Białowieża: Ruhe für den Wald – dauerhaft?

Nach Monaten der Hiebe und Fällungen im bis zu 8.000 Jahre alten Urwald an der Ostgrenze Polens konnte der Europäische Gerichtshof die Zerstörung im November 2017 stoppen. Schon im Juli hatte der Gerichtshof eine – auf europäischer Ebene – sehr seltene einstweilige Verfügung gegen weitere Einschläge verhängt: Die polnische Regierung ignorierte diese allerdings und flüchtete sich in seltsame Ausflüchte. Erst als der EuGH dann eine Geldstrafe von 100.000 Euro pro weiteren verstoßenen Tag androhte, wurde der Raubbau gestoppt.

Der letzte Tiefland-Urwald Europas, Heimat des gigantischen Wisents, wurde seit Beginn der Bedrohung von mutigen Aktivist*innen aus Polen geschützt. Zur Unterstützung dieser hatte sich spontan eine europaweite Bewegung aus Umweltgruppen gefunden. In Deutschland organisierte ROBIN WOOD eine Solidaritätsaktion vor dem Polnischen Institut in Berlin, die viel Beachtung fand, und konnte mit vielen großen Umweltorganisationen einen offenen Brief an den polnischen Botschafter versenden. Die Kritik aus Wissenschaft und Umweltschutz an der Zerstörung der Reste der europäischen Wildnis fand ihren Widerhall rund um die Welt.

Inzwischen sind die Zeichen etwas positiver, auch wenn alle gespannt auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs warten. Der neue Ministerpräsidenten Morawiecki versicherte, dass Polen sich an die Entscheidung des Gerichts halten werde. Auch die Auswechslung des ehemaligen Umweltministers, Hardliner Jan Szyszko, kann als Zeichen der Entspannung gewertet werden. Unter ihm begannen nicht nur die Fällungen in Białowieża, sondern auch eine monatelange Kampagne gegen Natur- und Umweltschützer*innen.

Am 20. Februar kam die nächste gute Nachricht: Der EU-Generalanwalt Yves Bot empfiehlt dem Gericht gegen die Linie der polnischen Regierung und somit für den Schutz des Waldes zu entscheiden. Die bis zu 600 Jahre alten Eichen und ca. 20.000 Tierarten können damit erstmal aufatmen. Zumindest bis zur endgültigen Entscheidung des Gerichts.