
Bezahlbare Mobilität für alle: Das Deutschlandticket ist erst der Anfang – Bus und Bahn zügig ausbauen
Das Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ fordert zu den Koalitionsverhandlungen ein besseres ÖPNV-Angebot, mehr Personal für Bus und Bahn und höhere Regionalisierungsmittel.
Knapp zwei Jahre nach Einführung des Deutschlandtickets nutzen bereits 13,5 Millionen Fahrgäste das einfache und preiswerte Angebot für den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr. Damit ist das Ticket eine Erfolgsgeschichte. Es entlastet die Menschen finanziell, baut Zugangshürden ab und fördert die dringend notwendige Mobilitätswende.
Zum Jahresanfang 2025 stieg der Preis des Deutschlandtickets von 49 auf 58 Euro. Bund und Länder konnten sich bislang nur auf eine gemeinsame Finanzierung bis Ende 2025 einigen. Weitere Preiserhöhungen in den Folgejahren oder der komplette Wegfall des Angebots ab 2026 sind nicht ausgeschlossen. Das Bündnis fordert den dauerhaften Bestand des Deutschlandtickets zu einem stabilen Preis.
Auch Qualität, Angebote und Kapazitäten bei Bussen und Bahnen müssen stimmen. Durch das Deutschlandticket ist die Auslastung des öffentlichen Verkehrs weiter gestiegen; auf dem Land bleibt das Angebot zu dünn. Deshalb sind jetzt zusätzliche Verkehrsangebote, mehr Personal und weitere Fahrzeuge dringend notwendig. Schon jetzt drohen dem öffentlichen Nah- und Regionalverkehr drastische Kürzungen. Dabei braucht Deutschland neben dauerhaft für alle bezahlbaren Tickets auch dringend eine starke Initiative für mehr und bessere Verkehrsangebote bei Bussen und Bahnen. Wir fordern die neue Bundesregierung auf, die Ziele zu verwirklichen, bis 2030 die Verkehrsleistung auf der Schiene zu verdoppeln und die Passagierzahl im ÖPNV deutlich zu erhöhen.
Um das zu gewährleisten, sind die Mittel des Bundes für die Finanzierung des Nah- und Regionalverkehrs längst nicht mehr ausreichend, denn wie in allen Bereichen sind die Kosten auch hier enorm gestiegen. Bis 2031 rechnen die Bundesländer mit einer jährlichen Kostenzunahme von fast fünf Prozent. Damit das Deutschlandticket mehr Menschen überzeugen und der Bund seine Verlagerungs- und Klimaschutzziele erreichen kann, müssen jetzt erheblich mehr Mittel aufgewendet werden – und das dauerhaft.
Als Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ erwarten wir deshalb von der neuen Bundesregierung:
- Verbesserungen im Verkehr müssen konkret vor Ort passieren. Aufbauend auf dem Dialogprozess zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Verkehrsunternehmen ist der finanzielle Spielraum zu schaffen, um Mobilitätsangebote im ÖPNV zu verbessern und auszubauen.
- Die Regionalisierungsmittel müssen so erhöht werden, dass der Nah- und Regionalverkehr auf der Schiene bis spätestens 2030 verdoppelt werden kann.
- Mehr Personal für Bus und Bahn. Damit Busse und Bahnen weiter sicher fahren, werden 70.000 neue Beschäftigte benötigt, um den Eintritt in den Ruhestand der kommenden Jahre auszugleichen. Um bis 2030 doppelt so viele Menschen zu den aktuellen Bedingungen befördern zu können, braucht es bis zu 90.000 weitere Fahrdienststellen. Hierfür muss eine langfristige, verlässliche und für die Beschäftigten attraktive Finanzierung der Arbeitsplätze sichergestellt werden.
- Eine Mobilitätsgarantie, um Zugangshürden abzubauen. Dafür muss es in allen Orten ab 200 Einwohner*innen mindestens stündlich ein Nahverkehrsangebot ins nächste Mittel- oder Oberzentrum geben.
- Mit besserer Mobilität mehr soziale Teilhabe zu schaffen. Mobilität darf nicht am Geldbeutel scheitern. Das heißt: kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für Kinder und Schüler*innen, ein bundesweites Sozial-, Jugend-, Azubi- und Studi-Ticket im Rahmen des Deutschlandtickets, das nicht teurer als 29 Euro monatlich sein darf.
- Bundesweite Barrierefreiheit ohne Ausnahmeregelungen und für jede Verkehrsart endlich Realität werden zu lassen.
- Eine Verpflichtung der Länder zur Transparenz über die verwendeten Mittel aus dem Regionalisierungsgesetz für den Nah- und Regionalverkehr.
- Neue Ausschreibungskonzepte für den ÖPNV zu etablieren. Die unterschiedlichen Tarifsysteme und Vertriebswege müssen vereinheitlicht und kundenfreundlicher werden. Fahrpläne und Fahrzeugbeschaffungen besser zu koordinieren und die Zahl der Aufgabenträger zu reduzieren, spart Geld und kann dazu beitragen, den ÖPNV attraktiver zu gestalten.
Dem Bündnis ÖPNV braucht Zukunft gehören unter anderem die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), der ökologische Verkehrsclub VCD, der Naturschutzverband BUND, Greenpeace, Attac, die Klima-Allianz Deutschland, die NaturFreunde Deutschlands, ROBIN WOOD und der Verein Changing Cities an.
Kontakt für Rückfragen an ROBIN WOOD:
- Annika Fuchs, Mobilitätsreferentin, Tel. 0151 61813942, verkehr@robinwood.de
- Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 0171 835 95 15, presse@robinwood.de