ROBIN WOOD kritisiert EU-Freibrief für indonesisches Tropenholz
Als weltweit erstes Land erfüllt Indonesien nach Ansicht von EU-Kommission und Europäischem Rat alle Bedingungen des EU-Aktionsplanes gegen illegalen Holzeinschlag FLEGT (Forest Law Enforcement Governance and Trade). ROBIN WOOD kritisiert die damit einhergehende Öffnung des EU-Markts für indonesische Tropenholzimporte vor dem Hintergrund weiterhin stattfindender Umweltverbrechen und Korruption in dem Land scharf. Die Umweltorganisation warnt VerbraucherInnen vor dem Kauf von Tropenholzprodukten aus Indonesien und anderen tropischen Ländern.
Eine im Juni 2016 veröffentlichte Erhebung der UN-Umweltbehörde und von Interpol belegt, dass Raubbau am Regenwald und Korruption in Indonesien an der Tagesordnung sind.
„Laut einer UN-Studie wurden 2004 80 Prozent des Tropenholzes Indonesiens illegal abgeholzt. Heute gibt Indonesien an, 98 Prozent der Holzexporte des Landes seien zertifiziert legal. Da aber der Tropenwald in Indonesien unvermindert verschwindet, zeigt das vor allem eines: das Geschäft mit der Waldzerstörung wurde nicht gestoppt, es wurde im Hinblick auf den Außenhandel legalisiert“, kritisiert ROBIN WOOD-Tropenwaldreferent Sven Selbert.
Nach Ansicht der Umweltorganisation hat die EU mit FLEGT einen Kuhhandel auf Kosten von Umwelt, Klimaschutz und Menschenrechten geschlossen, um das geplante Freihandelsabkommen CEPA (Comprehensive Economic Partnership Agreement) mit Indonesien voranzutreiben. „Die EU wälzt mit FLEGT ihre Verantwortung für Waldvernichtung ab und opfert sie dem Freihandel“, kritisiert Selbert.
Zeitgleich mit dem offiziellen Start der Verhandlungen zu CEPA im April 2016 wurde bei einem Treffen des indonesischen Präsidenten Joko Widodo mit EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker bestätigt, dass Indonesien alle Bedingungen des EU-Aktionsplans gegen illegalen Holzeinschlag FLEGT erfüllt. Am 28. Juni 2016 gab auch der Europäische Rat grünes Licht, so dass im August dieses Jahres die Lizenzen des freiwilligen Partnerschaftshandels-Abkommen (FLEGT-VPA) in Kraft treten werden. Daher dürften hierzulande in den kommenden Monaten verstärkt Tropenholzprodukte aus Indonesien angeboten werden.
Neues Siegel wird für Greenwashing genutzt
Nachdem Indonesien ein „Legalitätssicherungssystem“ gemäß den FLEGT-Bedingungen etabliert hatte, akzeptierte die EU den Import dieses Holzes im Rahmen einer Pilotphase bereits. Indonesien schuf hierfür das „V-Indonesian Legal Wood“-Zeichen.
Wie eine Überprüfung und Befragungen deutscher Gartenmöbelhändler durch ROBIN WOOD ergab, bewerben diese seit 2016 ihre Mahagoni- und Teakprodukte verstärkt mit dem neuen Zeichen und behaupten, dies würde zum Schutz der Regenwälder beitragen. Dem widerspricht ROBIN WOOD. Denn auch wer Tropenhölzer aus der legalen Plantagenwirtschaft kauft, schadet dem Tropenwald. Legal im Kontext von FLEGT bedeutet das, was im Herkunftsland legal ist. Die Ausweitung der Plantagen gilt dort nicht unbedingt als illegal. Plantagen stehen in direkter Flächenkonkurrenz zu Tropenwald, und die Plantagenindustrie ist bewiesenermaßen der stärkste Antreiber für Regenwaldvernichtung. Zudem sind Plantagen Monokulturen,in denen der Einsatz von Pestiziden und Dünger zum Alltag gehört.
„Der Käufer eines als nachhaltig und hochwertig beworbenen Teak- oder Mahagoni-Produktes mit dem V-Legal-Zeichen erwirbt gegebenenfalls für sehr viel Geld tatsächlich Holz aus legalisiertem Raubbau in minderer Plantagenholzqualität“, so Selbert. „Heimische Hölzer mit FSC-Siegel sind in punkto Ökologie und Sozialstandards die klar bessere Wahl und können auch qualitativ mithalten.“
Die nächsten Anwärter für FLEGT sind nun Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, Ghana, Liberia und die Republik Kongo.
Kontakt:
Sven Selbert, Tropenwaldreferent, Tel. 0170 / 47 20 498, tropenwald(at)robinwood.de
Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 040 / 380 892 22, presse(at)robinwood.de