Becherverschwendung weiterhin nicht gestoppt

Auch im Jahr 2018 werden wieder Milliarden Wegwerfbecher über die Theke gehen. Trotz großer Kampagnen von Umweltschutzorganisationen wie ROBIN WOOD und viel Aufmerksamkeit aus Medien und Gesellschaft, ist die Becherflut nicht gestoppt. Auch das Unternehmen Backwerk, dem ROBIN WOOD-Aktivist*innen im Dezember 2016 aufs Dach stiegen, verringerte seine enorme Ressourcenverschwendung kaum. ROBIN WOOD fordert kurzfristig die Einführung einer Abgabe von mindestens 20 Cent auf jeden Wegwerfbecher und mittelfristig deren Abschaffung.

Noch Anfang 2017 sah es so aus, als könnten schnelle Fortschritte erzielt werden. Auf Druck von Umweltorganisationen ließen viele Unternehmen erstmals die Befüllung von mitgebrachten Mehrwegbechern zu und unterstützten dies durch einen Rabatt. Die Stadtstaaten Hamburg und Berlin formulierten das Ziel eines Pfandsystems für Mehrwegbecher. Doch beide Länder haben diesen Schritt bisher nicht gewagt. Statt politische Vorgaben zu machen, setzen sie lediglich darauf, dass Unternehmen sich freiwillig an Initiativen für kleine Rabatte beteiligen („Kehr.Wieder“ in Hamburg und „BetterWorldCup“ in Berlin).

„Statt die ökologische Begrenztheit von Rohstoffen ernst zu nehmen, haben die beiden größten deutschen Städte kleine Imagekampagnen für sich und einige Unternehmen geschaffen. Ein Sprecher der Kampagne in Berlin hält sogar eine Verringerung von nur einem Prozent für einen Fortschritt. Wirksame Umweltpolitik sieht anders aus“, sagt Jannis Pfendtner, Waldreferent bei ROBIN WOOD.

Das rasante Verschwinden der Plastiktüte zeigt, dass Wegwerfprodukte drastisch reduziert werden können. „In Irland“, so Pfendtner, „konnte die Zahl der Plastiktüten durch eine Abgabe innerhalb von fünf Monaten um 90 Prozent reduziert werden. Das geht auch für Becher: Eine Extra-Abgabe für Wegwerfbecher setzt das Zeichen, dass diese nicht mehr die Normalität darstellen – sondern die Ausnahme.“ Pfandsysteme für Mehrwegbecher, die in Städten wie Freiburg oder an Universitäten bereits funktionieren, helfen ebenfalls, den Bechermüll zu verringern.

Vor gut einem Jahr übergab ROBIN WOOD rund 4.200 Protest-Unterschriften an die Geschäftsführung der SB-Bäckereikette Backwerk. Vorausgegangen war eine monatelange Kampagne und schließlich im November 2016 eine medial begleitete Kletteraktion an der Backwerk-Zentrale in Essen. ROBIN WOOD und die Unterzeichner*innen forderten den Müllberg bei Backwerk zügig zu reduzieren.

Ein Jahr später zieht Pfendtner ein gemischtes Fazit: „Die Erlaubnis, seinen eigenen Becher befüllen zu können und die entsprechende Hinweissticker in den Filialen sind erste Schritte in die richtige Richtung, ebenso die begonnene Einführung von Tassen in allen größeren Filialen. Doch eine wesentliche Verringerung des Papierverbrauchs ist bisher nicht zu erkennen. Der Wegwerfbecher ist bei Backwerk noch immer die erste Wahl.“

Zu beobachten bleibt, ob die Kette – wie für das erste Halbjahr 2018 angekündigt – flächendeckend zehn Cent Rabatt auf die Befüllung eigener Becher gewähren wird.

Neben den Bechern setzt Backwerk auch auf weitere Wegwerfprodukte aus Papier: Den ROBIN WOOD-Forderungen, Teller für bleibende Gäste anzubieten und die Tablett-Papiere abzuschaffen, die meist direkt nach dem Bezahlen weggeworfen werden, wollte Backwerk nicht entgegenkommen.

Für Rückfragen:

Jannis Pfendtner, Waldreferent, Tel. 040 / 380 892 11, wald [at] robinwood.de
Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 040 / 380 892 22, presse [at] robinwood.de