Protest gegen neues Holzheizkraftwerk in Reuter-West

Neuer Fernwärmeeigentümer Berlin muss Vattenfalls Pläne stoppen – riesige Mengen Waldholz drohen, verheizt zu werden

25. April 2024
Energie
Wald
Gemeinsame Pressemitteilung von NABU, DUH, ROBIN WOOD, biofuelwatch, BUND Berlin, Greenpeace Berlin, BBK und PowerShift
Pressemitteilung

Anlässlich des heutigen Tag des Baumes haben Umweltorganisationen vor dem Roten Rathaus in Berlin gegen die Ausweitung der Holzverbrennung für die Berliner Fernwärme protestiert. Die Banneraktion unter dem Motto "Kein Wald ins Kraftwerk - Wälder sind nicht erneuerbar" ist Teil eines dezentralen Aktionstages des neuen Bündnisses "ausgebrannt - Bündnis gegen das Verbrennen von Biomasse", das heute in vielen Städten Deutschlands zum Thema aktiv wird.

Kurz vor der finalen Übernahme des Berliner Fernwärmenetzes sowie von neun
Heizkraftwerken von Vattenfall durch das Land Berlin, hat das Unternehmen noch das
Genehmigungsverfahren für ein neues Holzheizkraftwerk am Standort Reuter-West
gestartet. Vattenfalls "Dekarbonisierungsfahrplan" von Mitte letzten Jahres sieht vor, die
Holzverbrennung in Berlin noch deutlich mehr auszuweiten. Von heute knapp 100.000
Tonnen Holz im Jahr, davon 70 Prozent Waldholz, soll diese Menge bis 2030 auf bis zu 1,6 Millionen Tonnen ansteigen. Das neue Kraftwerk in Reuter-West soll bis zu 37 t Frischholz pro Stunde verschlingen, auch Altholz soll verbrannt werden. Pro Jahr würden bis zu 324.000 Tonnen Holz benötigt.

Eric Häublein vom NABU kommentiert: "Es ist ein Skandal, dass Vattenfall hier versucht
Nägel mit Köpfen zu machen, bevor die Wärmeplanung der Stadt fertig ist und damit die
Potenziale für alternative Technologien wie Geothermie überhaupt ermittelt wurden. Das Land Berlin muss als neuer Eigentümer die Pläne sofort stoppen. Andernfalls werden auf Jahrzehnte riesige Mengen an Waldholz von den Berliner Kraftwerken verschlungen. Das schadet Klima und Wäldern und unter erneuerbarer Wärme stellen sich die Berliner*innen sicher etwas anderes vor."

Die Organisationen rechnen vor, dass eine Waldfläche von der Größe des Berliner
Tiergartens (200 ha) den Bedarf des Kraftwerks Reuter-West nur für einige Wochen decken könnte, wenn man diese komplett kahlschlagen würde (je nach Zumischungsanteil von Altholz und realer Herkunft sowie Art des Holzes). Anders als im Zweiten Weltkrieg, wo der Tiergarten in der Not für Feuerholz abgeholzt wurde, stehen heute saubere und klimafreundliche Alternativen für die Wärmeversorgung zur Verfügung.

Neelke Wagner von Powershift ergänzt: "Wir können es uns angesichts der Klimakrise nicht erlauben, auf klimaschädliche Übergangstechnologien wie Holz oder Erdgas zu setzen. Die Rekommunalisierung der Berliner Fernwärme bietet die Chance, mit Vattenfalls Erbe aufzuräumen und die Weichen zu stellen für eine demokratische und zukunftsfähige Wärmeversorgung. Deshalb stehen wir heute vor dem Roten Rathaus und fordern eine Neuausrichtung der Pläne."

Matthias Krümmel, BUND Berlin, fügt hinzu: "Auch die Verbrennung von Altholz ist keine Lösung, sondern torpediert die effiziente Nutzung des wertvollen Rohstoffes Holz, welcher möglichst lange stofflich genutzt werden sollte. Auch die Berliner Stadtreinigung plant bereits ein neues Altholz-Heizkraftwerk, obwohl schon jetzt in Deutschland deutlich mehr gebrauchtes Holz verbrannt wird, als in anderen EU-Ländern."

Auch die von Vattenfall oft in den Vordergrund gestellten Kurzumtriebsplantagen stellen keine Lösung dar. Für eine Versorgung der geplanten Kraftwerke allein damit wären 300.000 ha Pappelplantagen nötig - das entspricht etwa 135-mal der Fläche des Grunewaldes.

Mehr Informationen gibt es in unserem gemeinsamen Infopapier.

Kontakt:

ROBIN WOOD, Jana Ballenthien, Tel. 040 38089211, wald [at] robinwood.de
NABU: Eric Häublein, Referent für Bioenergie, +49 (0) 162 269 4781,
Eric.haeublein [at] NABU.de
PowerShiI e.V.: Neelke Wagner,ReferenJn Klima- und RessourcengerechJgkeit, Mobil:
+49(0) 1575 2466 920, E-Mail: neelke.wagner [at] power-shiI.de
BUND Berlin: MaKhias Krümmel, Fachreferent für KlimaschutzpoliJk /
Berliner Energiecheck, Mobil: xxx, E-Mail: kruemmel@bund-be