Kein MüllBerg bei BackWerk!

Neues zur Kampagne gegen Wegwerfbecher

14. März 2017
Wald
Jannis Pfendtner
ROBIN WOOD-Waldreferent
Magazin

Essen, 28. November, Kennedyplatz: Als die ersten wärmenden Sonnenstrahlen auf dem Platz in der Essener Innenstadt landen und die Weihnachtsbuden gerade ihre Türen öffnen, da ereignet sich etwas unbemerkt. Eine Gruppe von vier ROBIN WOOD-KletterInnen steigt Stück für Stück an Säulen rechts und links eines großen Werbebanners in luftige Höhe. Die Kletternden sind dabei offensichtlich so professionell, dass es erstmal niemandem auffällt. Erst kurz bevor das erste Banner hängt, schwant es wohl Anderen: ROBIN WOOD macht hier eine Aktion!

 

Schon im Sommer 2016 hatte ROBIN WOOD die Kampagne „Kein müllBERG bei backWERK!“ gestartet, nachdem die Discount-Bäckereikette mit deutschlandweit knapp 350 Filialen nicht auf Anfragen zu ihren Wegwerfbechern reagiert hatte. Das Problem: Wegwerfbecher, zum Beispiel für Coffee-to-go, sind nur einmal für wenige Minuten im Einsatz und landen dann im Müll. Die papiernen Becher werden nicht aus Recyclingpapier hergestellt und können aufgrund der innenliegenden Polyethylenschicht nicht effizient recycelt werden. Papier, das oft aus Holz langsam wachsender nordischer Wälder oder aus naturfernen Baumplantagen in Südamerika kommt.

Kein Müllberg bei BackWerk!

Nur ein kleines Problem? Nein, denn die geschätzten jedes Jahr über zehn Milliarden weggeschmissenen Becher aus Papier oder Plastik (inklusive Plastikdeckel, Holzrührstab, Manschette und Pappbehälter) produzieren in Deutschland mehr Müll als alle Plastiktüten zusammen – und der Konsum scheint noch immer zu steigen. Der Müll-to-go durch Wegwerfbecher zerstört also auch die Wälder unserer Erde!

BackWerk fiel uns als Marktführer unter den Selbstbedienungsbäckereien auf, der bisher nichts gegen den selbstverursachten Müll unternahm. Weder gab es für sitzende Gäste Geschirr und Tassen, noch durften Menschen ihre eigenen Mehrwegbecher befüllen lassen. Anstatt Teller gibt es Papierunterlagen, die natürlich auch direkt im Müll landen, und die Papierbecher gibt es für alle Getränke nur in der XXL-Version: Ressourcenverschwendung pur. ROBIN WOOD-Proteste vor BackWerk-Filialien in verschiedenen Städten im Sommer 2016 ignorierte das Unternehmen erstmal.

Nun also im November eine große Kletteraktion in Essen direkt bei der Zentrale des wachsenden Unternehmens: Einmal ausgebreitet, senden die beiden Riesenbanner ihre Botschaft deutlich auf den Kennedyplatz: „Kein müllBERG bei backWERK“ und „Tschüss Wegwerfbecher!“ Unten informieren weitere AktivistInnen die PassantInnen, die nun in großer Zahl stehenbleiben und diskutieren. Mehrere Kamerateams und lokale JournalistInnen sind vor Ort. ROBIN WOOD-Aktivist Christoph Podstawa macht klar: „Wir steigen BackWerk heute aufs Dach, weil wir das Ende der Wegwerfbecher fordern – damit kein Baum mehr für ein Wegwerfprodukt gefällt werden muss.“

Die Reaktion kommt prompt. Noch am selben Tag schickt BackWerk eine offizielle Stellungnahme, in der sie verkünden, dass sie nun doch die Befüllung von mitgebrachten Mehrwegbechern zulassen und auch mit Aufklebern darauf hinweisen. Außerdem wollen sie „in den kommenden Monaten“ flächendeckend Tassen einführen. Auch ein Treffen mit den AktivistInnen ist angedacht. ROBIN WOOD wird dabei die mehreren tausend Unterschriften übergeben, die wir in den letzten Monaten mit Ihrer großen Unterstützung gesammelt haben.

Pfandsystem für Mehrwegbecher

Auf den morgendlichen Kaffee soll aber niemand verzichten. Es gibt viele Möglichkeiten Getränke ohne Papierverbrauch zu trinken. Sich einfach mal in die Bäckerei hinein setzen und ein paar Minuten entspannen. So kann aus Porzellantassen getrunken werden. Oder einen Mehrwegbecher von Zuhause mitnehmen und in der Bäckerei füllen lassen. Außerdem setzt sich ROBIN WOOD für ein Pfandsystem für Mehrwegbecher ein. In verschiedenen Städten Deutschlands entstehen momentan Initiativen: Wie in Hamburg, wo sich Bäckereien rund um die solidarische Kaffeemarke „El Rojito“ zusammengeschlossen und ein Pfandsystem eingeführt haben. So soll das Heißgetränk in einer Bäckerei gekauft und der leere Becher am anderen Ende der Stadt zurückgegeben werden können! Auf Dauer braucht es aber eine komplette Lösung: Das Ende der Wegwerfbecher und ein verbraucher- und umweltfreundliches Mehrwegsystem.

Im Produkt Wegwerfbecher kommen die Verschwendung in reichen Ländern und die Zerstörung natürlicher Ökosysteme in einem Produkt zusammen. Sich für ein Ende von Wegwerfprodukten einzusetzen, ist deswegen ein bedeutender Baustein auf dem Weg zu einer zukunfts­fähigen und gerechten Welt. Der Erfolg bei BackWerk ist ein kleiner Schritt, der zeigt, wie groß unsere Kraft als Aktive und KonsumentInnen sein kann.

Einen großen Dank an alle, die sich bis jetzt an unserer Kampagne beteiligt haben!

....wie es dann nach unserer Aktion weiterging, erfahrt ihr in dieser Pressemitteilung