EU-Wissenschaftler*innen warnen vor Holz-Biomasseverbrennung

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Pelletfabrik im Südosten Amerikas für den Import von Pellets nach Europa.
Foto ▸ Dogwood Alliance

Am 26. Januar 2021 wurde ein warnender Bericht des Gemeinsamen Forschungsrats der Europäischen Kommission zur Verbrennung von Holz-Biomasse veröffentlicht. Dieser kommt zur richtigen Zeit. Denn Deutschland strebt an, Kohlekraftwerke für die Verbrennung von Holz-Biomasse umzurüsten. Und in eben diesem Moment kann ein Großteil der deutschen Bevölkerung bisher nichts mit dem Begriff der Bioenergie anfangen. Viele halten Bioenergie sogar für ein nützliches und unschädliches Mittel auf dem Weg zur Erreichung der Klimaziele.

Der Gemeinsame Forschungsrats der Europäischen Kommission stellt in seinem Bericht nun das Gegenteil klar: die "EU-Biomasse-Politik" schadet den Wäldern und dem Klima.

Der Bericht wurde von der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben. Er soll bei einer Überarbeitung der EU-Gesetzgebung für erneuerbare Energien und Klima helfen. Nun bestätigt er, dass die Verbrennung von Bäumen und Holzabfällen zur Erreichung der Klimaziele die Wälder schädigt und die Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen konterkariert.

Einige der wichtigsten Ergebnisse sind:

  • Überraschung: die Verbrennung von Biomasse ist nicht emissionsfrei! Sie emittiert in der EU mehr als 350 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Bioenergie emittiert pro Energieeinheit sogar mehr Kohlenstoff als fossile Brennstoffe und verbleibt über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte in der Atmosphäre.
  • Von den 24 Bioenergieszenarien, die in dem Bericht bewertet wurden, stellen 23 ein Risiko für das Klima, die Biodiversität oder beides dar. Nur die Nutzung "feiner holziger Abfälle" (Holzabfälle mit geringem Durchmesser), aus einem kleinen Umkreis um das Verbrennungswerk, stellen ein geringes Risiko für die Wälder und Klima dar, aber selbst in diesem Szenario können die Emissionen aus der Verbrennung die aus fossilen Brennstoffen über Jahrzehnte hinweg übersteigen. (Hier sei über die Ergebnisse des Berichts hinaus erwähnt: Auch der Verlust für die Arten, die von jeglichem Verbleib von Holzresten im Wald profitieren, ist eine Katastrophe.)
  • Die meisten nationalen Energie- und Klimapläne der Mitgliedsstaaten der EU enthalten keine angemessene Bewertung der potenziellen Auswirkungen einer Ausweitung der Holzeinschläge für Waldbiomasse auf Kohlenstoffsenken, Biodiversität, Wasser und Luftverschmutzung.
  • Die gemeldete Nutzung von Waldbiomasse in der EU ist höher als die gemeldeten Quellen dieses Holzes, was darauf hindeutet, dass bis zu 20% des in der EU verbrannten Holzes aus unbekannten Quellen stammt.

Deutschland und die EU sind bisher auf dem Holzweg

Nun ist der Ruf von Wissenschaftler*innen und NGOs laut, die Biomasse-Politik der EU so schnell wie möglich reformieren.

Doch nicht nur die EU ist auf dem Holzweg. Auch in Deutschland wurden erste Weichen für die Holz-Biomasseverbrennung gestellt und sollen weitere folgen. Schon jetzt wurde das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) dahingehend geändert, höhere Fördermengen an Biomasse zu subventionieren.

In den Startlöchern steht zusätzlich ein neuer Fördertopf über eine Milliarde Euro, der die Konversion von Großkraftwerken auf Gas- und Holz-Biomasse subventionieren soll. Auch Gespräche zwischen dem weltgrößten Pellethersteller Enviva und Vertreter*innen unserer Regierung sowie Teilhaben des Pelletproduzenten an deutschen Kraftwerken lassen auf konkrete Pläne der Konversion von Kraftwerken zur Holz-Biomasseverbrennung schließen.

Der  Blick in Länder wie Großbritannien oder die Niederlande,  in denen die Verbrennung von Holz-Biomasse in Großkraftwerken bereits umgesetzt wird, zeigt, wie fatal dieses für das Klima und das Ökosystem Wald ist. Die Nachfrage nach Brennstoff ist schon jetzt ein Hauptgrund für einen großen Teil des illegalen Holzeinschlag, zum Beispiel in den karpatischen Buchen-Urwäldern. Sie zerstört unsere Wälder. Damit zerstört sie wichtige CO2 Senken, heizt den Klimawandel an, beschleunigt das Artensterben und erhöht den Feinstaub in der Luft.

Der Bericht der Wissenschaftler*innen verdeutlicht erneut:  Die angeblich nachhaltige Verbrennung von Holz-Biomasse zur Energiegewinnung ist ein reiner PR Gag! Großkraftwerke mit Holz zu betreiben und als klimaneutral zu deklarieren, ist ein Bilanzierungstrick, um veraltete Verbrennungstechnologien und ein zentralisiertes Energiesystem weiter am Leben zu erhalten.

Stattdessen brauchen wir jetzt eine wirklich erneuerbare und ökologische Versorgung mit Wärme und Strom!

Deshalb ist JETZT der richtige Zeitpunkt, den Druck auf unsere Politik zu erhöhen und die Wirtschaft zu entlarven.

Ihr wollt sofort etwas dagegen unternehmen?

Hier findet ihr eine

Petition

an die Europäische Kommission, ihren Kurs zu ändern und damit auch eine Signalwirkung auf die deutsche Regierung zu haben.

Weitere zusammengefasste Informationen zum 180 Seiten langen Bericht findet ihr in einem Blogbeitrag von der Forest Defenders Alliance auf den auch dieser Blogbeitrag aufbaut.

Mehr Informationen dazu, welche gravierende Waldzerstörungen mit der Verbrennung von Holz-Biomasse in der EU einhergehen, findet ihr in unserem Blogbeitrag.

Den Bericht des Gemeinsamen Forschungsrats der Europäischen Kommission findet ihr hier.