zu finanzieren.

Laut des neusten Geschäftsberichts von Enviva ist das Unternehmen dem Bankrott nahe. Dies macht einen weiteren Preisanstieg für Pellets sehr wahrscheinlich. In nur drei Monaten verzeichnete Enviva Verluste von 85,2 Millionen US-Dollar (das entspricht 77,64 Millionen EURO) – trotz Pelletverkäufen in Rekordhöhe. Die Ratingagentur Fitch stufte Enviva daraufhin prompt herab und warnte, das Risiko, dass die Firma zahlungsunfähig werde, sei erheblich gestiegen. Der Hauptaktionär von Enviva ist übrigens die Riverstone Holdings, die Muttergesellschaft der Onyx-Kraftwerke in Wilhelmshaven und Bremen.

Der Finanzbericht von Enviva legt offen, dass die Firma einen Liefervertrag mit einem großen Kunden geschlossen hatte, der einen Pelletpreis zahlt, der unter den Produktionskosten Envivas liegt.

Envivas Produktionskosten sind aus zwei Gründen gestiegen: Zum einen zahlen sie mehr als zuvor für das Holz, das sie zu Pellets verarbeiten. Zum anderen beruhte Envivas ursprüngliches Geschäftsmodell auf der Verarbeitung ganzer Stämme von Laubbäumen. In ihrer Region, dem Südosten der USA, stammen alle Laubbäume aus biodiversen Naturwäldern, was Enviva in den Fokus von Kampagnen einiger Naturschutzverbände und lokalen Aktivist*innen sowie auch von internationalem Protest machte – auch von ROBIN WOOD und Biofuelwatch. Die Firma nutzt seit einiger Zeit vermehrt Kiefernholz aus Plantagen, um der Kritik zu begegnen – wobei sie allerdings immer noch große Mengen an Laubholz aus Naturwäldern zu Pellets verarbeitet. Allerdings sind die Pelletanlagen dafür nicht geeignet, denn der Harz aus Kiefern korrodiert den Stahl. Dagegen würde nur ein Neubau der Anlagen mit Edelstahl helfen. Doch das ist für Enviva unbezahlbar. Deshalb muss Enviva mehr Geld für Reparaturen aufbringen. Diesen Zusammenhang hat das Magazin Mongabay aufgedeckt.

Die Kunden Envivas stehen nun vor der Wahl, einen höheren Preis pro Tonne Holzpellets zu zahlen oder zuzuschauen, wie ihr Lieferant Bankrott geht.

Auch bei anderen Pelletunternehmen verschlechtert sich die Finanzlage, wenn auch noch nicht ganz so dramatisch. Europas größter Pelletproduzent, Graanul Invest, verlor 2023 21 Prozent seines Wertes. Um künftig Verluste zu minimieren und einen höheren Kaufpreis für die Pellets zu erzwingen, ging das Unternehmen gegen seinen Großkunden Drax vor. Doch schon bei gegenwärtigen Pelletkosten ist Drax von Subventionen abhängig. 2022 bezog Drax 606,8 Millionen Pfund (das entspricht 703,19 Millionen Euro) an Fördergeldern. Ohne diese Fördergelder hätte die Firma schon seit Jahren starke Verluste gemacht. Langfristig bedeuten höhere Kosten daher einen noch höheren Subventionsbedarf.

Statt die klimaschädliche Holzenergie-Branche weiter mit Subventionen über Wasser zu halten, sollten die Gelder für eine Wärmewende auf Basis eines effizienten und sparsamen Einsatzes von klimafreundlichen Erneuerbaren eingesetzt werden.