Fridays for Future

Seit mehreren Monaten streiken Schüler*innen und Student*innen jeden Freitag gegen die desaströse Klimapolitik. Die Bewegung ist schnell gewachsen und mittlerweile unterstützen auch 26.800 Wissenschaftler*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit einer Petition die Anliegen der jungen Demonstrierenden. ROBIN WOOD solidarisiert sich mit den Protesten und unterstützt die Forderungen nach einem schnellen Kohleausstieg und  einer ökologischen Verkehrswende.

Bei den ersten Aktionen von ROBIN WOOD, der 1982 gegründeten Umweltschutz-organisation, besetzten die Aktiven die Schornsteine bundesdeutscher Kraftwerke. Deren Abgase verursachten den Sauren Regen, der bis nach Schweden die Seen belastete und das Waldsterben antrieb. Wir haben ältere Aktive gefragt, wann/wo/wofür/wogegen sie das erste Mal demonstriert haben – ob mit oder ohne Schulschwänzen.

 

Mein erstes Mal

Roter Punkt für gemeinsames Fahren

Mein erstes Mal war die „Rote Punkt Aktion“ 1969 gegen die Fahrpreiserhöhung  der Saarbrücker Verkehrsbetriebe. Ich war 14 Jahre alt, damals. Autofahrer*innen, die Schüler*innen oder Student*innen mitnahmen, hatten einen roten Punkt an der Windschutzscheibe befestigt. Das war sehr erfolgreich, viele Autofahrer*innen haben dabei mitgemacht!

Ich hatte mich mit ein paar anderen vor einem Bus auf die Straße gesetzt, um ihn am Weiterfahren zu hindern, bis die Polizei uns wegräumte. Das Gleiche passierte natürlich an vielen Haltestellen... Ob ich dabei geschwänzt hatte, weiß ich nicht mehr. Die Fahrpreiserhöhung wurde zurück genommen! Allerdings lernten die Verkehrsbetriebe: in den nächsten Semesterferien ging die Erhöhung ohne Probleme durch...

Rolf Schumann, Bremen

 

Für Frieden und gegen den Nato-Doppelbeschluss

1981 war ich 15 und wäre gerne zur Friedensdemo gegen den Nato-Doppelbeschluss (Aufstellung von atomaren US-Raketen in Westeuropa) nach Bonn gefahren. Ich kannte aber niemanden, der mitgefahren wäre. Ebenso 1982. 1983 wollte dann mein älterer Bruder mit seiner Freundin hinfahren.  Meinem sonst eher diskussionsunfreudigem Vater musste ich erklären, warum ich gegen die Amerikaner demonstrieren wollte, die hätten uns ja schließlich aus dem Krieg befreit. Er erlaubte es aber trotzdem. Die Demo war an einem Samstag und wir hatten damals noch samstags Schule. Die Diskussion darüber, ob wir für die Teilnahme an der Demo freigestellt würden, war genauso hitzig wie heute. Wir bekamen natürlich nicht frei.
Mein Vater hat mir eine sehr lange, halb ausgedachte und etwas abstruse Ent-schuldigung geschrieben. Abgeben musste ich die Entschuldigung zum Glück beim coolen und sympathischen Bio-Lehrer. Neidisch war ich auf die Mitschülerin, die auf die Frage, ob sie eine Entschuldigung hätte, ganz souverän geantwortet hat: „Ja, aber die werden Sie nicht akzeptieren“. Mir war meine Fake-Entschuldigung umso peinlicher und ich hab es bereut, dass ich sie schon abgegeben hatte. Von der Demo weiß ich nicht mehr viel, nur dass alles ganz brav und unspektakulär verlief.

Annette Littmeier, Berlin

 

Freie Republik Wendland

Mein erstes Mal war im Mai 1983 im Trebeler Wald. Dort wurde das Hüttendorf 1004 im Sandsturm aufgebaut, um die Tiefbohrstelle im Gorlebener Salzstock zu verhindern. In dieser „Freien Republik Wendland“ wurde außer dem Widerstand gegen die Atompolitik mit dem kläglichen Bemühen um ein Endlager eine eigene Gesellschafts-form geübt (ähnlich wie im Hambacher Forst) Es war ein prägendes Erlebnis für mich. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis die Erkenntnis in der Politik ankam, dass der Salzstock nicht geeignet ist. Gut, dass wir damals schon damit angefangen haben.

Annegret Reinecke, Bülstedt

 

„Bitte nicht ins Gras beißen“

1986, ein Jahr und zwei Ereignisse, die mich und meine Frau auf die Straße trieben: Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 führte zu verstrahlten Lebens-mitteln und ständig gab es Ernährungshinweise an die Bevölkerung. Mit einem Banner „Bitte nicht ins Gras beißen“ protestierten wir auf dem Schillerplatz in Stuttgart am Rand einer „Hocketse“ der CDU gegen unsere Atomindustrie.
1986 wurde 100 Jahre Automobil gefeiert. Wir waren auch dabei mit vielen Gegen-aktionen und mit einer großen Bilderausstellung in einem Zelt auf dem Karlsplatz rund um das Buch „Alptraum Auto“.

Eberhard Linckh, Stuttgart