Kein Palmöl aus Raubbau!

Protestaktion an der Fettraffinerie in Brake: Solidarität mit von Ausbeutung betroffenen Menschen / Für ein starkes Lieferkettengesetz!

24. Mai 2025
Tropenwald
Gemeinsame Pressemitteilung von ROBIN WOOD und Initiative Romero (CIR)
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Bannerprotest im Hafen in Brake gegen Palmöl aus Raubbau
Foto: Julian Smaluhn / ROBIN WOOD
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ROBIN WOOD fordert ein starkes Lieferkettengesetz, damit Agrarkonzerne für Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen werden können
ROBIN WOOD / Fenna Otten
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Yoni Rivas aus Honduras (li.) und Gladis Mucú aus Guatemala sind heute auf der Weserinsel Harriersand zu Gast. Sie berichten auf dem dort stattfindenden Wesercamp von den Schäden und der Gewalt durch die Palmölindustrie in ihren Ländern und den Widerstand der lokalen Bauernorganisationen.
Ute Bertrand / ROBIN WOOD
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Brake im Landkreis Wesermarsch ist einer der wichtigsten Umschlagplätze für Agrarstoffe wie Palmöl und Soja in Deutschland
Pressemitteilung

„Verfolgung? Vertreibung? Verantwortung! Kein Palmöl aus Raubbau!“ – ein Banner mit dieser Aufschrift haben ROBIN WOOD-Aktivist*innen heute zwischen zwei Dalben in der Weser an der Fettraffinerie von Olenex in Brake bei Bremen entrollt. Brake im Landkreis Wesermarsch ist einer der wichtigsten Umschlagplätze für Agrarstoffe wie Palmöl und Soja in Deutschland. Zurzeit treffen sich dort Umweltschützer*innen im Wesercamp und tauschen sich darüber aus, wie die Landwirtschaft gerechter und solidarischer werden kann. Mit dabei sind Vertreter*innen von Kleinbäuer*innen aus Anbauregionen des Palmöls in Honduras und Guatemala.

 

„Wir protestieren heute an der Fettraffinerie von Olenex in Brake, damit Raubbau und Ausbeutung für Palmöl beendet werden“, sagt Aktivist*in Jona von ROBIN WOOD Bremen. „Wir zeigen unsere Solidarität mit Menschen in den Anbauländern, die für die Ölpalmen-Plantagen gewaltsam von ihrem Land vertrieben werden! Und wir fordern ein wirksames Lieferkettengesetz, damit Unternehmen für Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen werden.“

Palmöl aus Raubbau in Zentralamerika

Das Palmöl-Geschäft boomt, der weltweite Konsum des Öls wächst und wächst. Es ist vielfältig verwendbar – in Lebensmitteln und Kosmetika ebenso wie als Kraftstoff. Den Nutzen aus dem Geschäft ziehen Unternehmen wie Olenex, das mehrere Raffinerien in ganz Europa betreibt und als Joint Venture von den globalen Branchenriesen ADM und Wilmar gegründet wurde. Den Preis zahlen Menschen in den tropischen Anbauländern des Rohstoffs. Dort wird in großem Stil Wald zerstört, um Ölpalmen in Monokultur anzupflanzen – mit gravierenden Schäden auch für Klima und Artenvielfalt. 

Ruiniert wurden zunächst vor allem Wälder in Indonesien und Malaysia. Nun expandiert der Anbau in neuen Regionen. Deutschland importiert seit 2023 Palmöl hauptsächlich aus Zentralamerika. Auch Olenex in Brake verarbeitet Palmöl von Unternehmen aus Zentralamerika: von Corporación Dinant aus Honduras und Industria Chiquibul aus Guatemala, die beide in der Kritik stehen.

Verfolgung? Vertreibung? – Gäste aus Zentralamerika berichten beim Wesercamp

„Ich habe durch die Palmölindustrie mein Zuhause verloren und werde für mein Engagement im Widerstand gegen die Palmölindustrie verfolgt“, berichtet Yoni Rivas, Sprecher der Plataforma Agraria del Aguán, einem Bündnis von Bauernorganisationen im honduranischen Aguán-Tal. Er besucht heute zusammen mit Gladis Mucú aus Guatemala das Wesercamp. 

Im Aguán-Tal arbeitet der Palmölhersteller Corporación Dinant. Seit Jahren gehen dort bewaffnete Gruppen gewaltsam gegen die Genossenschaften von Kleinbäuerinnen und -bauern vor, die ihre Lebensgrundlage schützen wollen und ihr Recht auf Land geltend machen. Erst vor wenigen Wochen wurden über 150 Familien einer Kooperative vertrieben, es gab mehre Tote.

Auf Grundlage des deutschen Lieferkettengesetzes hat die Initiative Romero daher am 11. April 2025 bei der zuständigen Behörde, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), eine Beschwerde gegen Unternehmen eingereicht, die Palmöl von Dinant beziehen.

Die Gemeinde von Gladis Mucú im Norden Guatemalas ist von massiver Wasserverschmutzung betroffen, für die das Unternehmen Industria Chiquibul verantwortlich gemacht wird. „Wir fordern Aufklärung und internationale Solidarität! Wir wollen in Frieden und nach unseren Traditionen leben. Ölpalmen wollen wir nicht“, sagt Gladis Mucú.

Verantwortung! Starkes Lieferkettengesetz notwendig!

„Ausbeutung in globalen Lieferketten ist ein riesiges Problem, dem mit freiwilligen Selbstverpflichtungen und Zertifizierung nicht beizukommen ist. Deshalb brauchen wir ein starkes Lieferkettengesetz“, sagt Fenna Otten, ROBIN WOOD-Tropenwaldreferentin.

Die neue Bundesregierung steuert genau in die entgegengesetzte Richtung: Sie will das deutsche Lieferkettengesetz abschaffen. Bundeskanzler Friedrich Merz sprach sich kürzlich obendrein klar gegen die geplante EU-Lieferketten-Richtlinie (CSDDD) aus, die bis 2028 in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Statt Transparenz und Sanktionen bei Verstößen dürften Unternehmen dann weiterhin Profit aus ihren dreckigen, verantwortungslosen Lieferketten ziehen.

Wer mithelfen will, dies zu verhindern, kann die Petition „Keine Gewinne ohne Gewissen – Menschenrechte und Umwelt schützen!“ unterstützen, die ROBIN WOOD und die CIR gemeinsam mit einem zivilgesellschaftlichen Bündnis von über 90 Organisationen gestartet haben.

ROBIN WOOD engagiert sich seit vielen Jahren mit Initiativen aus dem globalen Süden gegen Raubbau für Palmöl. Auch in Brake gab es bereits im September 2012 eine Protestaktion gegen Wilmar.

Kontakt:

  • ROBIN WOOD: Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 0171 8359515, presse@robinwood.de
  • Romero Initiative (CIR): Sarah Lethmate, Pressereferentin, Tel. 0251 674413 41, Lethmate@ci-romero.de 

Fotos der Aktion, die Redaktionen frei bei Nennung der Quelle verwenden dürfen, finden Sie hier.