Nahaufnahme von Holzpaletten

Stade droht Kostenexplosion durch geplantes, riesiges Altholzkraftwerk

Bundesfördermittel für Stader Wärmewende in Gefahr / Umweltorganisationen fordern in offenem Brief an Stadtverordnete eine Wärmeplanung ohne Altholzkraftwerk

17. Juli 2025
Wald
Energie
Gemeinsame Pressemitteilung von ROBIN WOOD, Biofuelwatch und NABU
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Hier im Industriegebiet Stade-Bützfleth soll Deutschlands größtes Altholzkraftwerk gebaut werden. Ein hoch umstrittenes Projekt, das klimaschädlich ist und obendrein auch zu sehr hohen Wärmekosten führen könnte, da Bundesfördermittel für effiziente Wärmenetze nicht genutzt werden könnten.
Foto: Martin Elsen
Pressemitteilung

Die Umweltorganisationen ROBIN WOOD, NABU und Biofuelwatch haben heute in einem offenen Brief an die Stadt Stade appelliert, in ihrer Wärmeplanung auf das geplante Altholzheizkraftwerk der Hansekraft in Bützfleth zu verzichten und stattdessen in eine zukunftsfähige und langfristig bezahlbare Wärmeversorgung in Stade zu investieren.

 

Die Stadt Stade hat zwar bereits im März ihre Kommunale Wärmeplanung beschlossen. Bisher beinhaltet der Plan jedoch zwei mögliche Szenarien für die zukünftige Wärmeversorgung der Stadt: eines mit, das andere ohne das geplante größte Altholz- und sogar dem größten Holzkraftwerk in Deutschland. Die Unterzeichner*innen des Briefes warnen nun davor, dass die Holzverbrennung und der Neubau des Kraftwerks nicht nur klimaschädlich seien, sondern auch zu einer Explosion der Wärmekosten für die Anwohner*innen führen könnten, da Bundesfördermittel nicht genutzt werden könnten. Die Stadt sollte daher auf Fernwärme aus dem Kraftwerk – unabhängig von dessen Genehmigung und Bau – verzichten.

Aus einer Anfrage des NABU an das Bundesamt, das für die Fördermittelvergabe für Wärmenetze verantwortlich ist, geht hervor, dass die Stadt Stade bisher einem Irrtum aufgesessen ist: Ein hoher Anteil von Wärme aus dem Verbrennen von Altholz ist demnach nicht mit der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze” (BEW), auf die auch die Stadt Stade setzt, zu vereinbaren. Im Brief heißt es:

So können Fördermittel für die Machbarkeitsstudie sowie auch die Betriebskostenförderung für Geothermie und Großwärmepumpen nur abgerufen werden, wenn der Anteil von Biomasse im Zielnetz unter 15 Prozent liegt. Zwischenzeitlich darf er die 25 Prozent (bei Netzen über 50 km Länge) nicht überschreiten. Entgegen den Aussagen der Stadt Stade zahlen alle Altholzsortimente auf diesen Anteil ein, auch A IV-Altholz, wie uns die Bafa bestätigte.“

Laut einer Antwort an die örtliche Bürgerinitiative ging die Stadt bislang davon aus, dass Wärme aus der Verbrennung von Altholz der Kategorie A IV nicht in die Biomassegrenze der BEW-Förderung eingerechnet würde und implizierte sogar, dass man die Grenze durch die Verschmischung der Altholzkategorien umgehen könne. A IV-Sortimente umfassen mit Holzschutzmitteln behandeltes Altholz und Altholz, das aufgrund seiner Schadstoffbelastung nicht den anderen Kategorien der Altholz-Verordnung zugeordnet werden kann.

Das eigentliche Ziel der Wärmeplanung, nämlich die Dekarbonisierung der Wärme, würde außerdem mit einem Holzkraftwerk nur auf dem Papier erreicht, da bei der Holzverbrennung real mindestens genauso viel CO2 freigesetzt wird, als wenn Kohle verbrannt würde. Im offenen Brief heißt es hierzu:

 „Der Wechsel von einem kohlenstoffhaltigen Energieträger zu einem anderen kann nicht als Fortschritt gewertet werden. Heutzutage stehen klimafreundliche und saubere Technologien zur Verfügung, darunter Solarthermie, Großwärmepumpen, Geothermie und Power-to-Heat mit überschüssigem Windstrom.“ 

Zusätzlich zu den gravierenden finanziellen Risiken sei auch die Versorgungssicherheit nicht garantiert. So seien Holzkraftwerke anfällig für Störfälle wie Brände und es sei außerdem mit einer erhöhten Emissionsbelastung im näheren Umfeld zu rechnen, wie im offenen Brief dargelegt wird:

Die räumliche Nähe von Chemietanks, die unter der Störfallverordnung unter die höchste Risikokategorie fallen, und Holzlagern und -verbrennungsanlagen klingt in Anbetracht der vielen Feuer im Zusammenhang mit Holzkraftwerken besorgniserregend. Auch die Lärmbelastung und Luftverschmutzung im laufenden Betrieb werden zunehmen, was auch die örtliche Bürgerinitiative stark bewegt.“

Der offene Brief endet mit einem Appell an die Stadt, sich gegen das Altholzkraftwerk auszusprechen und eine kommunale Wärmeplanung ohne klimaschädliche Holzverbrennung zu beschließen. 

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