Waldschäden durch Klimawandel und agrarische Emissionen auf Rekordniveau

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Ergebnisse der Waldschadensberichte: Kronenverlichtung der Schadstufen 1-4 in der Summe in Prozent
Foto ▸ ROBIN WOOD

Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ging es dem deutschen Wald 2019 deutlich schlechter als im Vorjahr.

78 Prozent der Waldbäume weisen Schäden auf. Dieser dramatischer Wert wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in seinem Bericht vermieden. Mit sechs Prozent über dem Vorjahreswert liegen die Waldschäden auf Rekordniveau. Es sind die höchsten Werte seit Beginn der Schadensdokumentation vor 36 Jahren.

Als Indikator für die Schädigung der Bäume wird die Kronenverlichtung herangezogen. Dabei wird der prozentuale Verlust von Blättern und Nadeln gegenüber einem voll belaubten bzw. voll benadelten Baum ermittelt. Die Verlichtung aller Bäume lag im Mittel bei knapp über einem Viertel. Hier zeichnet sich eine gefährliche Wirkungsspirale ab: Eine größere Verlichtung bedeutet mehr Licht auf dem Waldboden und somit mehr Wärme und mehr Verdunstung. Der Wald trocknet schneller aus. Das Waldinnenklima ist gestört, und der Wald wird noch anfälliger für Insektenbefall, Hitze, Stürme und andere Auswirkungen des Klimawandels.

Neben dem Klimawandel ist der Stickstoff aus der intensiven Landwirtschaft in Deutschland immer noch der größte, für die Kronenverlichtung verantwortliche Faktor. Das liegt vor allem an der intensiven Düngung der Felder. Der Europäische Gerichtshof hatte Deutschland schon im Sommer 2018 wegen Nichteinhaltung der EU-Nitratrichtlinie verurteilt. Im März diesen Jahres hat der Bundesrat nun eine neue Düngeverordnung verabschiedet. Doch umgesetzt wird sie nicht, denn sowohl die Bundesministerinnen Svenja Schulze und Julia Klöckner als auch einige deutsche EU-Parlamentarier*innen verfassten Bittbriefe an die Europäische Kommission, in denen sie u.a. aufgrund der Corona-Krise um Aufschub baten. Die EU-Kommission gewährt nun eine Frist für das Inkrafttreten der Verordnung bis Januar 2021. Das Verschleppen hat Tradition - denn die europäische Nitratrichtlinie wurde bereits 1991 beschlossen.

„Es werden Umweltmaßnahmen verschleppt, die in Zeiten des Klimawandels und des rasanten Artensterbens längst überfällig sind. Dadurch spitzt sich auch die Schädigung der Wälder weiter zu. Das können wir nicht hinnehmen. Wir können nur hoffen, dass es noch nicht zu spät ist, den Trend der zunehmenden Waldschäden umzukehren. Alle Anstrengungen von Wald- und Agrarpolitik müssen sich nun darauf konzentrieren!", mahnt Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD.

ROBIN WOOD drängt bereits seit Jahrzehnten auf weitreichende Änderungen in der Wald- und Agrarwirtschaft. Wir brauchen eine Verringerung der massiven Tierproduktion und eine schonende, naturnahe Waldbewirtschaftung, die alte Bäume erhält, einen hohen Totholzanteil gewährleistet und mehr verbindlich geschützte Wildnisflächen schafft. Deutschland hinkt seinen eigenen Zielen weit hinterher.

Kontakt:

Jana Ballenthien, Waldreferentin, Tel. 040 / 38089211, wald [at] robinwood.de