Noch keine Ruhe für den Białowieża Urwald

Mal wieder scheint die Zukunft des letzten Tiefland Urwaldes Europas, dem Białowieża in Polen mit seinen teils 8000 Jahre alten Bäumen und einem der letzten Rückzugsgebiete der seltenen Wisente gefährdet zu sein.

Vor gut einem Jahr setzen wir uns mit einer kleinen Aktion für den Stopp der Fällungen durch die polnische Regierung ein. Wenig später fällte der europäische Gerichtshof dann auch das von uns so sehnlichst erwartete Urteil:

Der Europäische Gerichtshof stellte am 17. April fest, dass die Steigerung des Holzeinschlags im polnischen Urwald Bialowieza gegen europäisches Recht verstößt. Sowohl gegen die Habitat-Richtlinie als auch gegen die Vogelschutzrichtlinie wurden schwere Verstöße bestätigt. Für erneute Verstößen wurde eine Strafe von mindestens 4,3 Millionen Euro ausgesprochen! Wir berichteten darüber.

Nun teilte das Bündnis der Umweltorganisationen ClientEarth, der Wild Poland Foundation, der Greenmind Foundation, Greenpeace Poland, Workshop for All Beings und WWF Poland mit, dass in den nächsten drei Jahren Hunderttausende von Bäumen im bisher ungeschützen Teil des Waldes gefällt werden sollen!

Das ist besonders absurd vor dem Hintergrund, dass durch die Fällarbeiten im Jahr 2017 schon heute die bis 2021 geltenden Quoten für das Fällen von Bäumen im Białowieża Urwald aufgebraucht sind.

Dennoch wurden nun neue Genehmigungen zur Fällung von Bäumen durch den polnischen Staat erteilt. Das widerspricht den Empfehlungen der internationalen Union für Naturschutz (IUCN) und der UNESCO, das Fällen bis zur Erstellung eines offiziellen Bewirtschaftungsplans im Weltnaturerbe Wald Białowieża zu unterlassen. Das Bündnis fordert stattdessen, den bisher sehr kleinen Anteil von einem Fünftel Nationalpark auf das gesamte Gebiet des Białowieża Waldes auszudehnen. Damit wäre Polen in guter Gesellschaft ihrer weißrussischen Nachbarn, die den weißrussischen Teil des Waldes bereits komplett unter Schutz gestellt haben.

Ganze 80 % der polnischen Bevölkerung wünschen sich den Schutz des Waldes. Der derzeitige Umweltminister Kowalczyk scheint diesen Ruf nicht zu hören. Doch Umweltaktivist*innen auf der ganzen Welt sind aufmerksam und werden aktiv, falls die polnische Regierung ihre Rodungspläne weiterverfolgt!