Elektrizitätswerke Schönau

Die Genossenschaft Elektrizitätswerke Schönau (EWS) ist direkt aus der Anti-Atom-Bewegung hervorgegangen. Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl gründete sich 1986 in Schönau eine Initiative, die sich für den Ausstieg aus der Atomenergie einsetzte. Sie veranstaltete Stromsparwettbewerbe, reaktivierte Wasserkraftwerke und finanzierte Blockheizkraftwerke. Nach jahrelangem Kampf gegen den regionalen Energieversorger gelang es den Bürger*innen 1997, die Stromkonzession für die Stadt Schönau zu erhalten und damit selbst zu einem Energieversorgungsunternehmen zu werden.

Woher kommt der Strom der Elektrizitätswerke Schönau?

Der von den Elektrizitätswerken Schönau angebotene Strom bestand 2018 zu 89,9°% aus Wasserkraft-, zu 10°% aus Windkraft- und zu 0,1°% aus Solarenergie. Die EWS bezogen ihren Strom 2018 von 69 Anlagen, die fast alle im europäischen Ausland stehen. Die allermeisten sind Wasserkraftanlagen in Norwegen, die in kommunaler oder staatlicher Hand liegen. 2018 stammten 72 % des Stroms aus Neuanlagen, die maximal sechs Jahre alt sind. 17,2 % der Anlagen sind älter als 21 Jahre. Detaillierte Informationen zu den Kraftwerken und deren Eigentümer können in der Tabelle zum Download weiter unten eingesehen werden.

Wie investieren die Elektrizitätswerke Schönau in die Energiewende?

Im Strompreis der EWS ist ein Betrag von netto 0,5 Cent / Kilowattstunde (kWh) als Förderanteil enthalten, der von den Kund*innen auch auf 1 oder 2 Cent / kWh erhöht werden kann. Den Großteil dieses Geldes nutzen die EWS zur Durchführung und Unterstützung von Technologieentwicklung sowie Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Energiewende. Mit etwa einem Drittel des Förderbetrags unterstützen die EWS neue Anlagen von Energiegenossenschaften und Privatkund*innen. Darüber hinaus fördern die EWS Forschungsprojekte (z. B zum Thema Batteriespeicher), den Ausbau von Mietstrom und mehrere Erneuerbare-Energien-Projekte im Globalen Süden.

Zudem initiieren und planen die EWS eigene Anlagen. Zwischen 2014 und 2019 waren dies vier Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 3510 kW und fünf Windkraftanlagen mit zusammen 15.000 kW.

Das Unternehmen Elektrizitätswerke Schönau

Aktuell beschäftigen die EWS 165 Mitarbeiter*innen. Das Unternehmen versorgte 2019 bundesweit 210.000 Privat- und 4700 Geschäftskund*innen mit Strom.

Die Genossenschaft Elektrizitätswerke Schönau EWS hat derzeit über 7700 Mitglieder in ganz Deutschland. Alle Genossenschaftsanteile werden von Privatpersonen gehalten (es gibt keine institutionellen Mitglieder). Die eG wird von drei Vorständen vertreten: Armin Komenda, Alexander Sladek und Sebastian Sladek. Ein Aufsichtsrat überwacht die Einhaltung der Leitlinien und Zielsetzungen und kontrolliert die operativen Gesellschaften der EWS.

Die eG hat drei Tochtergesellschaften, die sich zu 100 % in ihrem Besitz befinden: die EWS Netze GmbH, die EWS Energie GmbH und die EWS Vertriebs GmbH. Außerdem sind die EWS 96 %ige Anteilseignerin der Windpark Rohrenkopf GmbH; mit 4 % ist der Projektierer Enerkraft beteiligt.

Zudem hält die eG Beteiligungen an mehreren Unternehmen. Als einzige Anteilseignerin neben Städten und lokalen Bürgerenergie-Genossenschaften sind die EWS beteiligt an der Stadtwerke Stuttgart Vertriebsgesellschaft mbH (mit 40 %; die EWS eG ist zu 100 % im Besitz der Stadt Stuttgart), der Energieversorgung Titisee-Neustadt (mit 30 %) und dem Wasserkraftwerk Köhlgartenwiese (zu 35 %). Außerdem halten die EWS Anteile am Messstellenbetreiber EE Infratec GmbH (zu 50 %). Weitere Beteiligungen, von unter 20 %, haben die EWS an zahlreichen Genossenschaften und Bürgergesellschaften mit nachhaltiger Unternehmensausrichtung, wie der GLS Gemeinschaftsbank eG, der EnergieNetz Hamburg eG oder der BürgerEnergie Berlin eG.

Wirtschaftliche Verflechtungen der Kraftwerksbetreiber

An 19 der 69 Anlagen, von denen die EWS 2018 Strom bezogen haben, ist der norwegische staatliche Energieversorger Statkraft indirekt beteiligt. So bekamen die EWS Strom von sieben Kraftwerken der norwegischen Agder Energie AG, die zu 54,5 % norwegischen Kommunen und zu 45,5 % Statkraft gehört. Drei Kraftwerke werden von der BKK Produksjon AS betrieben, die zu 49,9 % im Besitz der Statkraft Industrial Holding ist (50,1 % werden von norwegischen Kommunen gehalten). An mehreren weiteren Anlagenbetreibern sind Unternehmen beteiligt, die wiederum zur Statkraft-Gruppe gehören.

Statkraft produziert hauptsächlich Strom aus Wasserkraft, betreibt aber auch Windenergie-, Gaskraft- und Fotovoltaikanlagen. Statkraft hat vier Gaskraftwerke in Deutschland und hält Anteile an zwei weiteren Anlagen in Deutschland und Norwegen. Außerdem unterhält es 20 Fernwärmekraftwerke, die überwiegend mit Gas, z. T. aber auch mit Biomasse und Öl betrieben werden.

Die EWS versorgen die Stadtwerke Gengenbach und den Stromanbieter „Strom von Föhr“ mit Strom und unterstützen die Stadtwerke Stuttgart, die Energieversorgung Titisee-Neustadt und das Kraftwerk Köhlgartenwiese mit Dienstleistungen (wie Strombeschaffung oder Kundenabrechnung).

Weitere Energieangebote

Die EWS bieten drei Gastarife an, von denen zwei einen Biogasanteil haben, der eine von 10 %, der andere von 100 %. Das Biogas wird aus Reststoffen gewonnen, die beim Recyceln von Altpapier anfallen; auf Biogas aus Gülle oder Mais wird verzichtet. In allen drei Gastarifen ist ein Förderbetrag von netto 0,01 Cent / kWh enthalten. Ab 2020 wollen die EWS die Emissionen ihrer Erdgaslieferungen ausgleichen. Das angebotene Erdgas wird über eine Einkaufsgemeinschaft mit anderen Stadtwerken bezogen, weshalb eine Zuordnung zu konkreten Lieferanten nicht möglich ist.

 

Die Recherchen für den aktuellen Bericht wurden zwischen August und November 2019 durchgeführt. Für den Bericht sind wir in weiten Teilen auf die uns von den Anbietern zur Verfügung gestellten Informationen angewiesen.