Offener Brief zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie im Verkehr

Zurzeit berät die Bundesregierung zur nationalen Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie im Verkehrssektor. Das Umweltministerium hatte einen Gesetzesentwurf vorgelegt, jetzt läuft die Abstimmung mit dem Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Verkehrsministerium.

Die Agrokraftstoff-Branche spricht derzeit gern über den angeblich wichtigen Beitrag von Agrokraftstoffen aus Pflanzenölen für den Klimaschutz. ROBIN WOOD  hat dazu nun gemeinsamen mit vielen weiteren Umweltverbänden  in einem Offenen Brief Stellung bezogen: "Den Einsatz von Anbaubiomasse für Agrokraftstoffe lehnen wir grundsätzlich ab." Denn die immer größeren Anbauflächen, z.B. für Ölpalmen, verursachen hohe Mehremissionen durch direkte und indirekte Landnutzungsänderungen. Die Umwandlung von Wald, Weideland oder Moorflächen in Ackerland und Plantagen führt dazu, dass deutlich mehr Kohlendioxid freigesetzt wird, als später durch die vermeintlichen Biokraftstoffe einge­spart wird.

Tatsächlich müssen die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors drastisch reduziert werden. Das schaffen wir aber nicht mit Pflanzenöl im Tank, sondern nur im Rahmen einer umfassenden Mobilitätswende! Wir müssen mehr Anstrengungen unternehmen, Verkehr zu vermeiden und den motorisierten Individualverkehr auf andere, klimafreundlichere Verkehrsträger wie den ÖPNV oder die Schiene verlagern.

Für den verbleibenden Straßenverkehr steht mit der Elektromobilität zwar eine im Vergleich zum Verbrennungsmotor effiziente Antriebsform zur Verfügung, doch sollten wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass sie die Lösung aller Emissionsprobleme des Verkehrssektors darstellt. In Anbetracht der sozial-ökologischen Folgen der Rohstoffgewinnung und Batterieherstellung braucht es dringend verbindliche Standards und transparente Lieferketten. Gleichzeitig müssen wir unseren gesamtgesellschaftlichen Energieverbrauch drastisch senken, sodass bei einer reinen Antriebswende, die den Energiebedarf sogar erhöhen könnte, noch lange nicht von einer umfassenden Energiewende im Verkehr gesprochen werden kann.

Noch ist vollkommen offen, ob wir mit der Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtline dem Klimaschutz ein Stück näher kommen oder die Chance einer umfassenden Mobilitätswende erneut für ein ganzes Jahrzehnt verpassen.

Den Offenen Brief unterzeichnet ROBIN WOOD gemeinsam mit dem Deutschen Naturschutzring, dem BUND, der Deutschen Umwelthilfe, Greenpeace, NABU, Transport & Environment, dem VCD sowie dem WWF.