Keine Menschenrechts-Verletzungen für EU-Importe!

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Aktivist*innen bereiten Aktion vor EU-Rat vor
Vor dem Rat der EU haben im Mai 2022 Vertreter*innen der Zivilgesellschaft aus Brasilien und Europa für die Anerkennung von Rechten indigener Völker in der EU-Gesetzgebung protestiert.

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Die Protestgruppe steht mit Banner vor dem EU-Rat in Brüssel.
Jabson Nagelo da Silva, Vertreter des Indigenen Rat von Roraima: „Die Expansion der Agrarindustrie führt zu einer Eskalation der Gewalt gegen traditionelle Gemeinschaften und indigene Völker. Wer Soja aus Brasilien kauft, stimmt der Abholzung, Landraub, Gewalt, Mord und Verfolgung indigener Völker zu.“

Die Achtung der Rechte indigener Völker und deren Landbesitz müssen in die EU-Verordnung gegen Entwaldung aufgenommen werden. Das forderten heute zwei Vertreter*innen indigener Gemeinschaften aus Brasilien gemeinsam mit den zivilgesellschaftlichen Organisationen Canopée, Mighty Earth, Rainforest Foundation Norway und ROBIN WOOD. Valéria Pereira Santos, Vertreterin der Pastoral Land Commission und Jabson Nagelo da Silva vom Indigenen Rat von Roraima berichten heute Nachmittag dem EU-Parlament in Brüssel über Landraub und Gewalt aufgrund des Sojaanbaus. Am Morgen hatten sie vor dem Europagebäude in Brüssel, dem Sitz des EU-Rates, gemeinsam mit NGO-Vertreter*innen demonstriert.

„Das Soja, das Europa aus Brasilien importiert, ist mit Blut befleckt. Der Anbau verursacht den Ökozid des Cerrado und den kulturellen Genozid traditioneller Völker und Gemeinschaften“, sagte Valeria Pereira Santos.

Jabson Nagelo da Silva ergänzte: „Die Expansion der Agrarindustrie führt zu einer Eskalation der Gewalt gegen traditionelle Gemeinschaften und indigene Völker. Wer Soja aus Brasilien kauft, stimmt der Abholzung, Landraub, Gewalt, Mord und Verfolgung indigener Völker zu.“

Schätzungsweise 3,5 Millionen Hektar Tropenwald wurden zwischen 2005 und 2017 abgeholzt, um Rohstoffe zu gewinnen, die die EU importiert hat. Allein der Anbau von Soja und die Rinderzucht führten zur Zerstörung von mehr als 400.000 Hektar Wald in den Tropen.

Um diese Abholzung einzudämmen, hat die EU-Kommission im November 2021 einen Vorschlag für eine neue Verordnung gegen „importierte Entwaldung“ vorgelegt. Diese Verordnung kann zum globalen Schutz von Wäldern beitragen, versagt aber in der jetzigen Form beim Schutz von Menschenrechten. So verpflichtet der Vorschlag Unternehmen nicht, Landrechte anzuerkennen und die Rechte indigener Völker zu achten. Derweil fördert die EU weiterhin die Verwendung von Sojaöl in Agrokraftstoffen durch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) und heizt damit die Entwaldung zusätzlich an.

Sowohl die Verordnung gegen die Entwaldung als auch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie werden zurzeit vom EU-Rat und dem EU-Parlament diskutiert. Daher ist es richtig, jetzt einzuhaken und Nachbesserungen zu verlangen, so dass EU-weit der Konsum von Rohstoffen unterbleibt, die mit Abholzung und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehen.

Anmerkungen für die Redaktion:

  • Valeria Pereira Santos und Jabson Nagelo da Silva werden heute an einer Podiumsdiskussion im Europäischen Parlament teilnehmen, die von MdEP María Soraya Rodríguez Ramos und MdEP Martin Häusling zusammen mit Transport & Environment und der Rainforest Foundation Norway veranstaltet wird. Sie können an dieser Veranstaltung virtuell über diesen Link (https://broadcaster.interactio.eu/join/zw3e-yk1r-bhk3) teilnehmen oder, wenn Sie akkreditiert sind, in den Raum Spinelli 5E1 gehen. Die Veranstaltung beginnt um 14:00 Uhr.
  • Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments wird über die Änderungsanträge zur Erneuerbaren-Energien-Richtlinie nächste Woche, am 16./17. Mai abstimmen.

Pressekontakt:

  • Klervi Le Guenic, Canopée, Tel. +33 7 52 64 08 54, klervi.leguenic [at] canopee-asso.org
  • Fenna Otten, ROBIN WOOD, Tel. +49 160 3441208, tropenwald [at] robinwood.de