Wider den Verpackungsmüll!
Der Verbrauch an Papier-Verpackung steigt in Deutschland ungebremst weiter
Papier, Pappe und Kartonagen haben mit Abstand den größten Anteil am Verpackungsaufkommen. Vor allem durch den Boom im Versandhandel und bei To-go-Angeboten wächst der Berg an Verpackungen rasant. In Deutschland hat sich der Verbrauch an Papier-Verpackungen in den vergangenen dreißig Jahren verdoppelt. Zwischen 2013 und 2017 stieg er hierzulande um zwölf Prozent, während andere Industrieländer wie Dänemark ihren ohnehin deutlich geringeren Verbrauch an Papierverpackungen sogar senkten.
Zum Schutz von Wäldern, Meeren und Klima fordert ROBIN WOOD von der Wirtschaft, dem Gesetzgeber und den Konsument*innen, die Verschwendung von Verpackungsmaterial zu stoppen. Der Verbrauch müsse mindestens halbiert werden. Die Händler sollten mehr Ware unverpackt anbieten, auf Einwegverpackungen verzichten und auf Mehrwegsysteme umsteigen. Das Verpackungsgesetz, das seit Jahresbeginn in Kraft ist, enthält keine verbindlichen Vorgaben zur Reduktion und wird nicht dazu führen, die Ressourcen-Verschwendung zu beenden.
Papier-Verpackungen sind keinesfalls die umweltfreundliche Alternative zu solchen aus Kunststoff. Für Papier werden in großem Stil Wälder abgeholzt. Über 80 Prozent der Primärfasern im Papier werden importiert. So stammt 44 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Zellstoffs aus Brasilien, Chile und Uruguay. Dort werden Wälder kahlgeschlagen, um Eukalyptus-Plantagen zur Zellstoffgewinnung anzupflanzen. Und auch in Indonesien sind neue Zellstoffwerke geplant – ein Desaster für Artenvielfalt, Klimaschutz und Menschenrechte. In Schweden sind die letzten Urwaldreste nicht geschützt und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie in unserem Papier enthalten sind.
Die Herstellung von Papier ist so energieintensiv wie die Stahlproduktion und belastet die Gewässer besonders dort, wo Länder geringe Umweltstandards haben, die auch kaum kontrolliert werden.
Da Verpackungen zunehmend als Werbeträger dienen, werden immer mehr Kartons mit weißer Deckschicht verwendet. Diese Altpapierfasern gehen so dem Produktionskreis hochwertiger Papiere zum Bedrucken und Beschreiben (Grafische Papiere) verloren, denn einmal Verpackung immer Verpackung.
Von wegen Verpackungen bestehen aus Altpapier! Das ist oft nicht der Fall, zum Beispiel bei Faltschachteln. Der Altpapieranteil ist um ein bis zweit Prozent leicht gesunken. Also sind Reserven vorhanden, die die Hersteller viel konsequenter nutzen sollten. Papierfasern aus Verbundmaterialien mit Kunststoff können nur sehr schwer zurückgewonnen werden.
Milliarden Wegwerfbecher etwa sind immer noch aus Primärfasern, werden nicht recycelt und landen nach einmaligem Gebrauch im Müll oder auf dem Gehweg. Dabei gibt es verschiedene Mehrweg-Becher, die regional und bundesweit von jedem Anbieter genutzt werden könnten, wie die Beispiele zeigen. Während die Mehrwegpfandbecher von RECUP und FairCup bundesweit von kleinen und großen Anwendern genutzt werden, ist der LogiCup zunächst bei fünf Studierendenwerken im Einsatz.
Die Ressourcenverschwendung ist auch ein Ausdruck globaler Ungerechtigkeit. Während ein Mensch in Deutschland im Schnitt 330 Gramm Papierverpackungen pro Kopf und Tag verbraucht, sind es in Indien nur 10 Gramm. In deutschen Kommunen wachsen Aufwand und Kosten für die Entsorgung von Pappkartons insbesondere durch den steigenden Onlinehandel. Dem Verband Kommunaler Unternehmen e.V. fällt dazu nur ein, von Versandhändlern eine angemessene Kostenbeteiligung für Altpapiersammlungen zu fordern, die dann wahrscheinlich auf Verbraucher*innen umgelegt würden. Wirklich gelöst kann das Problem nur werden, wenn im Verhältnis zum Inhalt überdimensionierte Verpackungen unterlassen werden und auch für den Versand ein Mehrwegsystem eingeführt wird, wie es das mit der memo-Box und dem DHL-Versandbehälter bereits gibt.
Wer individuell gegensteuern möchte, sollte:
- beim Einkauf darauf achten, möglichst unverpackte, sparsam in Kartons aus recyceltem Papier oder – noch besser – in Mehrwegsystemen verpackte Waren zu kaufen.
- online lieber Sammel- statt Einzelbestellungen aufgeben.
Wer von Plastik- auf Papiertüten umsteigt, tut der Umwelt keinen Gefallen. Besser ist es, auf Langlebigkeit zu achten, also zum Beispiel Einkaufsbeutel aus Stoff zu verwenden.