Billigflieger, Klimaschutz und die Treburer Waldbesetzung

Bei der 234. Montagsdemo im Frankfurter Flughafen ging es heute um Billigflieger, Klimaschutz und Terminal 3: Rund 250 Demonstrant*innen aus der Rhein-Main-Region begrüßten die Waldbesetzer*innen aus dem Treburer Oberwald. Die Rednerinnen von ROBIN WOOD und freien Aktivist*innen berichteten auch von der heutigen Räumung und Fällung im Hambacher Forst.

Hier unser Redebeitrag: "Seit dem 7. Januar harren junge Aktivist*innen Tag und Nacht im Treburer Oberwald aus, um seine Rodung zu verhindern. Die Pressestelle der Fraport sagt, ach was, dem Wald wollen sie erst nächsten Winter an die Wurzeln gehen. Im Planfeststellungsbeschluss liest sich das anders. Wenn die Bäume am 1. März noch stehen, dann nur, weil so viele Leute hingeguckt haben und da gewesen sind. Weil so viel Leute darüber geredet und geschrieben haben. Und dafür gekämpft haben.

Die Aktivistinnen und Aktivisten haben mich nach Erfahrungen mit früheren Rodungen gefragt. Zuerst kommt ein Zaun. Und was vorher öffentlich war, sieht nun aus wie Privatbesitz.

Wer sich dann noch reintraut, steht als Ordnungsbrecher da. Am 12. September 2005 wurden die Zäune im Gundwald gestellt, um 75 Hektar für die A 380-Halle zu roden. Übrigens noch in der Brut- und Setzzeit, die am 30.9. endet. Das Waldcamp in Kelsterbach wurde am 18. Februar 2009 geräumt, um 250 Hektar für die Nordwest-Landebahn zu roden.

Lohnt sich das, immer wieder im Wald zu frieren, sich Kriminalisierung auszusetzen und als Spinner diffamiert zu werden? Ja, denn jede Verzögerung ist ein Gewinn. Im Herbst 2008 stand das Moratorium für den Kelsterbacher Stadtwald schon im Koalitionsvertrag. Dann entdeckte Jürgen Walter sein Gewissen und bescherte Roland Koch Neuwahlen.

Wenn in diesem Winter im Treburer Oberwald nicht für den Autobahnanschluss und die Baustellenzufahrt von Terminal 3 gerodet wird, geht es erst im September weiter. Da sind in Hessen Landtagswahlen. Wir haben die Chance, die Kräfteverhältnisse für weniger Flughafen und mehr Wald, mehr Klimaschutz, mehr Ruhe und Lebensqualität in der Region zu verschieben.

Als wir diesen Redebeitrag letztes Jahr vereinbart haben, haben wir als Themen Billigflieger, Klimaschutz und Terminal 3 umrissen.

Das ist der Zusammenhang: Der Erhalt alter Wälder ist der einfachste Weg, das Klima zu schützen. Der Werbegag des „Bäumchen pflanzen“ kann in der Klimabilanz nicht mit großen alten Bäumen mithalten.

Fliegen ist der schnellste und billigste Weg, den Planeten zu grillen. Der Treibhausgas-Mix und seine Emission in Flughöhe hat eine um ein Mehrfaches höhere Erwärmungswirkung als in Bodennähe abgegebenes Kohlendioxid aus Schornsteinen und Auspuffrohren. Flugverkehr ist global die am schnellsten wachsende Quelle von Treibhausgas-Emissionen. Das Wachstum generieren wenige Menschen, die immer häufiger  fliegen.

Fliegen steht für einen maximal ressourcen-intensiven Lebensstil von Industriegesellschaften. Hier Wälder für Flughafenausbau abholzen und agrarisch geprägten Gesellschaften irgendwo anders die Nutzung ihrer Wälder aus Gründen des Klimaschutzes zu untersagen ist – schlicht und ergreifend – ungerecht.

Terminal 3 soll gebaut werden, um mehr Fluggäste und damit auch Flugbewegungen nach Frankfurt zu ziehen. Die Wachstumsprognosen für den Bedarf trafen nicht zu, also hilft Fraport mit Billigfliegern nach.

„Billigflieger“ an und für sich sind nicht der Kern des Problems. Auch ein Lufthansa-Flug ist viel zu billig, berücksichtigen wir die externen Kosten des Fluges und die Milliardensubventionen für die Luftfahrt. Aber Billigflieger unterbieten durch Sozial-Dumping und verschärfen soziale Ungleichheit. Und sie simulieren Wachstum hier in Rhein-Main, mit dem der Ausbau der Infrastruktur legitimiert wird.

Deswegen ist der Treburer Oberwald gerade ein Brennpunkt, an dem wir an den Kräfteverhältnissen rütteln können: Für Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit. Für lokales Handeln und globales Denken.

Und in diesem Sinne:

Für Wald statt Asphalt."