Europäischer Gerichtshof stoppt Rodungen im Białowieza-Urwald

Die seit Monaten andauernden Proteste und Blockaden gegen die unrechtmäßige Zerstörung von Europas letztem Tiefland-Urwald haben zu einem ersten großen Erfolg geführt. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) verfügte gestern einen sofortigen Stopp der Abholzungen im Białowieza-Urwald. Falls sich Polen dieser Entscheidung widersetzt und die Rodungen fortführt, werden Strafzahlungen von täglich 100.000 Euro fällig. Mit dieser Strafandrohung reagiert der Gerichtshof ungewöhnlich scharf. Weitere Schädigungen des Naturerbes sollen so auf jeden Fall verhindert werden.

Bereits im Sommer hatte die EU-Kommission Polen vor dem Europäischen Gerichtshof wegen der Verletzung europäischen Naturschutzrechts verklagt. Das Gericht hatte daraufhin einen sofortigen Stopp der Rodungsarbeiten bis zur endgültigen Entscheidung angeordnet. Dies wurde aber von der polnischen Regierung komplett ignoriert. Nun hat das Gericht die Klage der EU-Kommission bestätigt.

Die polnische Regierung hat die Rodungsarbeiten umgehend gestoppt. Sie begründet dies jedoch mit dem erfolgreichen Abschluss ihrer Maßnahmen gegen den Borkenkäfer. Die polnische Regierung hatte die im März 2017 begonnen Rodungen mit der Bekämpfung des Borkenkäfers sowie Sicherungsmaßnahmen für Forststraßen gerechtfertigt. Und dies obwohl Borkenkäfer in naturnahen Wäldern zu einer natürlichen Erneuerung des Waldes und damit zu mehr Biodiversität beitragen und die meisten Rodungsarbeiten weit ab von Straßen stattfanden.

ROBIN WOOD hat von Anfang an massiv gegen die illegale Zerstörung des Waldes protestiert. Erst Anfang November haben wir mit den großen deutschen Umweltverbänden einen Protestbrief an den polnischen Botschafter versandt. Wir haben auch wiederholt über die örtlichen Proteste gegen die Waldzerstörung berichtet. Immer wieder war es dabei zur gewaltsamen Auflösung von friedlichen Blockaden gekommen.

Der Białowieza-Wald ist mit seinem Alter von mindestens 8.000 Jahren und seinen bis zu 20.000 Tierarten – darunter der Wisent – einmalig unter den Wäldern Europas und unersetzlich. Der einzige Tiefland-Urwald Europas liegt im Grenzgebiet zwischen Polen und Weißrussland. Während das Waldgebiet auf weißrussischer Seite komplett als Nationalpark unter Schutz gestellt ist, gilt dies für Polen nur zu etwa einem Fünftel.

Die Fällarbeiten haben bereits einen erheblichen Schaden angerichtet. Laut Recherchen der Umweltorganisation ClientEarth wurden allein zwischen Januar und August diesen Jahres ungefähr 140.000 Bäume im ältesten Teil des Urwaldes gefällt.