Mobilität für Alle!

Dominique: Carli*, letztes Jahr am 7. September hast du gemeinsam mit vielen anderen in Oldenburg eine Fahrraddemo unter dem Motto "Mobilität für Alle - Raus aus der Autofalle" organisiert. Wie war die Demo?

Carli*: Unsere Fahrraddemo war ein überwältigender Erfolg! Wir hatten mit 500 Menschen gerechnet, letztendlich nahmen aber dreimal so viele, also etwa 1500 Leute teil! Es war total schön zu sehen, dass so viele Menschen an einer Verkehrswende in Oldenburg interessiert sind.
 
Das Motto "Mobilität für Alle" stand dabei einerseits für eine Abkehr vom motorisierten Individualverkehr, gleichzeitig ist uns Inklusion ein zentrales Anliegen, wenn es um Mobilität geht. Daher war es nicht nur eine Fahrrad- sondern auch eine Rolli-Demo, bei der Rollstuhlfahrer*innen an der Spitze gefahren sind. Es gab einen Redebeitrag der Inklusionsaktivistin Wiebke Hendeß, der sehr viel positive Resonanz ausgelöst hat. Es sollte bei unserer Demo, aber auch bei unserer Vision für die Mobilität der Zukunft nicht darum gehen, dass diese nur für fitte und gesunde Menschen zugänglich ist. Im Gegenteil: wir möchten allen Menschen Zugang zu Mobilität ermöglichen. Daher wollen wir als Fahrradfahrer*innen auch keine Behindertenparkplätze verdrängen. Das viel größere Problem sind SUV und andere Autos, die auf den Gehwegen parken! Nicht abgesenkte Bordsteine sind für Radfahrer*innen oft ärgerlich – für Rollifahrer*innen aber eine echte Barriere. Daher muss sich auch bei der Stadtplanung vieles ändern!

? Mit wem hast du die Fahrraddemo organisiert?

! Die Demo wurde von einem Bündnis aus verschiedenen Organisationen und Einzelpersonen organisiert. Viele Leute vom VCD, von der Critical Mass, Greenpeace, dem KlimaKollekivOldenburg und der lokalen Fahrradszene, der Initative Verkehrswandel.de aber auch interessierte Einzelpersonen haben sich zusammengetan, um einen Aufruf im Vorfeld der großen Proteste gegen die IAA letztes Jahr zu starten, zu der es plötzlich bundesweit sehr viel Aufmerksamkeit für das Thema Verkehrswende gab.

? Welche Rolle hat ROBIN WOOD dabei gespielt?

! In Oldenburg gibt es zwar keine aktive ROBIN WOOD-Gruppe, aber ich habe als ROBIN WOOD-Aktivist Unterstützung vom Verein erfahren, zum Beispiel durch Skillsharing und Mobilisierung für die Demo. Durch die Selbstorganisierung und das Teilen von Fähigkeiten und Erfahrungen bei ROBIN WOOD habe ich mich schnell getraut, Dinge in der Gruppe aber selbst in die Hand zu nehmen. Das ist sehr empowernd zu sehen, wie man durch andere ROBIN WOOD-Aktionen schnell selbst das Handwerkszeug erlernt, etwas eigenes zu starten

? Dieses Jahr wollt ihr wieder eine Demo machen, richtig?

! Genau, dieses Jahr findet die Fahrraddemo am 12. Juli um 14 Uhr statt – wegen der Pandemie mit bestimmten Auflagen, um die Gesundheit der Teilnehmer*innen zu schützen. Wir konnten auch Fridays For Future Oldenburg für die Organisation der Demo gewinnen. Dieses Jahr wollen wir dabei noch größer werden und haben die Demo-Route um einen Abschnitt über die Autobahn verlängert, die dann für den Zeitraum gesperrt wird. Auch in diesem Jahr wollen wir wieder Menschen mit Einschränkungen dazu gewinnen und eine inklusive Demo auf die Beine stellen. Die Innenstadt-Route soll weiter rolligerecht sein.

? Was sind zentrale Herausforderungen im Verkehrsbereich in Oldenburg?

! Wir haben eine Website erstellt, auf der Oldenburger*innen ihre zentralen Forderungen im Verkehrsbereich direkt auswählen konnten. Sehr oft kam die Forderung, dass Radschnellwege gebaut und mehr Investitionen in die Radinfrastruktur fließen sollen. Viele Radwege hier sind nämlich alt und kaputt und es gibt nicht mal einen durchgehenden Fahrradschnellweg. Der Oldenburger Auto­bahnring ist fast von überall hör- und sichtbar, es gibt Feinstaubprobleme in der Innenstadt. Daher wurde oft gefordert, den Innenstadtring nur noch für Pkw-Einbahnverkehr zu nutzen: das wird nun auch im Verkehrsausschuss der Stadt diskutiert.
Wir fordern Mobilität und Platz für Alle – nicht nur für Leute, die mit ihren Autos Platz wegnehmen!

? Braucht ihr noch Unterstützung für die Demo?

! Ja, wir sind für die Demo noch auf der Suche nach Ordner*innen. Wer uns damit unterstützen möchte, meldet sich bitte unter:  www.mobilol.de/ordnerinnen. Aber vor allem, egal ob ihr aus Oldenburg, Bremen, oder der Umgebung seid: kommt am Sonntag zur Fahrrad-Demo, denn wir wollen weg von der autogerechten Stadt hin zu einer Mobilität für alle!