Weiter auf dem Holzweg

Vor etwa einem Jahr startete ROBIN WOOD eine Petition, die sich gegen die Verbrennung von Biomasse in Großkraftwerken in Deutschland richtet. Dank Ihrer Unterstützung haben wir inzwischen weit mehr als 75.000 Unterschriften gesammelt! Und unsere Kampagne hat erste Erfolge: So ist der Ausbau des Tiefstack-Kraftwerks in Hamburg erst einmal gestoppt! Doch an anderen Standorten gehen die Planungen für die Verbrennung von Holzbiomasse weiter oder nehmen Fahrt auf. ROBIN WOOD bleibt dran! Auch auf EU-Ebene sind wir weiter aktiv, denn die Richtlinien zur Holznutzung werden dort für alle Mitgliedsstaaten geregelt.

Als wir die Petition gegen die Verbrennung von Holz in Großkraftwerken starteten, lag unser Schwerpunkt auf der geplanten Umrüstung der Kohlekraftwerke in Hamburg und Wilhelmshaven. Seitdem hat sich viel getan. Die Umrüstung des Tiefstack-Kraftwerks in Hamburg ist ins Stocken geraten und liegt seit fast einem Jahr auf Eis. Was wir nun brauchen, ist eine klare Aussage, dass diese Pläne nicht weiter verfolgt werden. Aber die Biomasseunternehmen erwägen weitere Standorte für die Verbrennung von Holzbiomasse in Deutschland, z.B. in Cuxhaven, Duisburg, Bremen, Mannheim, Hannover und Berlin.

Berlin plant klimaneutral zu werden. Im Rahmen dessen hat die Stadt im vergangenen Jahr eine Vereinbarung mit Vattenfall unterzeichnet, die vorsieht, dass das Unternehmen die Stadt in den nächsten zehn Jahren mit Energie aus „nachhaltiger“ Biomasse versorgt. Bereits 88.000 Tonnen Holz verbrennt Vattenfall in den Kraftwerken Märkisches Viertel und Moabit. Nun plant das Unternehmen, seine Produktion bis 2027 auf fast das Sechsfache, nämlich 450.000 Tonnen, zu steigern. Doch woher soll die Holzbiomasse für Berlin und all die vielen anderen Standorte kommen?

Die Holzheizwerke Cuxhaven GmbH baut bereits seit 2020 ein neues Holzkraftwerk auf dem Cuxhavener Hafengelände. Woher das Holz dafür kommen soll, ist unklar. Klar ist aber, dass die Lage am Hafen besonders gut für Schiffsimporte geeignet ist. Damit würden wir weiter Wälder in anderen Ländern für unseren Energie- und Wärmehunger zerstören. Trotz der Bedenken eines breiten Protestbündnisses gegen das Holzheizwerk wird weitergebaut. Deshalb veranstalteten wir Anfang des Jahres mit dem BUND Cuxhaven, Parents for Future Cuxhaven, Fridays for Future Cuxhaven, den Grünen, der Deutschen Umwelthilfe, Biofuelwatch aus Großbritannien und Save Estonian Forests eine Onlinekonferenz und luden die Kraftwerkbetreiber, Politiker*innen und die Menschen vor Ort ein, das Thema zu diskutieren. Viele Interessierte, auch aus der Lokalpolitik, ein Mitglied des Europäischen Parlaments und selbst der zukünftige Betreiber nahmen an der Onlinekonferenz teil und diskutierten rege. Die Behauptung des Betreibers, dass Holzverbrennung in Cuxhaven nachhaltig sei, konnten leicht widerlegt werden.

Auch in Duisburg brodelt es. Das Kohlekraftwerk Walsum 10, das seit 2013 in Betrieb ist, soll nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz bald schließen. Die Eigentümer überlegen sich Alternativen. Eine davon ist die Umrüstung auf Holzbiomasse. Im Februar veranstalteten wir dazu eine Onlinekonferenz und luden Umweltverbände sowie Vertreter*innen der politischen Parteien aus Duisburg ein. Schnell war klar, dass niemand die Umrüstung auf Holzbiomasse für eine gute Lösung hält. Wir beschlossen einen offenen Brief an den Treuhänder zu schreiben, der das Unternehmen nach finanziellen Problemen übernommen hatte. In unserem Brief warnten wir den Treuhänder vor den Auswirkungen der Verbrennung von Holzbiomasse und forderten ihn auf, diese Pläne sofort zu stoppen.

Zusätzlich zu den von ROBIN WOOD organisierten Onlinekonferenzen wurde unsere Waldreferentin Jana Ballenthien zu verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Wald und Biomasseverbrennung eingeladen, z.B. zum renommierten Alternativen Bioökonomiegipfel des denkhausbremen und zu einer Veranstaltung von WeMove gegen das Verfeuern unserer Wälder, an der über 100 Menschen teilnahmen. Es ist motivierend zu sehen, wie viele Menschen wir so erreichen konnten. Tag für Tag entlarven wir den Mythos, dass die Verbrennung von Biomasse klimafreundlich ist.

Wir sind weiterhin auf EU-Ebene aktiv

Die Verbrennung von Holzbiomasse wird auf EU-Ebene im Rahmen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) als eine erneuerbare Energiequelle betrachtet. Dadurch können die EU-Staaten sie auf ihre Ziele für Erneuerbare Energien anrechnen und die Holzverbrennung subventionieren, was die Kosten für Biomasseunternehmen massiv senkt – eine Katastrophe für unsere Wälder, unsere Gesundheit und unseren Planeten! Im Jahr 2021 schlug die Europäische Kommission eine Überarbeitung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie vor, um sie an den europäischen Green Deal anzupassen. Dies war unsere Chance, etwas zu bewegen. Seitdem setzen wir uns, gemeinsam mit einem Netzwerk aus Bündnispartner*innen aus anderen EU-Ländern, dafür ein, dass die Verbrennung von Holzbiomasse als Form der Erneuerbaren Energie aus der Richtlinie gestrichen wird. Obwohl die Biomasseindustrie eine starke Lobbyarbeit betreibt, haben wir glücklicherweise einige Mitglieder des EU-Parlaments auf unserer Seite und auch einige Kommissionsmitglieder kommen ins Grübeln. Unsere zuständigen Minister*innen im Europäischen Rat werden von uns durch Briefe und Gespräche beraten und wir legen Hoffnung auf eine progressive Position Deutschlands als Mitgliedstaat. Aktuell sind wir dabei, auch die nationalen Entscheidungsträger, allen voran Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, an ihre Verantwortung zu erinnern. Wir konfrontieren sie mit dem Stand der Forschung und den Bildern, die die zerstörerische Energieholzproduktion verdeutlichen.

Am 6. April fuhren ROBIN WOOD-Aktive nach Österreich. Dort fand die nach eigener Aussage führende internationale Pellet Konferenz, die “European Pellet Conference“ statt. Die deutsche Pelletindustrie und auch der weltgrößte Pelletproduzent Enviva waren vor Ort. ROBIN WOOD protestierte zusammen mit dem niederländischen „Comité Schone Lucht“ und Unterstützer*innen aus Wien vor dem Haupteingang mit einer augenfälligen Kletteraktion mit großem gelben Banner. Wir signalisierten: An unserem Protest kommt ihr nicht vorbei, auch nicht in Österreich, einem Land, in dem der Protest gegen die klima-, arten- und gesundheitsschädliche Holzverbrennung erst startet.

Future on Fire: In ganz Europa wird wertvolles Stammholz weiterhin verbrannt

Unsere Aktion in Österreich kam zum richtigen Zeitpunkt. Einen Tag zuvor veröffentlichten wir mit der Forest Defenders Alliance, einem transatlantischen Zusammenschluss von Waldnaturschutzorganisationen, zu denen ROBIN WOOD gehört, den Report „Future no Fire – How the EU Burns Trees in the Name of Renewable Energy“. Darin finden sich zahlreiche Fotos der Holzlager von Holzbiomassekraftwerken und Pelletproduktionsstätten in ganz Europa. Nirgendwo, aber wirklich nirgendwo wurden Sägereste oder Restholz vorgefunden. In ganz Europa landet wertvolles Stammholz in den Öfen. Die Legende der Nachhaltigkeit der Holzverbrennung durch das Verbrennen von nicht anders nutzbaren Resten ist mit diesem Report ein für allemal widerlegt. Europa und Deutschland – hört auf, unsere Wälder zu verfeuern!

Engagieren Sie sich gemeinsam mit ROBIN WOOD für unsere Wälder. Unterstützen Sie unsere Kampagnen. Beteiligen Sie sich an unseren Aktionen, entweder vor Ort oder über die sozialen Medien. Informieren Sie andere über die Holzbiomasse-Problematik. Treten Sie mit den Mitgliedern des Europäischen Parlaments aus Ihrem Bundesland in Kontakt und fordern Sie sie auf, gegen die Holzbiomasseverbrennung zu stimmen. Denn gemeinsam sind wir stark!