Vielfliegen für den Status?

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Shilouetten von Geschäftsreisneden am Flughafen
Den düsteren Rekord für's Vielfliegen ist wohl dem US-Amerikaner Tom Stuker zuzuschreiben. Dieser flog in seinem Leben bislang unglaubliche 23 Millionen Flugmeilen. Das entspricht ungefähr 925 Weltumrundungen und einer Klimawirkung von über 10.000 Tonnen CO2 – das ökologische Konsum-Limit ist ungefähr eine Tonne pro Kopf jährlich.
Foto ▸ Rob Wilson | unsplash

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Miles and More Statuskarte, Hintergrund: Businessklasse Flugzeug
Zum Erreichen des höchsten Status HON CIRCLE müssen Vielflieger*innen bei "Miles and More" 600.000 Bonusmeilen über zwei Jahre sammeln.
Foto ▸ Karte: Miles and More

Mit unserer Petition fordern wir, Vielflieger*innen zu besteuern, um klimaschädliche Flüge möglichst gerecht zu reduzieren. Währenddessen sorgt die Flugindustrie für das genaue Gegenteil: Flug-Bonusprogramme wie Miles and More schaffen Anreize möglichst häufig und unnötig zu fliegen.

Flugmeilen durch Flüge oder beim Einkaufen sammeln und für Prämien einlösen, so funktioniert das Grundprinzip von Bonusprogrammen für Vielflieger*innen. Die aktuell rund 36 Millionen Teilnehmenden bekommen je nach Anzahl der gesammelten Meilen Rabatte auf ihren nächsten Flug, können verschiedene Produkte damit kaufen oder sie erhalten ein Upgrade in die (noch klimaschädlichere) Business-Class.

Das Lufthansa-Tochterunternehmen Miles and More ist der größte Anbieter in Europa und stellt für die Lufthansa schon lange kein reines Kundenbindungsprogramm mehr dar. Vielmehr gilt es nach Einschätzungen von Wirtschaftsexpert*innen als einer der wichtigsten Grundpfeiler im Geschäftsmodell der Airline. Weil es bei vielen Kund*innen beliebt ist, Flugmeilen zu sammeln, kann Miles and More jede Bonusmeile bei kooperierenden Unternehmen für ein Vielfaches dessen verkaufen, was für die Airlines an Kosten entsteht und damit mehrere Millionen Euro Gewinn pro Jahr erzielen.

Dass wenige Reiche durch ihren Konsum mitunter das Tausendfache an klimaschädlichen Emissionen verursachen wie der Durchschnitt der Bevölkerung, steht immer mehr in der öffentlichen Kritik. Ein maßloses Mobilitätsverhalten mit Privatjets, Luxusautos und Vielfliegen trägt maßgeblich dazu bei. Die Absurdität zeigt sich besonders bei sogenannten Mileage Runs. Dabei handelt es sich um Flüge, die extra dafür unternommen werden, genügend Meilen für den nächsten Vielflieger-Status zu bekommen. Auf Webseiten wie „urlaubsguru“ oder „reisetopia“ finden sich zahlreiche Anleitungen zur Planung von Mileage Runs.  Der Brite Jean Arnas filmte sich zum Beispiel auf dem Youtube-Kanal einer Reiseagentur dabei, wie er in zwei Wochen 20 Flüge unternahm, um bis zum Jahresende einen Goldstatus zu erreichen.

Obwohl Airlines mit ihrer Werbung ein anderes Bild vermitteln wollen, sind Flüge weiterhin ein Privileg einer Minderheit. Weltweit sind nur rund 20 Prozent überhaupt jemals geflogen und auch in Deutschland ist es eine Minderheit, die einen großen Teil der Flugemissionen verursacht: Acht Prozent der Deutschen fliegen laut einer Umfrage mehr als dreimal pro Jahr. Diese mehrmaligen Flüge pro Jahr sind wohl häufig Geschäftsflüge, aber vermutlich auch Urlaubsflüge für eine kleine wohlhabende Gruppe von Menschen, die Vielfliegen als Statussymbol für ein kosmopolitisches oder luxuriöses Leben verstehen. In jedem Fall gilt: Die meisten Flüge sind durch Bahnfahrten oder virtuelle Treffen ersetzbar oder schlicht vermeidbar.

Dass durch Bonusprogramme Anreize für klimaschädliches Vielfliegen geschaffen werden, ist angesichts der enormen Emissionen nicht hinnehmbar. Um solche Programme trotz des gestiegenen Klimabewusstseins der Gesellschaft zu bewerben, setzt die Flugindustrie auf ein bekanntes Muster: Greenwashing. Miles and More wirbt damit, dass über die Funktion „mindfulflyer“ die CO2-Emissionen jedes Fluges angeblich kompensiert werden könnten, indem für Klimaschutzprojekte gespendet oder in „nachhaltige Flugkraftstoffe“ investiert wird. Dabei sind diese Kompensationen sehr häufig wirkungslos und die Versprechungen einer klimaneutralen Zukunft des Flugverkehrs maßlos übertrieben oder irreführend. Vor allem zeigt Miles and More jedoch, wie weit sich die Flugindustrie von dem Grundprinzip "vermeiden statt kompensieren" entfernt, wenn Flugpassagiere ihr Gewissen durch Kompensationszahlungen reinwaschen sollen, aber gleichzeitig Prämien fürs Vielfliegen erhalten.

Mit der ROBIN WOOD-Petition fordern wir die Bundesregierung auf, aktiv zu werden. Nötig ist es, Fehlanreize und Subventionen fürs Fliegen abzubauen und mehrmalige Flüge pro Jahr stärker zu besteuern.