Tschüss Wegwerfbecher?

August 2017 – Seit mindestens anderthalb Jahren wird in Deutschland über den Pappbecher diskutiert. Dass der Coffee-to-go nicht das Beste für die Umwelt ist, weiß inzwischen fast jede*r. Dass die Papierbecher weder recycelt noch aus Altpapier hergestellt werden, ist sicher auch schon einigen bekannt. Und der*die aufmerksame Leser*in hat schon von so vielen Aktionen zur Becherreduzierung gehört, dass er*sie kaum noch den Überblick behalten kann: Seien es das Pfandsystem in Freiburg, der #betterworldcup in Berlin oder der Becherbonus in Hessen – die Suche nach der Alternative zum Wegwerfbecher ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Während sich einige nun bereits sehr grün und ökologisch vorkommen, sollten wir aber nüchtern überprüfen, was insgesamt bisher erreicht wurde.

Um es vorwegzunehmen, hier gibt es Licht und Schatten: Viele Unternehmen haben im letzten Jahr zwar die Befüllung von mitgebrachten Mehrwegbechern erlaubt und teilweise darauf auch einen Rabatt ausgesprochen (zwischen 10 – 30 ct), was die Mindestforderungen von ROBIN WOOD waren. Auch haben engagierte Bürger*innen und Kommunen auf lokaler Ebene eigene Pfandsysteme gestartet, wie in Freiburg, Eberswalde, Rosenheim oder Göttingen. Dennoch: In keinem Fall konnte bisher eine sehr große Reduktion des Konsums von Wegwerfgütern bilanziert werden. Im Gegenteil bemerken wir ein klassisches Problem der marktorientieren Nachhaltigkeitsmaßnahmen: Diejenigen, die sich viele Gedanken über die Umwelt machen, sind zufriedener, denn sie können nun mit ihrem Becher fast überall hingehen und bekommen sogar oft noch Rabatte. Sie nehmen war, dass sich das Umfeld für sie eindeutig zum Besseren verändert hat. Wer allerdings nicht zu diesem (relativ kleinen) Gesellschaftsfeld des sehr umweltbewussten Bürgers gehört, geht weiterhin in den gleichen Laden, nimmt sich den gleichen Wegwerfbecher wie vorher und merkt überhaupt keine Veränderung im Alltag. Das mensch sich auch Mehrwegbecher mitbringen könnte, wird meist gar nicht realisiert. So gibt beispielsweise Starbucks schon seit einigen Jahren 30 ct Rabatt auf die Befüllung eigener Becher, doch wie viele ihrer Kund*innen wissen das schon? Der Kritik umweltbewegter Menschen wird so der Boden entzogen („Es ist doch jetzt möglich – was wollt ihr denn jetzt noch?“), an der gesamtgesellschaftlichen Ressourcenverschwendung ändert sich aber wenig.

Genau das meinen wir aber, wenn wir davon sprechen, dass es zu einer massiven Reduktion der Wegwerfprodukte kommen muss und nicht nur zu hippen, grünen Werbekampagnen für das Stadtmanagement. Wir müssen die Debatte mit der Anerkennung der Tatsache beginnen, dass eine ökologische Zukunft keinen Platz mehr für Wegwerfprodukte (kein effizientes Recycling, Verschwendung langsam wachsender Rohstoffe, hoher Strom- und Wasserverbrauch ...) hat. Im zweiten Schritt müssen wir uns fragen, wie können wir diese jetzt schnell massiv reduzieren und drittens Alternativen finden, die umwelt- und verbraucherfreundlich sind.

Konkret zum Wegwerfbecher: Aus Sicht von ROBIN WOOD heißt das, dass es ein angekündigtes Verbot mit Übergangszeit der Becher geben sollte – Unternehmen würden dann plötzlich ganz schnell an wiederverwendbaren Lösungen arbeiten. Alternativ könnte es eine Abgabe auf jeden Wegwerfbecher eingeführt werden. Denn am Beispiel Plastiktüte haben wir gesehen, wie es funktionieren kann: Ihre Zahl ist in Deutschland in den letzten beiden Jahren schon deutlich gesunken. In Ländern mit gesetzlich verpflichtenden Abgaben wie in England konnte die Zahl der Plastiktüten innerhalb von sechs Monaten um 85% reduziert werden! Mit dieser positiven Erfahrung wird dort auch eine kleine Abgabe auf Wegwerfbecher gefordert. Schon eine kleine Zusatzzahlung ist ein weitaus wirksamerer Anreiz für Verhaltensänderung als ein Rabatt. Wichtig dabei: Sie muss nicht hoch sein, es kommt auf die Signalwirkung an, die jedes Mal beim Stehen an der Kasse gesetzt wird.

Über das Thema wurde in den letzten Monaten lange geredet. Jetzt ist es Zeit für effiziente Maßnahmen, damit wir auch in den Bereich 85% Verringerung kommen – Wälder, Klima und Stadtreinigungen werden es uns danken!