Aktivist*innen fordern Stopp der Verbrennung von Waldholz

Aktivist*innen von ROBIN WOOD aus Deutschland und dem Clean Air Committee aus den Niederlanden haben heute bei der European Pellets Conference 2022 gegen die Verbrennung von Holz im großen Stil protestiert. Sie hängten ein Banner mit der Aufschrift “Don’t burn our forests for Energy!“ in die Bäume vor dem Haupteingang der Stadthalle in Wels, in der die renommierte Konferenz stattfindet.

Viele Holzkraftwerke und Holzpelletfabriken in Europa verwenden, entgegen ihrer Behauptung der Nutzung von Restholz und Sägeabfällen, offenbar jetzt schon direkt aus dem Wald geschlagenes Stammholz, wie ein gestern von der Forest Defenders Alliance veröffentlichter Report offen legt. Der Biomasseverband und der Waldverband Österreichs fordern derzeit „Holzreserven zur Überwindung der Energiekrise“ als Alternative zu fossilen Energieträgern aus Russland durch „verstärkte Waldpflegemaßnahme“ zu verwenden.

Doch mehr Wald abzuholzen und zu verbrennen, hilft nicht in der Bewältigung der Energiekrise. Die Wissenschaft warnt vor genau solchen Entwicklungen und das hauseigene Wissenschaftsteam der Europäischen Kommission (JRC) bezeichnet selbst das Verbrennen von stark dimensioniertem Totholz als "lose-lose-Szenario" für die Biodiversität und das Klima. Europa nutzt derzeit 80 Prozent des jährlich nachwachsenden Holzes. Etwa die Hälfte davon wird sofort verbrannt, weitere 30 bis 35 Prozent werden für kurzlebige Produkte verwendet, die innerhalb von ein bis zwei Jahren als CO2-Emission enden. Wollten wir nur zehn Prozent der fossilen Energieträger, die wir aus Russland importieren durch Energie aus Holz ersetzen, müssten wir 60 Prozent mehr Holz verbrennen.

„In Wahrheit ist Holzverbrennung im großen Stil ein Irrweg, der die Erreichung der Klimaziele erschwert und zu einer weiteren Degradierung unserer bereits geschädigten Wälder führt. Anstatt den Nutzungsdruck auf Wälder zu reduzieren und eine Entwicklung hin zu naturnahen Wäldern zu fördern, würde der Trend in Richtung verstärkte Nutzung und Plantagen statt Naturwald gehen. Das müssen wir verhindern,“ sagt Fenna Swart vom Clean Air Committee.

Karl Wagner, Umweltcampaigner und Biologe, sagt: "Ein Wachstum der Pelletindustrie stellt eine ernsthafte Gefahr für die Wälder nicht nur in Österreich und in Europa, sondern weltweit dar. Jegliche Subventionierung dieser Industrie ist ein Irrweg."

Die Organisationen richten sich mit ihrer Aktion insbesondere an Leonore Gewessler, österreichische Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobiltät, Innovation und Technologie, Robert Habeck, deutscher Bundesminister für Klima und Wirtschaft und Steffi Lemke, deutsche Bundesumweltministerin. Sie fordern den Stopp der Subventionen für die Holzverbrennung im Rahmen der Ziele für erneuerbare Energien. Das Geld sollte in den Ausbau sauberer, erneuerbarer Energien wie Solar- und Windenergie oder Wärmepumpen investiert werden.

„Wir können nicht erwarten, dass die Pelletindustrie ihr Profit- und Wachstumsstreben beendet. Wir richten uns daher direkt an die Öffentlichkeit und an die zuständigen Politiker*innen. Die Holzverbrennung ist kein Weg aus der Klimakreise, sie ist das Gegenteil. Das schlimmste, was wir unseren Wäldern und ihrem wertvollen Rohstoff Holz antun können, ist sie zu verbrennen. Das muss aufhören!“, sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD.

Kontakt:

  • Jana Ballenthien, Waldreferentin ROBIN WOOD, wald [at] robinwood.de, +49 40 38089 211 (mit Telefonumleitung vor Ort)
  • Fenna Swart, Kampagnendirektorin Clean Air Committee, fennaswart25 [at] gmail.com, +31 6 415 14 330
  • Karl Wagner, österreichischer Umweltschützer und Bioökonom, k.wagner [at] realizing-visions.eu, +43 664 4129369

 

Hintergrundinformationen:

  1. Bei der Verbrennung von Holz entsteht CO2. Eine kohlenstoff-freie Ökonomie bedeutet daher eine Abkehr nicht nur von Öl, Kohle und Gas, sondern auch von Holz hin zu sauberen, erneuerbaren Energiequellen, Effizienz und Suffizienz.
  2. Um das Pariser Klimaziel zu erreichen, müssen wir die CO2-Emissionen europaweit drastisch reduzieren und gleichzeitig mehr Kohlenstoff dauerhaft im Wald speichern.
  3. Holzverbrennung durch steigenden Verbrauch von Pellets und durch industrielle Nutzung in konvertierten Kohlekraftwerken erreicht genau das Gegenteil. Bei der Verbrennung von Holz wird der Kohlenstoff sofort als CO2 emittiert. Der Wald braucht viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte, um dieses CO2 wieder zu absorbieren. In den ersten zehn Jahren nach der Holzentnahme ist zudem der Waldboden aus Kahlschlägen ein Nettoemittent von Kohlenstoff.
  4. Wälder erfüllen viele Funktionen für das Allgemeinwohl: Neben ihrer Funktion als natürliche CO2-Senke regulieren sie die lokale Temperatur und den Wasserhaushalt, schützen vor Erosion und sind unser wichtigster Partner im Kampf gegen die Klimakrise. Wälder beherbergen zudem einen wesentlichen Teil von Europas Biodiversität, sie sind wichtig für Erholung und Tourismus und vieles mehr.