BUND, ROBIN WOOD und ARA erneuern Forderung nach umfassendem Umstieg des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) auf Recyclingpapier
KIT hält eigene Versprechungen nicht ein und liegt weit abgeschlagen hinter anderen Forschungseinrichtungen
Zum Beginn des Wintersemesters 2015/16 erneuern der Regionalverband Mittlerer Oberrhein des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), ROBIN WOOD und die Arbeitsgemeinschaft Regenwald (ARA) ihre Aufforderung an das Präsidium des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), endlich den standardmäßigen Einsatz von Recyclingpapier zu beschließen und umzusetzen. Bereits seit dem Jahr 2007 engagieren sich Mitarbeitende und Studierende des KIT gemeinsam mit externen Partnern wie den Umweltverbänden BUND, ROBIN WOOD und ARA für eine höhere Recyclingpapierquote am KIT.
„Das KIT muss endlich verbindliche und wirksame Maßnahmen für den Einsatz von Recyclingpapier beschließen“, erneuert Hartmut Weinrebe, Regionalgeschäftsführer des BUND, die Forderung der Naturschutzverbände. „Trotz erster Handlungsansätze liegt das KIT bei der Recyclingpapierquote noch immer weit abgeschlagen hinter anderen Forschungseinrichtungen.“
Die immer wieder erneuerten Appelle für den Einsatz von Recyclingpapier zeigen erste Wirkungen: Das KIT hat inzwischen interne Organisationseinheiten umgestellt, es werden Ideenwettbewerbe zum Papiersparen ausgeschrieben und die Mitarbeiter zumindest um die Verwendung von Recyclingpapier gebeten. Dennoch liegt der derzeitige Anteil an Recyclingpapier nach Aussagen des KIT-Präsidiums am Campus Nord, welcher ca. die Hälfte der Mitarbeiter beschäftigt, erst bei 27%. Im Campus Süd lässt sich der Verbrauch aufgrund der Tatsache, dass jedes Institut sein Papier selbst ordert, nicht genau beziffern.
BUND, ROBIN WOOD und ARA sind sich deshalb sicher: Derartige Maßnahmen allein reichen – wie auch Erfahrungen an anderen Einrichtungen zeigen – nicht aus, um einen Anteil des Recyclingpapiers am Gesamtpapierverbrauch von 80% bis nahe 100% zu erreichen, wie er an anderen Universitäten wie beispielsweise Hamburg, Freiburg und Regensburg erreicht wird. Die Umweltverbände kritisieren deshalb, dass das KIT bisher weder ein konkretes Ziel zu einer angestrebten Recyclingpapierquote formuliert hat, noch ein Konzept erarbeitet hat, wann und wie man diese erreichen will. In einem an die Autoren gerichteten Schreiben behauptet das Präsidium, dass die standardmäßige Verwendung von Recyclingpapier schon 2012 für alle zentralen Dienstleistungseinheiten beschlossen wurde sowie alle Druckerzeugnisse ausschließlich auf Recyclingpapier gedruckt würden. Derzeit, mehr als drei Jahre später, sind weder alle dieser Einheiten umgestellt, noch werden z. B. Imagemagazine, welche das Präsidium selbst beauftragt, auf Recyclingpapier gedruckt. Des Weiteren wird verschwiegen, dass die zentralen Dienstleistungseinheiten nur für einen Teil des Papierverbrauches verantwortlich sind. Die meisten Einheiten des KIT (z. B. alle Institute) werden von dem besagten Beschluss überhaupt nicht berührt. Zudem wird die oben erwähnte schwache Quote, entgegen eigenen Versprechungen, nicht öffentlich genannt. Offensichtlich sieht sich das Präsidium auch nach jahrelangen Aufforderungen weder in der Verantwortung, endlich wirksame Maßnahmen zu beschließen, noch in der Pflicht, eine ehrliche und transparente Informationspolitik zu betreiben.
BUND, ROBIN WOOD und ARA weisen darauf hin, dass zahlreiche Firmen und Institutionen, darunter auch Universitäten, schon seit vielen Jahren nahezu vollständig auf die Verwendung von Frischfaserpapier verzichten. Gleichzeitig sei es völlig unumstritten und durch zahlreiche Studien belegt, dass durch die Verwendung von Recyclingpapier massiv Ressourcen wie Energie, Wasser und vor allem Holzfrischfasern eingespart werden könnten.
Das KIT ist mit seinen rund 9.500 Mitarbeitenden und ca. 24.000 Studierenden als ein gewichtiger Papiergroßverbraucher im Karlsruher Raum anzusehen. Die Umweltverbände fordern das Präsidium des KIT daher erneut auf, endlich eine verbindliche Regelung zu finden, die den standardmäßigen Einsatz von mit dem Blauen Engel gekennzeichnetem Recyclingpapier gewährleistet. Es bestehe kein Grund, am derzeit immer noch praktizierten standardmäßigen Einsatz von Frischfaserpapier festzuhalten. Recyclingpapier sei in sehr guter Qualität verfügbar. Es werde nach der gleichen DIN geprüft wie Papier aus Primärfasern und stehe für besondere Zwecke mit einem genauso hohen Weißegrad wie Papier aus Primärfasern zur Verfügung.
Nach aktuellen Angaben von ROBIN WOOD werden derzeit 82% der Primärfasern, die sich in dem in Deutschland verbrauchten Papier befinden, importiert. Mit unserem Konsumverhalten sind wir mitverantwortlich für Raubbau und Folgeschäden. „Durch den Einsatz von Recyclingpapier kann ganz einfach ein Beitrag zur Verminderung des Primärfaserverbrauchs geleistet werden und man hilft damit, den weltweiten Raubbau an den Wäldern einzudämmen“, erläutert Angelika Krumm, Projektkoordinatorin Papier bei ROBIN WOOD.
Die Umweltverbände kritisieren: Das KIT wirbt mit Projekten im Umweltsektor in aller Welt und vermag es gleichzeitig nicht, einen Zusammenhang zwischen lokalem Handeln und globalen Auswirkungen zu begreifen. Weiterhin würde durch die Umstellung endlich den vom Gesetzgeber im Bundes- und Landesabfallgesetz geforderten Maßnahmen zum Beschaffungswesen entsprochen.
Das KIT-Präsidium sperrt sich seit nunmehr acht Jahren dem einfach und effizient umzusetzenden Vorschlag, den Bezug von Papier nur über ein gemeinsames Portal zu organisieren und nur noch entsprechende Papiersorten zuzulassen. Diese würde zum einen die nahezu ausschließliche Verwendung von Recyclingpapier sicherstellen, zum anderen wäre die zeitaufwändige und zudem sehr ungenaue Erfassung der tatsächlich verbrauchten Papiermengen bzw. der Recyclingpapierquote am Campus Süd hinfällig.
BUND, ROBIN WOOD und ARA sehen es mit einem konsistenten Leitbild innerhalb des KIT als unvereinbar an, auf die Anwendung einfacher Erkenntnisse aus dem vom KIT als Kompetenzbereich klassifizierten Umweltsektor zu verzichten. Das KIT zeige damit, dass es trotz dieses Forschungsschwerpunktes bislang nicht in der Lage ist, die Auswirkungen lokalen Handels im globalen Zusammenhang zu erkennen und zu bewerten. Damit fehle auch der im Kontext einer multidisziplinären Denkweise dringend zu fordernde Transport dieser Erkenntnisse in den Alltag von Mitarbeitern und Studierenden sowie in die Lehre.
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Hartmut Weinrebe, BUND-Regionalgeschäftsführer, Tel. 0721 / 35 85 82, bund.mittlerer-oberrhein(at)bund.net, www.bund-mittlerer-oberrhein.de
Angelika Krumm, ROBIN WOOD-Projektkoordinatorin Papier, Tel. 033 32 / 25 20 10, papier [at] robinwood.de,