Kein Geflügelfleisch aus Raubbau-Soja!
Kletterprotest am Futtermittel-Silo des Fleisch-Konzerns Rothkötter im Emsland
„Tropenwald nicht verfüttern“ – ein Banner mit dieser Aufschrift haben Aktive der Umweltorganisationen ROBIN WOOD und Mighty Earth heute Vormittag am Futtermittel-Silo der Firma Rothkötter im Eurohafen Haren im Emsland entrollt. Sie fordern von Rothkötter, die Verwendung von Soja aus Entwaldung sicher und nachvollziehbar auszuschließen. Das Unternehmen ist einer der größten Geflügelfleischproduzenten in Deutschland und ein Hauptlieferant der Discounter Lidl, Aldi Süd und Netto Marken-Discount. Im Eurohafen befindet sich Rothkötters größte Futtermittelanlage.
ROBIN WOOD und Mighty Earth haben recherchiert. Anhand von Satellitenbildern, Schiffs- und Navigationsdaten sowie Undercover-Interviews mit Hafenmitarbeiter*innen können die Umweltschützer*innen Schiffsbewegungen zwischen den Futtermittel-Silos der Agrarfirmen Bunge und Cargill in Amsterdam und dem Silo von Rothkötter in Haren nachweisen.
Das Brisante: Bunge und Cargill wurden im Mai 2018 von der brasilianischen Umweltbehörde im Zusammenhang mit illegalen Entwaldungen für den Sojaanbau mit hohen Strafzahlungen belegt.
Beide Firmen haben unter den bekannten Agrarhändlern zudem das höchste Entwaldungsrisiko für Soja in Südamerika: In Regionen, in denen entweder nur Cargill oder nur Bunge Silos besitzen, wird besonders viel und oft gerodet.
„Rothkötter muss die Verwendung von Soja aus Tropenwaldraubbau sicher und nachvollziehbar ausschließen. Der Schutz muss sich dabei auf alle tropischen Wälder erstrecken, nicht allein auf den brasilianischen Amazonas-Regenwald“, fordert Tina Lutz, Tropenwaldreferentin bei ROBIN WOOD. „Ansonsten macht sich das Unternehmen mitschuldig an Waldzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in den Herkunftsländern des Soja.“
Allein für die hiesige Tierproduktion wird in Südamerika auf einer Fläche von 2,5 Millionen Hektar Soja in Monokultur angebaut – wofür Wälder zerstört und Menschen von ihrem Land vertrieben werden. Um den Druck von den tropischen Wäldern zu nehmen, drängt ROBIN WOOD daher auf einen Ausstieg aus dem Eiweißfutter-Import aus Übersee und auf eine drastische Reduktion der Tierproduktion.
Der „Deutsche Verband Tiernahrung“, der auch Rothkötter vertritt, tut viel zu wenig, um die Lieferketten seiner Mitglieder frei von Ressourcen aus Abholzung zu halten. Die von der Branche erarbeiteten europäischen Leitlinien für nachhaltige Sojabeschaffung sind nicht mehr als eine unverbindliche Empfehlung.
Im Januar 2018 hatten Mighty Earth und ROBIN WOOD die wichtigsten deutschen Futtermittel- und Fleischproduzenten, darunter Rothkötter, um Auskunft gebeten, ob sie Soja von Bunge oder Cargill beziehen und die Offenlegung von Systemen zur Rückverfolgbarkeit verlangt. Rothkötter verweigerte die Auskunft.
ROBIN WOOD und Mighty Earth starteten daraufhin ihre investigative Recherche und untersuchten die Verbindung von Rothkötter mit Bunge und Cargill. Die Ergebnisse fassten sie im Bericht „Raubbau für Geflügelfleisch“ zusammen, den sie heute veröffentlichen. Zuvor gaben sie Rothkötter erneut Gelegenheit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, erhielten aber wiederum keine Antwort.
ROBIN WOOD hat zudem heute die Abnehmer von Rothkötters Geflügelfleisch schriftlich aufgefordert, die Geschäftsbeziehungen mit Rothkötter nur weiterzuführen, wenn das Unternehmen Soja aus Entwaldung sicher und nachvollziehbar ausschließt.
„Aldi Süd und Lidl sowie der Mutterkonzern von Netto Marken-Discount, Edeka, haben sich dem 100 Prozent-Ziel für nachhaltiges Futter-Soja verpflichtet. Auch ihre Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel. Sie dürfen sich nicht länger hinter ihren Hausmarken verstecken, unter denen sie das Rothkötter-Fleisch vermarkten“, sagt Anahita Yousefi, Campaignerin bei Mighty Earth.
Die heutige Protestaktion bei Rothkötter findet einen Tag vor der Eröffnung der weltweit größten Messe für Tierproduktion „EuroTier“ in Hannover statt. Dagegen haben mehrere Gruppen, darunter Animal Climate Action und die Bürgerinitiative Wietze, in dieser Woche Proteste und eine Demonstration angekündigt. Aktive von ROBIN WOOD, Mighty Earth und anderen werden am 13. November ab 10:00 Uhr vor dem Messeeingang Nord in Hannover mit einem Infostand vertreten sein.
Für Rückfragen:
ROBIN WOOD: Tina Lutz, Tropenwaldreferentin, Tel. +49 (0)163 / 28 22 403, tropenwald [at] robinwood.de und Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. +49 (0) 171 / 835 95 15, presse [at] robinwood.de
MIGHTY EARTH: Anahita Yousefi, Campaign Director, +47-993 / 864 37, anahita [at] mightyearth.org
Termin-Hinweis
ROBIN WOOD-Infostand vor der Messe EuroTier in Hannover, Messegelände (Eingang Nord), Dienstag, 13.11.2018 ab 10:00 Uhr