Raus aus den fossilen Energien: Kein LNG-Terminal auf Rügen!
Das Unternehmen Deutsche Regas versteigert heute Nutzungsrechte für sein auf Rügen geplantes Flüssigerdgas-Terminal „Deutsche Ostsee“ für das Jahr 2024. Aus diesem Anlass wollte eine Gruppe von ROBIN WOOD-Aktivist*innen heute Vormittag in Stralsund gegen den Ausbau von Flüssigerdgas-Infrastruktur und für eine klimagerechte Energiewende demonstrieren, wurde aber vor Beginn des Protests von der Polizei gestoppt und über Stunden festgesetzt. Mehrere Klimaschützer*innen wurden durchsucht und Protestbanner beschlagnahmt.
„Wir fordern, den Ausbau der Infrastruktur für Flüssigerdgas auf Rügen sofort zu stoppen“, sagt ROBIN WOOD-Aktivistin Marit Schneider. „Die Gasspeicher in Deutschland sind für diesen Winter zu 100 Prozent gefüllt. Wir brauchen keine neuen Terminals und Pipelines für Erdgas, sondern konsequente Energieeinsparung und eine soziale und klimagerechte Energieversorgung mit Erneuerbaren. Dies wollten wir heute mit einer Protestaktion öffentlich kundtun, um ein starkes Zeichen gegen diese klimaschädliche Energiepolitik zu setzen. Dies wurde jedoch von Polizeikräften vor Ort durch einen aus unserer Sicht unverhältnismäßigen Einsatz unterbunden.“
Zum Hintergrund des Protests: In Mukran, dem Hafen von Sassnitz auf Rügen, sollen zwei Spezialschiffe stationiert werden, um per Schiff angeliefertes Flüssigerdgas aufzunehmen, es zurück in den gasförmigen Zustand zu bringen und ins Gasnetz einzuspeisen. Dafür wird eine 50 Kilometer lange Pipeline – quer durch das geschützte Flora-Fauna-Habitat des Greifswalder Boddens – verlegt. Durch die Pipeline soll das fossile Gas vom Hafen Mukran bis aufs Festland nach Lubmin fließen. Die Bauarbeiten zerstören geschützte Lebensräume und gefährden bedrohte, streng geschützte Tierarten.
Erdgas ist ein Klimakiller. In der gesamten LNG-Produktionskette tritt klimaschädliches Methan aus, die Umwandlung und der Transport von Flüssiggas sind sehr energieaufwändig. Dennoch erlaubt das LNG-Gesetz bis Ende 2043 einen nahezu uneingeschränkten Betrieb der neuen LNG-Terminals sowie den Verzicht auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung, um den Ausbau zu beschleunigen.
„Die Entscheidung von Politik und Investor*innen, jetzt neue LNG-Terminals in Deutschland zu bauen, ist fatal. Sie untergräbt Deutschlands Klimaziele und zementiert für Jahrzehnte eine fossile Energieversorgung. So wird die dringend nötige Wärmewende ausgebremst“, sagt ROBIN WOOD-Energieexperte Florian Kubitz.
Sogar besonders umweltschädliche Produktionsweisen wie Fracking oder nicht versiegelte Bohrlöcher in den Herkunftsländern des Erdgases sind vertraglich nicht ausgeschlossen. Die Deutsche Regas bestätigte, die Entscheidung über Lieferquelle und Förderart obliege allein den Lieferanten, die Kapazitäten des Terminals buchen. „Die Deutsche Regas verzichtet auf die Überprüfung der Flüssiggas-Lieferanten. Sie nimmt damit Menschenrechtsverletzungen in den Herkunftsländern und Umweltschäden in Kauf", sagt ROBIN WOOD-Aktivistin Marit Schneider.
Die Bundesregierung setzt – nicht nur auf Rügen – voll auf den schnellen Ausbau von fossilem Flüssiggas. Bereits in Betrieb genommen wurden die Anlagen in Lubmin, Wilhelmshaven und Brunsbüttel. Insgesamt können laut LNG-Beschleunigungsgesetz bis zu einem Dutzend LNG-Terminals gebaut und betrieben werden. „Mit dem völlig überdimensionierten LNG-Ausbau steuert die Bundesregierung beschleunigt mitten rein in die Klimakatastrophe“, sagt Schneider.
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