„Wer uns den Bannwald klaut, hat die Zukunft auf Sand gebaut“
Protest gegen Waldrodung für den Kiesabbau im Frankfurter Flughafenwald
Die ROBIN WOOD-Regionalgruppe Rhein-Main protestiert scharf gegen die Rodung von acht Hektar Bannwald am Langener Waldsee. Die Rodungsarbeiten starteten gestern, obwohl der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel noch nicht über einen Eilantrag des BUND in der Sache entschieden hat. Der Wald wird zerstört, damit die Firma Sehring dort Kies und Sand abbauen kann. ROBIN WOOD-AktivistInnen haben sich spontan entschlossen, heute um fünf vor 12 Uhr
an der Rodungsstelle zu protestieren. Treffpunkt ist die Einmündung der Mitteldicker Allee in die Brunnenschneise direkt am Rodungsgelände in Langen.
ROBIN WOOD kritisiert die hessische Umweltministerin Priska Hinz und die Landesregierung, weil sie die mit über 60 Hektar im Endausbau flächenmäßig größte Waldvernichtungsaktion in Rhein-Main seit den Kahlschlägen für den Flughafenausbau nicht verhindert haben.
„Wer hier weiter Sand und Kies abbaut und dafür Wald rodet, baut unsere Zukunft sprichwörtlich auf Sand“, sagt ROBIN WOOD-Aktivist Peter Illert. „Billiger Beton, für den Wald fällt, nutzt nur der Firma Sehring. Der wertvolle Laubwald ist für Regionalklima und Lebensqualität der Menschen in der durch den Flugverkehr hoch belasteten Region unabdingbar. Nach einer Auskiesung wird der Wald in dieser Form jedoch nicht mehr nachwachsen.“
Über 240 Hektar Wald hat Sehring in den letzten 60 Jahren bereits abholzen lassen. Allein in den letzten vier Jahren kamen 12 Hektar hinzu. Über 50 Hektar sollen nach dem Willen des Baustoffunternehmens in den nächsten 15 bis 20 Jahren folgen. Jährlich sollen über eine Million Tonnen Sand und Kies gefördert werden, um am Bauboom durch die Verdichtung und Verstädterung der Großregion zu verdienen. Aktuell wird mit Sehring-Beton u.a. der Luxus-Wohnturm „Grand Tower“ in Frankfurt gebaut.
Gegen die Zerstörung des Bannwaldes gibt es seit Jahren Widerstand. Aktive von ROBIN WOOD hatten mehrfach vor dem Betriebsgelände von Sehring protestiert. Der hessische Landesverband des BUND versucht seit vielen Jahren vor Gericht, die Rodungen zu stoppen.
Doch anstatt gegenüber Sehring den Schutz des Waldes durchzusetzen, erließ die Regierungspräsidentin zum 1. September dieses Jahres einen neuen Hauptbetriebsplan und ordnete den Sofortvollzug für die Rodung des Planabschnitts 2a an. Der BUND erwirkte mit einer Klage einen vorläufigen Aufschub. Diese wurde vom Verwaltungsgericht Darmstadt abgewiesen. Der BUND ging in die nächste Instanz beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel und beantragte eine Zwischenverfügung, dass der Wald bis zu einer Entscheidung nicht abgeholzt wird. Der Entscheid darüber steht aber immer noch aus, und Sehring schafft nun Fakten. Weiterhin läuft in Kassel das Hauptsacheverfahren, in dem es um den Widerspruch gegen den Planfeststellungsbescheid geht.
„Wir fordern die Politik und den Umlandverband auf, den Bereich um den Langener Waldsee wieder als Vorranggebiet für den Naturschutz auszuweisen“, sagt Illert. „Die Sicherung der Funktion des Waldes und der Grundwasserschutz müssen Vorrang vor Profit-Interessen haben.“
Darüber hinaus fordert ROBIN WOOD ein Bannwaldgesetz für Hessen, das den Bannwald besser schützt als das geltende Gesetz der schwarz-grünen Koalition. Es ist – wie gegenwärtig offenkundig – durch viele Ausnahme- und Altfallregelungen durchlöchert und daher zu wenig wirksam.
Die ROBIN WOOD-Regionalgruppe Rhein-Main ist Mitglied des Aktionsbündnisses Langener Bannwald, das sich für einen Stopp der Rodungen und für eine nachhaltige Rekultivierung der bereits ausgekiesten Flächen einsetzt.
Kontakt:
Peter Illert, ROBIN WOOD-Regionalgruppe Rhein-Main, Tel. 06103 / 68 716
Ute Bertrand, ROBIN WOOD-Pressestelle, Tel. 040 / 380 892 22, presse [at] robinwood.de