Die Konferenz der Tiere und der Pflanzen
CITES-Konferenz in Panama fasst wichtige Beschlüsse zum Schutz tropischer Bäume
Ende 2022 standen mit der Weltklimakonferenz in Ägypten und der UN-Biodiversitätskonferenz in Montreal/Kanada wichtige Konferenzen auf der Agenda der internationalen Staatengemeinschaft. Etwas im medialen Schatten fand deswegen die 19. Vertragsstaatenkonferenz zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) vom 14. bis 25. November in Panama statt. Auf der Konferenz wurden allerdings bemerkenswerte Entscheidungen zum Schutz handelsrelevanter Tropenholzarten und damit indirekt auch zum Schutz tropischer Wälder getroffen.
Mit rund 150 Arten wurden in Panama so viele Baumarten unter den Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens gestellt wie noch nie auf einer CITES-Vertragsstaatenkonferenz. Viele der Arten wurden in den sogenannten Anhang II aufgenommen, weil ihre Bestände durch den legalen und illegalen Handel mit ihrem Holz stark gefährdet sind. Andere Baumarten bekamen den gleichen Schutzstatus, weil sie mit herkömmlichen makro- und mikroskopischen Methoden nicht von den gefährdeten Arten unterschieden werden können.
Die Listung im Anhang II bedeutet, dass Holz nur dann aus den Verbreitungsstaaten ausgeführt werden darf, wenn seine Herkunft wissenschaftlich fundiert geprüft wurde. Eine nachhaltige Herkunft muss auf Basis populationsbiologischer und waldwissenschaftlicher Daten belegt werden. Dazu müssen Anforderungen an Legalität und Rückverfolgbarkeit erfüllt sein. In der EU werden zusätzliche Gegenprüfungen auf Nachhaltigkeit und Legalität durchgeführt. Dabei berücksichtigt die EU zudem die Lieferketten, die Rückverfolgbarkeit und den Korruptionsindex.
Das sind die Arten, die neu in CITES aufgenommen wurden:
• Ipê –Baumarten aus Süd-und Mittelamerika
Der Name „Ipê“ bezieht sich auf die sehr ähnlichen Baumgattungen Handroanthus, Tabebuia und Roseodendron, die alle ein extrem schweres, hartes und fäulnisbeständiges Holz haben, das sich gut für die Verwendung im Freien eignet. Weil die Ipê-Baumarten stark gefährdet und nur schwer zu unterscheiden sind, wurden alle 113 Arten in den CITES-Anhang II aufgenommen. Die meisten Ipê-Arten kommen in Brasilien vor. Aber auch Bolivien, Ecuador, Paraguay und Peru sind wichtige Verbreitungsgebiete.
Die EU und die USA sind die Haupteinfuhrländer dieser Hölzer, die derzeit zu den wertvollsten auf dem Markt gehören. In Deutschland ist es als Konstruktions- und Terrassenholz im Handel. Der Handel konzentriert sich im Wesentlichen auf die beiden Arten Handroanthus erratifolius und H. impetiginosus, die beide in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als bedroht aufgeführt sind.
Geringe Populationsdichte, langsames Wachstum und übermäßiger Holzeinschlag für den legalen und illegalen Handel haben zu einem drastischen Rückgang dieser beiden Arten geführt. Die Baumarten werden vor allem im südlichen und östlichen Amazonasbeckens Brasiliens geschlagen. Über 90 Prozent der Ausfuhren stammen aus diesen Gebieten. Weil die Bestände dort ausgebeutet sind, verlagert sich die Abholzung in die abgelegenen zentralen und südwestlichen Amazonasgebiete.
Wissenschaftliche Daten belegen, dass die Ipê-Arten selbst bei schonendster Waldbewirtschaftung nicht nachhaltig genutzt werden können. Die noch von der Bolsonaro-Regierung entsandte Delegation des brasilianischen Umweltministeriums versuchte auf der CITES-Konferenz vehement, mit Unterstützung Boliviens, eine Listung von Ipê zu verhindern. Das gelang letztlich nicht, allerdings wurde die Aufnahme in den Anhang II um zwei Jahre verschoben. Auch die EU billigte unnötigerweise diesen Kompromiss, der die Gefahr einer weiteren Übernutzung der Bestände birgt.
• Afzelia-Baumarten aus Afrika
Die sieben afrikanischen Arten der Gattung Afzelia sind in unterschiedlichem Maße in den Savannen und Baumsavannen vieler west-, zentral- und südostafrikanischer Länder verbreitet. Obwohl die Bestandsdaten sehr lückenhaft sind, kann ein drastischer Rückgang dieser Arten als Folge des internationalen Handels beobachtet werden. Neben dem Handelsnamen Afzelia wird das Holz der fünf handelsrelevanten Arten auch unter der Bezeichnung Doussie oder Pod Mahogany gehandelt.
Afzelia-Holz wird in größeren Mengen nach China und Vietnam exportiert und dient als Ersatz für Rosenholz-Arten. Dieses Holz ist im traditionellen Möbelbau Chinas nach dem sogenannten Hongmu-Standard sehr begehrt, darf aber aufgrund seiner CITES-Listung nur noch eingeschränkt importiert werden. In Deutschland und in der EU wird das hochwertige Holz vor allem für Fußböden, Fenster, Türen und Treppen verwendet. Hauptausfuhrländer sind Ghana, Kamerun, Republik Kongo und Mosambik.
• Cumaru-Baumarten aus Südamerika
Hierunter fallen Bäume der Gattung Dipteryx, die im nördlichen Südamerika und in Mittelamerika mit etwa 14 Arten verbreitet ist. Die Arten werden wegen ihres wertvollen und dauerhaften Hartholzes geschätzt, das meistens unter den Namen Cumaru oder Shihuahuaco gehandelt wird. In Deutschland wird es für Terrassendielen sowie als Konstruktionsholz für den Außenbereich verwendet.
Neben dem Holz werden auch die Samen genutzt, die als Tonkabohnen für die Verwendung in der Parfüm-, Tabak- und Lebensmittelindustrie international begehrt sind. In mehreren Verbreitungsstaaten dienen die Cumaru-Bäume auch lokal als Nahrungsmittel und Lebensgrundlage für indigene und lokale Gemeinschaften, die in die Lieferkette der Tonkabohne eingebunden sind.
Da die Cumaru-Arten nur äußerst langsam wachsen und mindestens 50 Jahre bis zur Samenreife benötigen, trägt der Holzeinschlag erheblich zum Rückgang bei. Diese Wildpopulationen sind ohnehin schon durch anhaltenden Habitatverlust in Regenwäldern und Savannen, z. B. durch Landumwandlungen im Cerrado, stark beeinträchtigt. Nach zäher Diskussion wurde die CITES-Listung in einer Abstimmung gegen den Widerstand Brasiliens und Boliviens akzeptiert, wobei die Tonkabohnen von der Listung ausgenommen wurden. Leider wurde auch hier das Inkrafttreten der CITES-Listung um zwei Jahre verschoben.
• Afrikanische Pterocarpus-Arten
Pterocarpus ist eine Gattung mit etwa 40 Arten, die in tropischen und subtropischen Regionen weltweit beheimatet sind, 12 davon in Afrika. Von den aufgenommenen Arten sind sechs eine wichtige Quelle für international gehandeltes Holz von hohem Wert, das hauptsächlich in Form von Rundholz und Schnittholz exportiert wird. Das Holz dieser Arten ist mit normalen Erkennungsmethoden nicht voneinander zu unterscheiden. Das meiste Holz wird legal und illegal nach China ausgeführt und dort ebenfalls zu Möbeln des Hongmu-Standards verarbeitet. In Deutschland ist das Holz von drei afrikanischen Arten als Afrikanisches Padouk oder Afrikanisches Korallenholz in eher geringen Mengen im Handel. Dort wird es aufgrund seiner dekorativen Färbung für Möbel, Musikinstrumente und Kunsttischlerarbeiten verwendet.
• Khaya-Mahagoni
Alle fünf Arten von Khaya wachsen als große Bäume in verschiedenen Lebensräumen im tropischen und subtropischen Afrika. Sie sind eng mit dem echten Mahagoni verwandt und produzieren einige der wertvollsten und begehrtesten Hölzer Afrikas für den internationalen Markt. Sie werden unter verschiedenen Namen gehandelt: vor allem als Afrikanisches Mahagoni, Khaya-Mahagoni oder Acajou. Aus Ghana, Kamerun, Elfenbeinküste und der Republik Kongo werden Rund- und Schnitthölzer nach China, USA und in die EU exportiert. In Deutschland wird Khaya-Holz als Furnier-, Sperr-, und Vollholz im Boots-, Möbel- und Musikinstrumentenbau verwendet. Aufgrund des übermäßigen kommerziellen Holzeinschlags ist der Bestand aller Khaya-Arten erheblich zurückgegangen und von der IUCN als gefährdet eingestuft worden.
Indigene Völker und lokale Gemeinschaften stärker einbinden: Dazu gab es bei der Konferenz nur Absichtserklärungen
Viele Vorschläge für die Listung von Hölzern in Anhang II scheiterten in frühen Jahren am Veto der Verbreitungsstaaten. Sie wiesen einseitige Vorschläge der Industrieländer als Bevormundung zurück und befürchteten Handelsverbote. Zudem wurden sie von holzhandelsfreundlichen Organisationen wie der Internationalen Tropenholzorganisation (ITTO) und der Welternährungsorganisation (FAO) beeinflusst.
In der Zwischenzeit haben einige wichtige Entwicklungen zu einem Umdenken und zu größerer Akzeptanz in den Verbreitungsländern geführt. Dazu gehören intensivere Dialoge und frühzeitige Kooperationen zwischen den Ausfuhrländern des Globalen Südens und den Einfuhrländern des Globalen Nordens. Zudem erhielten Verbreitungsländer erhebliche finanzielle und fachliche Unterstützung beim Aufbau von Kapazitäten und Ressourcen zur Umsetzung der CITES-Listungen. So wurden z. B. Schulungen zu Nachhaltigkeitsprüfungen und zu Holzidentifizierungen durchgeführt, sowie die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des illegalen Holzhandels gestärkt.
Ein Novum war, dass die EU alle Holzvorschläge gemeinsam mit afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern einbrachte und durch Kooperationen, Kapazitätsaufbau und Gremienarbeit die Vorschläge politisch und fachlich begleitete. China als größter Tropenholzimporteur nahm bei der Listung der Vorschläge eher eine opportunistische Haltung ein, indem es sich als Partner der Verbreitungsstaaten inszenierte.
Es muss sich allerdings erst noch zeigen, ob die Umsetzung des Schutzes für die gelisteten Holzarten gelingt und CITES seine Schwächen angehen kann. Dies betrifft u. a. Defizite bei Legalitäts- und wissenschaftsbasierten Nachhaltigkeitsprüfungen, Korruptionsbekämpfung, Finanzierung und personeller Ausstattung der Forst-und CITES-Behörden. Nur wenn hier Fortschritte erzielt werden, kann CITES seinen Anspruch einlösen, mehr zu sein als ein Abkommen an der Schnittstelle zwischen Handel, Umwelt und Entwicklung. Dann kann es gelingen, dass CITES eine größere Rolle beim umfassenden Schutz von Wald-Ökosystemen und der globalen Waldpolitik spielt. In Zukunft ist es unabdingbar, dass die indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften stärker in Entscheidungen eingebunden werden. Hier kam die Konferenz in Panama nicht über Absichtserklärungen hinaus.