Umweltorganisationen fordern Stopp von KfW-Investitionen in Holzenergieprojekte in Serbien
41 Umweltorganisationen aus Deutschland, aus der Balkanregion und europaweit haben die deutsche staatliche Förderbank KfW in einem gemeinsamen Brief aufgefordert, die Finanzierung der Holzenergie in Serbien einzustellen, um das Risiko weiterer Waldzerstörung und eine Abhängigkeit des Landes von kohlenstoffreichen Energiequellen zu vermeiden.
Die KfW ist der Hauptfinanzierer des umstrittenen 32-Millionen-Euro-Projekts „Förderung erneuerbarer Energien in Südosteuropa - Entwicklung des Biomassemarktes in Serbien”, das 2017 initiiert wurde. Das Programm hat bereits zum Bau von vier Heizkraftwerken in verschiedenen Städten Serbiens geführt. Jede dieser Anlagen besteht aus einem Holzbiomasse-Kessel und einem größeren Kessel für fossile Brennstoffe. Am 14. Mai 2024 unterzeichnete die KfW zwei neue Verträge über insgesamt 9,9 Millionen Euro Darlehen für Holzbiomasse-Anlagen in sechs weiteren Gemeinden. Der genaue Inhalt der Verträge für die zweite Projektphase ist öffentlich nicht bekannt.
Die KfW-Finanzierung von Holz-Bioenergie in Serbien wird aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bezahlt, die zu einer Reduzierung von Treibhausgasemissionen beitragen sollen. Die bereits erfolgten sowie die geplanten Investitionen bedrohen jedoch die für den Klimaschutz wichtigen serbischen Wälder und die Vielfalt von Tieren und Ökosystemen. Zudem verschlimmern sie die bereits hohe Luftverschmutzung in Serbien. In ihrem Brief weisen die Umweltorganisationen zudem darauf hin, dass der illegale Holzeinschlag in Serbien weit verbreitet ist und es keinen angemessenen rechtlichen und administrativen Rahmen für den Schutz von Wäldern und Tieren, Pflanzen und Pilzen gibt, die auf das Ökosystem Wald angewiesen sind.
500 Wissenschaftler*innen warnten bereits 2021 in einem offenen Brief davor, dass zusätzliche Holzernte für Bioenergie „die Erwärmung über Jahrzehnte bis Jahrhunderte verstärken wird. Das gilt selbst dann, wenn das Holz Kohle, Öl oder Erdgas ersetzt".
Darüber hinaus wurde ein Teil der „Klimafinanzierung“ sogar für den Bau neuer Heizkessel für fossile Brennstoffe verwendet.
Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD und Teil des ausgebrannt-Bündnisses sagt: „Deutschlands Verantwortung für die Waldzerstörung weltweit ist immens. Es ist nicht das erste Mal, dass das BMZ Projekte finanziert, die das Verfeuern von Holzbiomasse fördern. Dass die deutsche KfW Förderlandschaft international zu einem Instrument der Klimazerstörung verkommt, dürfen wir nicht hinnehmen. Es bedarf hier eines grundlegenden Umsteuerns!”
Natasa Kovacevic, Campaigner für die Dekarbonisierung des Fernwärmesektors des Netzwerks CEE Bankwatch sagt: „Es gibt in Serbien nicht genug Holz für die geplante Biomasse-Fernwärme, ohne den Wäldern des Landes ernsthaften Schaden zuzufügen. Weitere Gelder in die Verbrennung von Bäumen für Heizzwecke zu stecken, bedeutet, illegale Abholzung zu fördern, die schlechte Luftqualität zu verschärfen und die Klimakrise anzuheizen. Zudem werden dabei Gelder vergeben, die dringend für nachhaltigere Energielösungen benötigt werden.”
Zoe Lujic von Earth Thrive, die in Serbien lebt, erklärt: „Die Holzenergie im industriellen Ausmaß verletzt die inhärenten und unveräußerlichen Rechte der Natur und somit das Recht der Wälder und der Waldgemeinschaften zu leben, zu gedeihen und sich natürlich zu entwickeln. Wir lehnen den Ausbau der Holzenergie im großen Maßstab in Serbien, auf dem Balkan und anderswo entschieden ab."
Almuth Ernsting von Biofuelwatch ergänzt: „Die KfW muss die weitere Förderung von Biomasse-Energie in Serbien einstellen, die Förderprioritäten neu bewerten und echte Heizalternativen wie Solar, Geothermie, den großflächigen Einsatz von Wärmepumpen und Energieeffizienzmaßnahmen unterstützen, die Klima und Natur schützen. Sven Giegold, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und Vorsitzender des Verwaltungsrats der KfW, muss sich dafür einsetzen, dass die KfW eine entsprechende Prüfung vornimmt.”
Kontakt:
- Jana Ballenthien, Waldreferentin, Tel. + 49 40 380 89211, wald@robinwood.de
- Almuth Ernsting, Biofuelwatch, biofuelwatch@gmail.com, Tel. +44-131-6232600
- Natasa Kovacevic, Campaigner for Decarbonisation of the District Heating Sector for the Western Balkans, CEE Bankwatch Network, Natasa.kovacevic@bankwatch.org, Tel. +382 67 030 033
- Zoe Lujic, EarthThrive, zoelujic@earth-thrive.org, Tel. +381 64-309-8177