Naturreservat oder Ökopark mit Lizenz zum Abholzen?

Der uralte, von Menschen nahezu unberührte Wald im nordschwedischen Karatj-Råvvåive sollte eigentlich ein Naturschutzgebiet werden. Nun ist er von Abholzung bedroht. Momentan prüfen die Behörden die Möglichkeit, anstatt das Gebiet formell und langfristig zu schützen, einen sogenannten Ökopark einzurichten. Wenn das geschähe, wäre das Gebiet nicht vor der Kettensäge geschützt – eine Katastrophe.

Karatj-Råvvåive ist ein sehr altes, über 13.000 Hektar großes Waldgebiet am Fuße der Berge in Jokkmokk im nördlichsten Teil Schwedens. Die Sami von Tuorpon lassen hier im Wald ihre Rentiere weiden. Für die samische Kulturgeschichte ist der große Wald von besonderer Bedeutung. In vielen Teilen gibt es keine einzige Straße. Nackte Felsen wechseln sich mit Heideland, hundertjährigen Kiefern, großen Mooren, Bächen und Seen ab. Das Gebiet grenzt an das mehr als 100.000 Hektar große Naturschutzgebiet Pärlälvens Fjällur­skog (der Perlfluss-Bergurwald).

Damit ist der Wald Bestandteil einer der letzten großen straßenlosen Urwaldlandschaften Europas und deshalb so unglaublich wertvoll. Im agrarisch geprägten Mitteleuropa haben wir eine durch und durch fragmentierte Landschaft. Urwälder oder urwaldähnliche, naturnahe intakte Wälder sind eine Rarität. Wir finden sie noch in den Karpaten Mittel- und Osteuropas und in den borealen Wäldern Skandinaviens. Sie zu erhalten, ist eine der wichtigsten Aufgaben des 21. Jahrhunderts. Ihr Beitrag zur Dämpfung des Klimawandels durch die CO2-Bindung sowie ihre Funktion als Lebensraum für unzählige Arten sind unsere Lebensversicherung.
Dazu würde auch ein zukunftsfähiger Papierkonsum in Deutschland beitragen. Denn 20,4 Prozent unseres Verbrauchs stammt aus Schweden.

ROBIN WOOD unterstützt die Petition der schwedischen Waldschutzorganisation Skydda Skogen

Bereits seit über einem Jahrzehnt kämpfen Umweltschüzter*innen dafür, den Karatj-Råvvåive-Wald verbindlich und auf Dauer vor der Abholzung zu schützen. Dass nun statt der Einrichtung eines Schutzgebietes die Anlage eines Ökoparks geprüft wird, ist ein herber Rückschlag für die schwedische Waldnaturschutzbewegung. Denn ein Ökopark ist formal nur eine freiwillige Verpflichtung, bei der zwar Teile des Waldes geschützt werden, aber auf etwa der Hälfte der Fläche noch Forstwirtschaft und andere Formen der Nutzung erlaubt sind.

Unsere Freund*innen der Waldschutzorganisation Skydda Skogen haben eine Petition gestartet, um den dauerhaften und verbindlichen Schutz des Waldes zu erreichen. Sie wollen die Unterschriften den Behörden noch vor Abschluss des Prüfverfahrens zum Ökopark in diesem Jahr übergeben. Das „Schlupfloch für die Forstindustrie, um weiterhin die letzten Reste von Schwedens Altwäldern abzuholzen, soll ein für alle Mal gestopft werden“, so Daniel Rutschman von Skydda Skogen.

Helfen Sie mit, die Urwälder Schwedens zu retten. Unterzeichnen Sie die Petition: http://chng.it/zwBzsKbQ8c

Wer einen wundervollen Kurzfilm (20 Min., Untertitel in Englisch und Deutsch) über den Karatj-Råvvåive Wald sehen möchte, findet ihn hier:
https://youtu.be/HdBv5n41bQQ

Das ROBIN WOOD-Faltblatt „Wo unser Papier wächst“ informiert darüber, dass für den Papierkonsum in Deutschland weltweit, und insbesondere in Schweden Holz eingeschlagen wird. Es beschreibt auch die Situation der Wälder in den Herkunftsländern:  https://www.robinwood.de/sites/default/files/Wo_unser_Papier_waechst.pdf

Skydda Skogen wurde 2009 von engagierten Menschen aus ganz Schweden gegründet und setzt sich für die Bewahrung der schwedischen Natur- und Urwälder ein. Der Name bedeutet „Schütze den Wald“, der englische Name ist „Protect the Forest“.