Strategie und Widerstand

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Bau eines Soli-Baumhauses auf dem Klimacamp

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Die Polizei beschlagnahmt das Baumhaus auf dem Weg in den Hambacher Forst

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Podiumsdiskussion auf dem Klimacamp

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Vorbereitungen für die nächste Ende Gelände Aktion

Klimacamp Rheinland und Bedrohung des Hambi

Der Plan ist aufgegangen - wenn auch etwas anders als gedacht. Auf dem Klimacamp im Rheinland hat sich die Bewegung vernetzt und sich darauf vorbereitet, Widerstand gegen die Räumung und Rodung des Hambacher Forst zu leisten.

Nach Jahren, in denen sich die Zahl der Teilnehmer*innen vervielfältigt hatte – von ein paar wenigen Hundert auf teilweise mehrere Tausend – und in einem Sommer mit acht Klimacamps alleine in Deutschland und den Nachbarländern, war es dieses Jahr der Wunsch, ein kleineres Klimacamp im Rheinland zu veranstalten und den Fokus auf Vernetzung, Wissensaustausch und Strategiedebatten innerhalb der Klimagerechtigkeitsbewegung zu legen. So gab es Workshops, ein mehrtägiges ‚skillshare‘ des europäischen Klimabewegungsnetzwerk ‚Climate Justice Action‘ und am Wochenende wurde zu einer Strategiekonferenz eingeladen. Schon vorab hatten einige Gruppen Texte darüber verfasst, welche Aktionen, Kampagnen und Themenschwerpunkte sie sich 2019 und in den kommenden Jahren vorstellen können.

Gleichzeitig war allen Anwesenden klar: Gerade muss es auch um ganz aktuelle Entwicklungen gehen. Seit Anfang letzter Woche zeichnet sich ab, dass die Besetzung im Hambacher Forst geräumt werden soll – und zwar schon deutlich früher als erwartet! Schon ab dem 22. August, also ab Mittwoch, könnten die Räumfahrzeuge im Hambacher Forst anrücken. Dabei würden zunächst die Bodenstrukturen (z.B. Küchenhütten und Türme) und anschließend die Baumhäuser der seit sechs Jahren bestehenden Waldbesetzung geräumt werden, um den Weg frei zu machen für die großen Rodungsmaschinen. Denn: Trotz der aktuellen Verhandlungen in der Kohlekommission, trotz des anhaltenden und breiten Protests gegen die Rodung des alten Waldes, trotz der Notwendigkeit jetzt aus der Kohle auszusteigen um das Klima zu schützen, will der Stromriese RWE ab dem ersten Oktober im Hambacher Forst roden.

Mit der Waldbesetzung ist der Hambacher Forst ein Symbol und zentraler Kristallisationspunkt für den Widerstand gegen Kohle geworden – weit über die Grenzen des Rheinischen Braunkohlereviers hinaus. Die Frage, wie gemeinsam auf die drohende Räumung reagiert werden kann, beschäftigt daher gerade die ganze Anti-Kohle-Bewegung. Auf dem Klimacamp wurde entsprechend viel diskutiert – in einer Vielzahl von kleinen und großen kurzfristig einberufen Treffen zwischen ganz unterschiedlichen Akteur*innen.

Soli-Baumhäuser

Und erste Pläne wurden gleich schon in die Tat umgesetzt: So wurde gemeinsam auf dem Camp ein Soli-Baumhaus gebaut, dass dann am Sonntag während des Waldspaziergangs als "Bürger*innen Baumhaus" in die Krone eines der Bäume im Hambacher Forst gezogen werden sollte. Das Baumhaus kam jedoch nie im Wald an – am Samstag Abend beschlagnahmte eine Hundertschaft der Polizei das Bauwerk auf einer Tankstelle. Doch so leicht lässt sich Solidarität nicht aus dem Weg räumen: Am Sonntag wurde spontan ein neues Baumhaus gebaut und unter den Augen von 500 anwesenden Waldspaziergangs-Besucher*innen sicher in einem Baum installiert.
Hier ein Video dazu.

Wie geht es weiter

Wenn die Räumungen los gehen, werden die kommenden Wochen für viele in der Klimabewegung – und zuvorderst für die Besetzer*innen des Hambacher Forsts - extrem anstrengend und emotional aufreibend. In dieser Situation hinterlässt das Klimacamp das wichtige Gefühl: wir sind eine Bewegung – und wenn es darauf ankommt ziehen wir an einem Strang.