No Coal!

2016 besetzten Klimaaktivist*innen gemeinsam mit lokalen Anwohner*innen die größte britische Kohlemine Fos-y-Fran in Wales für zwei Tage. Mehrere neue Tagebauvorhaben konnten schon erfolgreich verhindert werden. Ende 2017 kündigte die Britische Regierung an, bis 2025 aus der Kohle auszusteigen. Es gibt also viele Erfolge zu feiern – doch das Thema Kohle ist auch in Großbritannien noch nicht gewonnen!

Der aktuelle Brennpunkt in Großbritannien befindet sich im Nord-Osten Englands, in Bradley, County Durham. Seit über dreißig Jahren wehrt sich die lokale Bevölkerung gegen die Eröffnung eines neuen Braunkohletagebaus im Tal Pont Valley. Nachdem der Antrag des Bergbauunternehmens von mehreren Instanzen abgelehnt worden war, kam es im Juni 2015 bei einem zweiten Referendum doch zu einem positiven Bescheid. Schon zu diesem Zeitpunkt war absehbar, dass der britische Kohletagebau wirtschaftlich nicht mehr rentabel ist und die Kohlekraftwerke vom Netz gehen werden. Das antragsstellende Unternehmen hatte bereits Konkurs anmelden müssen. So gab es begründete Hoffnung, dass es nie zu der tatsächlichen Erschließung der Mine käme.

Umso größer war der Schock als die Banks Group, die schon zwei Tagebaue in der Region betreibt, ankündigte, Anfang 2018 mit der Erschließung der Mine zu beginnen. Das Bergbauunternehmen will schnell handeln, denn am 3. Juni 2018 läuft die Planungsgenehmigung aus. Pont Valley ist nicht die einzige Kohlemine in Großbritannien, die trotz des beschlossenen Kohleausstiegs noch erschlossen werden soll. Allerdings scheint die tatsächliche Umsetzung der Pläne für die Unternehmen immer schwieriger zu werden. Anfang 2018 wurden zwei Tagebauprojekten die Genehmigung entzogen bzw. nicht erteilt, wobei erstmals neben der Zerstörung lokaler Lebensräume und archäologischer Stätten auch die klimaschädliche Wirkung der Kohle als Begründung angeführt wurde.

Entschlossene Kohlegegner*innen in Bradley ließen sich durch die britische Anti-Kohle Organisation The Coal Action Network dazu inspirieren, einen Aktions­plan zu entwickelen, um das Minenprojekt im letzten Moment zu stoppen. Während Wetterlagen in der Arktis für ungewöhnlich frostige Temperaturen in England sorgten, kamen Menschen sogar aus dem Hambacher Forst, um der Bevölkerung in Bradley im Kampf gegen den Tagebau den Rücken zu stärken. Eine Woche mit Workshops und Trainings wurde organisiert, um sich gemeinsam für eine Besetzung des geplanten Minenareals vorzubereiten. Zeitgleich begann die Banks Group mit den ersten vorbereitenden Fäll- und Straßenbauarbeiten. Trotzdem errichteten Anwohner*innen und ihre Unterstützer*innen direkt im Anschluss an die Workshop-Woche ein Protestcamp in Bradley. Seitdem das Camp vor Ort ist, wurden die Bauarbeiten eingestellt.

Das Protestcamp erfährt sowohl lokal als auch national große Unterstützung. Als Anlauf- und Informationspunkt hat es die lokale Debatte um den geplanten Tagebau beeinflusst und gibt Menschen die Möglichkeit, gegen die Mine aktiv zu werden. Viele der Aktiven haben als Kinder auf dem Gebiet der geplanten Mine gespielt oder Wildtiere beobachtet. Medienberichte haben den Protest gegen die Mine auch über die Region hinweg bekannt gemacht. Das Pont Valley Camp ist ein wichtiger Teil der Auseinandersetzung um das Ende der Kohle in Großbritannien geworden. Die Aktivist*innen vor Ort sind entschlossen, das Camp so lange aufrecht zu erhalten, bis die Genehmigung für die Mine zurückgezogen wird oder Anfang Juni ausläuft – und freuen sich bis dahin über Besuch!

Update aus Pont Valley

Der Anti-Kohle Widerstand in Pont Valley ist läuft auf Hochtouren. Dank dem intensiven Protest hat es die Banks Group noch nicht geschafft, mit der eigentlichen Erschließung des Kohlevorkommens zu beginnen. Die Firma hat dafür bis Anfang Juni zeit – sonst läuft die aktuelle Genehmigung für den Tagebau automatisch aus. Dabei wird davon ausgegangen, dass eine Erneuerung der Genehmigung politisch nicht durchsetzbar wäre. Mit mehrfach wöchentlich stattfindenden Blockaden und Demos setzen die Kohlegegner*innen in aktuell alles daran, die Arbeit der Firma weiter zu verzögern – und damit den Tagebau hoffentlich endgültig zu verhindern. Aktuelle Neuigkeiten (auf Englisch) gibt es auf der Twitter Seite des Protest Camps: https://twitter.com/PontValleyCamp

Climate Justice in Europe – Stimmen aus der Europäischen Klimagerechtigkeitsbewegung

Die Europäische Klimagerechtigkeitsbewegung ist vielfältig, aktiv - und vor allem ist sie in den letzten Jahren immer stärker geworden. Das feiern wir mit einer Artikelreihe. Ab der aktuellen Ausgabe stellen Gastbeiträge von Aktivist*innen aus ganz Europa im ROBIN WOOD Magazin verschiedene Klimakämpfe vor. Der Klimawandel stoppt nicht an Grenzen – unser Widerstand auch nicht!