Hamburger Heizkraftwerk Tiefstack: Wie riskant ist die Umrüstung?

Die Hamburger Energiewerke (HEnW) wollen das Kohleheizkraftwerk Tiefstack auf den Betrieb mit Holz und Erdgas umrüsten. Wie teuer dies werden könnte, ist unklar. Am 25. September diesen Jahres antwortete der Hamburger Senat – denkbar knapp – auf eine schriftliche Anfrage des Abgeordneten Stephan Jersch zu den Investitionskosten für eine Umrüstung: “Im gegenwärtigen Planungsstand können noch keine Aussagen zu Investitionskosten getroffen werden.”

Der Senat lässt damit diejenigen, die die Zeche für die Umrüstung des Kohleheizkraftwerks Tiefstack am Ende zahlen müssen, weiterhin darüber im Dunkeln, wie hoch die Kosten dafür sein werden. Auch welche staatlichen Fördergelder die HEnW planen zu beantragen, erfährt die Öffentlichkeit nicht.

Würde sich die wirtschaftliche Lage des zu 100 Prozent in öffentlicher Hand befindlichen Unternehmens verschlechtern, würde dies nicht nur die Kund*innen des Unternehmens betreffen, sondern alle Hamburger*innen, da sich das Geschäftsergebnis unmittelbar auf den Haushalt der Stadt auswirkt. Das Geschäftsjahr 2022 hatten die HEnW mit einem Ergebnis von 69,2 Millionen Euro beendet. Diese Summe wurde “nahezu vollständig an die Freie und Hansestadt Hamburg abgeführt”.

Welche technischen und finanziellen Risiken mit Kraftwerksumrüstungen verbunden sind, lassen vergleichbare Projekte in Großbritannien erahnen. So zahlte ein Tochterunternehmen des tschechischen Großunternehmens EPH bis 2018 umgerechnet 518 Millionen Euro für die Umrüstung eines einzigen Kohleblocks des Kraftwerks Lynemouth im Norden Englands auf Holzpellets. Zugleich ist der Betrieb hoch subventioniert.

Wird mit Blick auf die Kosten versucht, beim Umbau zu sparen, kann auch dies brandgefährlich werden – bis hin zum Totalausfall des Kraftwerks. Diese Erfahrungen haben die Energiekonzerne RWE und E.ON bei den ersten beiden Kraftwerksumrüstungen auf Biomasse in Großbritannien gemacht.


  • Das Unternehmen Npower, das damals noch zu RWE gehörte, ersetzte 2012 im Kraftwerk Tilbury B Kohle durch Holzpellets. Wenige Monate später, im Februar 2013, kämpften 120 Feuerwehrleute gegen einen Großbrand, der in zwei Holzpellet-Containern ausgebrochen war. Das Kraftwerk wurde im selben Jahr stillgelegt und anschließend abgerissen.

  • E.ON begann 2012, im Kraftwerk Ironbridge – statt Kohle Holz – zu verbrennen. Im Februar 2014 brach auch dort ein Großbrand aus. E.ON führte zwar Reparaturen aus, gab aber im folgenden Jahr die Schließung des Kraftwerks bekannt.



Bilder und Videos von den Bränden können unter anderem hier angeschaut werden:



Diese Erfahrungen aus Großbritannien zeigen, was schief laufen kann und wie teuer dies unter Umständen werden kann. Die HEnW und der Hamburger Senat müssen für mehr Transparenz bei den Planungen für Tiefstack sorgen, damit alle Hamburger*innen erfahren, was da auf sie zukommt.