MüllBERG bei BackWERK?
Was die ROBIN WOOD-Kampagne erreicht hat - und was nicht
Seit mehr als anderthalb Jahre setzt sich ROBIN WOOD intensiv mit dem Thema Wegwerfbecher auseinander: Neben Informationsmaterialien und Öffentlichkeitsarbeit, neben Unternehmensbefragungen, einer Tagung und Workshops an Schulen und Unis, neben landespolitischen Runden richteten wir uns an das Unternehmen Backwerk mit der Kampagne „Kein MüllBERG bei BackWERK“. Über ein Jahr nach der großen Kletteraktion und den Verhandlungen mit dem Unternehmen ist es nun Zeit für ein kleines Fazit: Hat sich die Kampagne gelohnt? Wurde eine deutliche Müllreduktion bei Backwerk erreicht?
Hier noch einmal die Vorgeschichte: Im Jahr 2016 hatte sich Backwerk als die größte von wenigen übriggebliebenen sogenannten „Selbstbedienungs-Bäckereien“ durchgesetzt. Über 300 Filialen gab es bereits in Deutschland. Der Unterschied zu einem normalen Bäcker: Belegte Brötchen und To-Go-Getränke stehen im Mittelpunkt. Und das bedeutet ganz schön viel Verpackung! Ein SB-Bäcker wie Backwerk gibt dabei statt Tellern Tabletts mit untergelegtem Papier aus und statt Tassen nur Papierbecher. Mehrwegbecher zu benutzen, war nicht erlaubt. Deshalb suchten wir uns Backwerk aus: Als ein schnell wachsendes Unternehmen mit sehr viel Verpackungsmüll – vor allem auch bei Wegwerfbechern!
Mit einem Aktionstag startete die Kampagne: Aktivist*innen stellten sich in verschiedenen Städten vor die Backwerk-Filialen, sammelten Unterschriften und informierten die Passant*innen. Die Reaktion der Mitarbeitenden bei Backwerk: Von überrascht über angestrengt bis hin zu: „Das finde ich ja super!“. Doch auch nach weiteren Aktionstagen bewegte Backwerk sich nicht. E-Mails wurden ignoriert. So kam der Entschluss noch einen Schritt weiterzugehen.
In der Weihnachtszeit 2016 wurden viele Menschen in Essen beim Bummeln auf dem Weihnachtsmarkt überrascht: Ein riesiges Banner hing von der Backwerk-Zentrale. Mit dabei ein ZDF-Kamerateam, das unsere Aktion für eine Sendung der Umweltdokureihe planet-e verwertete!
Und plötzlich ging es: Geschäftsführer Karl Brauckmann kam zu uns in die Bundesgeschäftsstelle. Dort übergaben wir ihm über 4.200 Unterschriften, die ROBIN WOOD-Unterstützer*innen überall gesammelt und uns geschickt hatten. Bei einem Vortrag informierten wir die Backwerk-Leitung dann über all die Probleme, die mit Wegwerfbechern zusammenhängen: Von der fehlenden Möglichkeit sie zu recyceln bis zu ihrer schieren Zahl – geschätzt mehr als sechs Milliarden Papierbecher im Jahr! Dann begannen die Verhandlungen, und die Umsetzung der Ergebnisse, welche über ein Jahr von uns beobachtet wurde. Was kam dabei heraus?
Backwerk änderte seine Politik und erlaubt nun der Kundschaft eigene Mehrwegbecher mitzubringen. Nach langer Bedenkzeit erklärten sie dann, dass sie in allen größeren Filialen zukünftig Tassen für die sitzenden Gäste anbieten wollen: Aus Sicht von ROBIN WOOD eine Selbstverständlichkeit – und trotzdem in diesem Fall ein kleiner Fortschritt. Zuletzt erklärten sie auch, dass es ab Mitte 2018 überall Rabatte auf die Befüllung eigener Mehrwegbecher geben soll.
Was aber wurde bei Backwerk noch nicht erreicht? Nach wie vor nutzen fast alle Gäste die Papierbecher. Oft werden die Tassen, wenn es sie gibt, von den Kund*innen kaum wahrgenommen. Die Tablettpapiere, die direkt nach dem Gang an die Kasse wieder weggeschmissen werden, bleiben eine riesige Verschwendung. Nicht einmal unterschiedliche Bechergrößen wollte Backwerk einführen. Und nach einem von uns geforderten Test, entschied Backwerk sich dann auch gegen die Einführung von Tellern in ihren Geschäften.