Es brennt!
Weltweit brennen die Wälder. Und die Brände werden heftiger. Welche Wälder brennen und warum? Erhöhen Nadelbaumplantagen das Brandrisiko in Europa?
2020 betrug die Waldfläche in der EU 159 Millionen Hektar. Das entspricht 38,6 Prozent der Fläche. In den letzten zehn Jahren sind die europäischen Wälder anfälliger für Störungen geworden. Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen und geringeren Niederschlägen erhöht das Risiko von Waldbränden.
Wald und Brände in Europa
Brände sind in Süd- und Südosteuropa nichts Neues. Im vergangenen Jahr brannte es am häufigsten in Spanien, Rumänien und Portugal. In anderen Teilen Europas hat sich das Auftreten und die Intensität von Waldbränden in den letzten Jahrzehnten hingegen sehr verändert. Zusätzlich zu den regelmäßigen Bränden treten immer häufiger die sehr gefährlichen „Megabrände“ auf.
Waldbrände sind nach Stürmen die Hauptverursacher für Waldzerstörung in Europa. Dabei spielen Hitzewellen, Dürreperioden und die erhöhte Nachfrage nach Holz eine wichtige Rolle für das Waldbrandrisiko. In diesem Jahrzehnt war 2022 das Jahr mit den größten Waldverlusten in geschützten Gebieten. Die daraus resultierenden Kohlenstoffemissionen erreichten den höchsten Wert seit 2007. Auch andere Emissionen, wie z. B. Feinstaub und flüchtige organische Verbindungen, erreichten Spitzenwerte und trugen erheblich zum Klimawandel bei.
Feuerrisiko: Nadelbäume versus Laubbäume
Neben dem Klimawandel und den meteorologischen Bedingungen ist die Baumart bedeutsam für das Brandrisiko. Die Feuchtigkeit und Entflammbarkeit der Biomasse hängen stark davon ab, um welche Baumart es sich handelt.
Die mittel- und nordeuropäischen Wälder sind überwiegend Nadelwälder. Wirtschaftlich ist die Fichte eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Baumart für den Holzbau und die Papierherstellung. Forste mit einem hohen Anteil von Nadelbäumen haben allerdings in der Regel eine geringe ökologische Wertigkeit und sind besonders geschwächt durch den Klimawandel. Feuer ist dabei ein Faktor. Die Fichte wird als wenig feuertolerant eingestuft, weil die Nadeln aufgrund des hohen Gehalts an Harz und Öl brennbarer sind als die Blätter von Laubbäumen.
Blitzschlag entzündet Wälder
Im Vergleich eines Fichten- und Kiefermischbestandes und eines Bestandes aus Laub- und Nadelbäumen (Birke und Kiefer/Fichte) erwies sich die Birke aufgrund höherer Äste, einer höheren Feuchtigkeit und des entsprechend feuchteren Bodens als weniger leicht entflammbar. Brände in Nadelholzbeständen führten hingegen zu größeren Brandflächen, einer höheren Brandintensität, einer größeren Störung des Ökosystems und mehr CO2-Emissionen als Brände in Laub- oder Mischwäldern. In Laubwaldbeständen wird die Wahrscheinlichkeit, dass ein Waldbrand ausbricht, als sehr viel geringer eingeschätzt als bei reinen Nadelbaumbeständen. Eine Studie spricht von einer 24 Mal geringeren Wahrscheinlichkeit. Eine weitere Studie gibt das Brandrisiko in reinen Nadelwäldern als fast doppelt so hoch wie in Laubwäldern an. 82 bis 92 Prozent der Brände in Mischwäldern werden gelöscht, bevor sie eine Ausbreitung von drei Hektar erreichen. In Nadelwäldern liegt dieser Anteil bei nur 53 bis 77 Prozent.
Blitzschlag ist eine der wichtigsten natürlichen Ursachen für die Entzündung von Waldbränden in der Welt. Die europäischen borealen Wälder und die Alpen sind am stärksten von diesem Phänomen betroffen. Auch hier zeigt eine Studie, dass die Baum- und damit Blattart eine entscheidende Rolle bei der Entzündung spielt: 45,7 Prozent der Waldbrände durch Blitzschlag ereigneten sich im Untersuchungszeitraum in Nadelwäldern und nur zu 26,6 Prozent in Laubwäldern.
Die Wissenschaft ist sich einig: Eine Erhöhung des Anteils der Laubbaumarten würde in gemäßigten und borealen Wäldern die Widerstandsfähigkeit gegenüber vielen Störungsrisiken, wie z. B. Waldbränden, verbessern. In borealen Mischwäldern wäre dadurch auch die Brandbekämpfung erfolgreicher.
Laubmischwald: Ein Gewinn für das Klima, die Artenvielfalt und das Portemonnaie
Laubmischwälder sind immens wichtig im Kampf gegen den Klimawandel. Neben der geringeren Brandgefahr, kann in diesen Wäldern mehr Wasser verdunsten, weil die Gesamtsumme der Blattoberfläche größer ist. Damit steigert sich die Kühlwirkung der Wälder und lokale Hitzephasen werden gemildert. Auch die CO2-Speicherfähigkeit von Mischwäldern übertrifft die der Monokulturen. Im Falle eines Brandes emittieren sie zudem weniger CO2 als reine Nadelwälder. Für die biologische Vielfalt sind sie ein Gewinn, weil sie vielfältige unterschiedliche Strukturen und Lebensräume aufweisen.
Wissenschaftler*innen prognostizieren, dass in diesem Jahrhundert weltweit Störungen in den Wäldern zunehmen werden. Dazu gehören Windschäden, Borkenkäferbefall und Feuer. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, die bisher eher stiefmütterlich behandelte Anpassungsstrategie des Waldumbaus zu einem höheren Laubanteil zu forcieren. Politische Maßnahmen in Form von Anreizen würden private Eigentümer ermutigen, ihre Wälder entsprechend umzuwandeln oder zu erhalten, immer mit dem Fokus auf einer natürlichen Waldverjüngung. Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz des Bundesumweltministeriums bietet Chancen, solche Pfade zu beschreiten.
Céline Grommerch, celine.grommerch [at] gmail.com, Brüssel, 2Celsius