Greenwashing von HeidelbergCement provoziert Proteste

Zur virtuellen Hauptversammlung von HeidelbergCement werden morgen Aktivist:innen und Organisationen des Bündnisses CemEND gegen die Unternehmenspolitik des Baustoffkonzerns protestieren. Sie kritisieren dessen angeblichen sozial-ökologischen Wandel als bloßes Greenwashing und machen dies an konkreten Beispielen fest.

Zivilgesellschaft und Aktionär:innen fordern Taten zum Schutz von Menschenrechten

„An den unfassbaren Profiten von Konzernen wie HeidelbergCement sieht man, dass grünes Marketing keine Klimagerechtigkeit bringt. Wir sehen heute, wie profitabel die Ausbeutung von Mensch und Natur noch ist. Nachhaltigkeitsberichte ohne Schutz von Menschenrechten sind leere Versprechen an alle, die heute schon gegen die Klimakrise kämpfen”, so die Aktivistin Darya Sootodeh von Fridays for Future Heidelberg. Auch der US-amerikanische Vermögensverwalter Wespath kritisiert in einem Gegenantrag Untätigkeit angesichts erheblicher Menschenrechtsrisiken und will den Vorstand daher nicht entlasten.

Indonesien: Missachtung indigener Rechte durch Tochterunternehmen Indocement

Noch immer verfolgt das indonesische Tochterunternehmen Indocement den Plan, eine Zementfabrik am Kendeng-Gebirge in Pati, Zentraljava, zu errichten. Die FPIC-Prinzipien (free, prior and informed consent) zum Schutz Indigener wurden im Planungsprozess des Projekts nicht berücksichtigt. Eine breite Mehrheit der Anwohner:innen hat sich gegen das Projekt ausgesprochen.

„Es ist unerklärlich, wie ein Unternehmen, das sich selbst als umweltfreundlich darstellt, derartige Planungen seines Tochterunternehmens anscheinend nicht kritisch hinterfragt. Es kann nicht angehen, dass HeidelbergCement hinnimmt, dass dort Planungen an der Bevölkerung vorbei und mit fatalen Umweltfolgen weiter vorangetrieben werden. Hier muss HeidelbergCement sowohl seinen Aktionär:innen als auch der Öffentlichkeit transparente Informationen liefern“, fordert Josephine Sahner, Umwelt- und Klimareferentin von Watch Indonesia!. „Auch angesichts des derzeit laufenden OECD-Beschwerdeverfahrens sollte HeidelbergCement seine Verantwortlichkeit wahrnehmen und die richtigen Signale senden.“

Von Israel besetzte palästinensische Gebiete: Weiter völkerrechtswidrige Geschäfte

Die Kommission Nahost der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung pax christi sowie pax christi Baden-Württemberg kritisieren, dass der Steinbruch Nahal Raba im von Israel besetzten Westjordanland immer noch in Betrieb ist und sogar ausgeweitet werden soll, obwohl der Konzern bereits 2016 angekündigt hatte, sich aus diesem völkerrechtswidrig betriebenen Steinbruch zurückzuziehen. Der Steinbruch ist weiterhin aktiv und wurde weder geschlossen noch verkauft. Vielmehr wurde im vergangenen Jahr Material in die völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen verkauft und ausgeliefert. Das vor mehreren Jahren geschlossene Transportbetonwerk in der Siedlung Atarot im völkerrechtswidrig annektierten Ost-Jerusalem wurde 2020 wieder in Betrieb genommen und produzierte und lieferte etwa ein dreiviertel Jahr lang Material nach Israel und mit großer Wahrscheinlichkeit auch in die Siedlung(en).

Dr. Manfred Budzinski, Sprecher der Kommission Nahost sagt: „HeidelbergCement unterstützt durch seine Geschäftstätigkeit im Westjordanland und in Ost-Jerusalem einen Völkerrechtsbruch und profitiert davon. Für den Steinbruch in Nahal Raba nutzt HeidelbergCement eine israelische Lizenz, obwohl nach geltendem Völkerrecht, Israel nicht über die Ressourcen im von Israel besetzten Westjordanland einschließlich Ost-Jerusalem verfügen darf. Die aktuelle Siedlungspolitik Israels widerspricht geltendem Völkerrecht. Die Trennung von diesem Geschäftsbereich von Hanson Israel ist unausweichlich!“, fordert Budzinski. „HeidelbergCement muss umgehend seine Geschäftsbeziehungen und Normen mit den Menschenrechten und dem humanitären Völkerrecht in Einklang bringen.“

Westsahara: Expansion hält Besatzung durch Marokko aufrecht

Trotz massiver Kritik unterstützt HeidelbergCement weiterhin die völkerrechtswidrige Besatzung der Westsahara durch Marokko. Zwei der größten Zementwerke in der Westsahara werden durch die Tochterfirma Ciments du Maroc betrieben. Diese liefern das Grundmaterial für die Kolonisierung des Territoriums, die als Teil der Siedlungspolitik Marokkos laut den wissenschaftlichen Diensten des Deutschen Bundestages ein Kriegsverbrechen begründet. Seit Ende des Waffenstillstands im November 2020 ist die Westsahara zudem ein aktives Kriegsgebiet. Die schon vorher katastrophale Menschenrechtslage hat sich seither durch zunehmende Repression der marokkanischen Sicherheitsbehörden noch weiter verschlimmert. 

„HeidelbergCement sollte sich endlich eingestehen, dass seine eigenen Aktivitäten diese Situation maßgeblich unterstützen und aufrechterhalten. Ohne die explizite Zustimmung der Polisario als Vertretung des sahrauischen Volkes kann es für HeidelbergCement keine andere Option geben, als sich aus der Westsahara zurückzuziehen“, kommentiert Tim Sauer von WSRW Germany.

HeidelbergCement bleibt Klimasünder

Auch das Problem der Nutzung von endlichen Bodenressourcen und der energieintensiven und ungemein klimaschädlichen Produktion von Zement und Beton im Bausektor geht HeidelbergCement nicht an. Das Unternehmen gab im Dezember letzten Jahres bekannt, in einem seiner Werke eine sogenannte CO2-Abscheideanlage zu bauen, die die CO2-Emissionen halbieren soll. Nach Berechnungen von ROBIN WOOD würde dies den CO2-Ausstoß des gesamten weltumspannenden Konzerns lediglich um zwei Prozent senken –Transport- und andere Emissionen in der Produktionskette nicht eingerechnet. Die CO2-Abscheidung birgt zudem neue Risiken. Es drohen die Versauerung und Verunreinigung des Grundwassers bei Lecks und Lebensgefahr für alle in der Nähe der Lecks.

„HeidelbergCement zählt zu den weltweit schlimmsten Klimasündern. Von einem sozial gerechten und ökologischen Umbau ist der Konzern Meilen entfernt. Doch nichts anderes als dieser Umbau wäre angesichts der akuten Arten- und Klimakrise angemessen“, sagt Jana Ballenthien von ROBIN WOOD.

Protestaktionen zur virtuellen Hauptversammlung

Das Bündnis CemEND wird am Donnerstag bei einer Corona-konformen Demonstration vor der Konzernzentrale in Heidelberg gegen die weltweite Klima- und Naturzerstörung durch die Zementproduktion demonstrieren. Das neu gegründete Bündnis von Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung und zivilgesellschaftlichen Organisationen fordert von HeidelbergCement eine positive Klimabilanz bis spätestens 2035 eine positive Klimabilanz erreichen sowie die Achtung Menschen- und Völkerrecht entlang der Lieferkette.

Termin für die Kundgebung:

Donnerstag, 6. Mai 2021, ab 9:30 Uhr

auf der Wiese vor der HeidelbergCement AG, Berliner Str./Jahnstr., 69120 Heidelberg

Dort gibt es Gelegenheit zu Interviews mit Vertreter:innen der beteiligten Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen. Der Termin ist auch für die Bildberichterstattung sehr gut geeignet.

Pressekontakte:


  • Line Niedeggen, Fridays for Future Heidelberg, fridaysforfuture_heidelberg [at] riseup.net, Tel. 0178 6163834

  • Jana Ballenthien, ROBIN WOOD, wald [at] robinwood.de, Tel. 040 380 892 11 (mit Rufumleitung)

  • Josephine Sahner, Watch Indonesia! e.V., jsahner [at] watchindonesia.de, Tel. 030 698 179 38

  • Tim Sauer, Western Sahara Resource Watch Germany, germany [at] wsrw.org, Tel. 0157 84 89 39 24



Unterstützende Organisationen:


  • Fridays for Future

  • Watch Indonesia!

  • ROBIN WOOD

  • pax christi

  • Western Sahara Resource Watch Germany

  • Wurzeln im Beton

  • Klimakollektiv Heidelberg

  • Extinction Rebellion Heidelberg

  • Greenpeace Mannheim-Heidelberg

  • Architects for Future

  • Dachverband Kritische Aktionär:innen