„Kein Baum soll mehr fallen“

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Kelsterbacher Stadtwald Dezember 2008
Kelsterbacher Stadtwald Dezember 2008
Foto ▸ Monika Lege

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Kelsterbacher Stadtwald Januar 2009
Kelsterbacher Stadtwald Januar 2009
Foto ▸ ROBIN WOOD

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Kelsterbacher Stadtwald 18.2.2009
Kelsterbacher Stadtwald 18.2.2009
Foto ▸ ROBIN WOOD

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Kelsterbacher Stadtwald Februar 2009
Kelsterbacher Stadtwald Februar 2009
Foto ▸ Thomas Piper

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Kelsterbacher Stadtwald Februar 2009
Kelsterbacher Stadtwald Februar 2009
Foto ▸ Thomas Piper

Am 18. Februar 2009 räumte die Polizei das Hüttendorf im Kelsterbacher Stadtwald. Neun Monate lang hielten Aktivist*innen den Wald besetzt, um ihn vor der Rodung für den Bau der Nordwest-Landebahn des Frankfurter Flughafens zu schützen. 250 Hektar Wald fielen. Im Oktober 2011 weihte Fraport die vierte Bahn ein. Seitdem demonstrieren jeden Montag Bürger*innen aus der verlärmten Region für ihr Recht auf Gesundheit statt Profit.

Der hessische BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz, wies nach, dass die Nordwest-Landebahn schon überflüssig ist, wenn nur die Reisenden innerdeutscher Kurzstreckenflüge von und nach Frankfurt ohne Verlust von Zeit und Bequemlichkeit auf einen freien ICE-Sitzplatz wechseln. Trotzdem treibt Fraport mit einem dritten Terminal die nächste Steigerung der schon jetzt bestehenden Überkapazität voran.

Seit dem 7. Januar 2018 besetzen Aktivist*innen Bäume im Treburer Oberwald östlich des Frankfurter Flughafens. Sie schützen ihn damit vor der Rodung für die Baustellenzufahrt und einen Autobahnzubringer für das geplante Terminal 3. Fraport gehört zu mehr als der Hälfte dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt und ist ein öffentliches Unternehmen.

Im Herbst 2008 stand im Koalitionsvertrag von hessischen Grünen und Sozialdemokrat*innen ein Moratorium für den Flughafenausbau auf Kosten des Waldes. Die rot-grüne Koalition scheiterte am Morgen der Unterzeichnung, weil vier SPD-Landtagsabgeordnete eine Tolerierung durch die Linke nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten. Es gab Neuwahlen. Roland Koch, CDU, wurde wieder Ministerpräsident. Er ließ räumen, roden und betonieren, bevor er selbst in die Betonbranche zu Bilfinger wechselte.

Der Meeresspiegel steigt doppelt so hoch wie angenommen. Ursache ist der menschgemachte Klimawandel. Seit Beginn des globalen Klimaregimes mit dem Kyoto-Protokoll von 1992 sind die Treibhausgas-Emissionen im Verkehrssektor gewachsen. Der Flugverkehr hat sich verdoppelt, die Emissionen aus dem Flugverkehr sind die am schnellsten wachsende Quelle von Treibhausgas-Emissionen. Die Internationale Luftverkehr-Vereinigung IATA behauptet, im letzten Jahr seien insgesamt mehr als vier Milliarden Menschen geflogen. Das wäre die Hälfte der Menschheit. Doch das ist irreführend: Der wichtigste Wachstumsmotor sind nur wenige Menschen, die immer häufiger fliegen und damit einen maximal ressourcenintensiven Lebensstil pflegen. Diese Miles&More-Champions werden in der IATA-Statistik mit jedem weiteren Flug zu einem neuen Menschen - leider nur statistisch.

Beim Treburer Oberwald geht es vordergründig „nur“ um viereinhalb bis sechs Hektar Mischwald für einen Autobahnanschluss. Sie sind voraussichtlich der Auftakt zu weiteren Waldrodungen für die Erschließung des Terminal. Die Aktivist*innen harren dort aus, obwohl es durch die angrenzende Autobahn 5, die Riedbahn und den Flughafen nervtötend laut ist.

Der Treburer Oberwald hat aber auch das Potenzial zum klimapolitischen Scheideweg: Werden das Land Hessen und die Stadt Frankfurt, beide mit grüner Regierungsbeteiligung, noch immer und noch mehr Wald zerstören für das Wachstum maximal klimaschädlicher Mobilität?