Wir essen unseren Planeten zu Tode

Die Tierproduktion heizt den Klimawandel an, fördert die Vernichtung von wertvollen Ökosystemen und bedroht die Nahrungsmittelsicherheit und unsere Gesundheit. Rund 30 Milliarden Nutztiere leben mittlerweile auf der Erde – rund vier Mal so viel wie Menschen. Trotz eindeutigen Zahlen gibt es jedoch bis heute keine breit angelegte öffentliche Diskussion über die globalen Auswirkungen unseres sehr tierlastigen Ernährungsstils. Kaum ein*e Politiker*in traut sich, eine mehr auf pflanzlichen Lebensmitteln aufbauenden Ernährung zu propagieren und zu fördern. Im Gegenteil, noch immer fließen in der EU jährlich rund 30 Mrd. Euro Agrarsubventionen in die Tierproduktion, das ist etwa ein Fünftel des jährlichen Gesamtbudgets der EU.

Die Studie „Growing the Good“  von Changing Markets, Compassion in world farming und Mighty Earth hat nun noch einmal eindringliche Zahlen über die Auswirkungen der intensiven Tierproduktion für unseren Planeten zusammengetragen. Demnach ist die Erreichung des 2-Grad-Klimaziels ohne eine deutliche Reduktion der Tierproduktion kaum zu erreichen. Rund 16,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen aus der Tierproduktion, darunter hoch potente Klimagase wie Methan und Lachgas. Vor allem Rindfleisch ist ein Klimakiller. Eine deutliche Reduktion der Tierzahlen könnte relativ schnell signifikante Mengen an Treibhausgasen eingesparten. Vor allem durch die Einsparung des mit einer Verweilzeit von etwa 10 Jahren relativ kurzlebigen Methans könnte der Treibhauseffekt kurzfristig merklich reduziert werden. Gleichzeitig würden große Flächen frei werden, die zuvor für die Futterproduktion benötigt wurden. Diese Flächen werden in Zukunft dringend für den Anbau von pflanzlichen Nahrungsmitteln für die wachsende Weltbevölkerung sowie als Kohlenstoffsenke z.B. durch Wiederbewaldung benötigt. Dadurch könnten Hungersnöte und Verteilungskämpfe um Agrarflächen und Wasser verhindert sowie signifikante Mengen an CO2 wieder aus der Atmosphäre gespeichert werden.

Die Studie macht außerdem deutlich, dass die Erde schlicht nicht in der Lage ist, die Ressourcen für einen wachsenden Bedarf an tierischen Lebensmitteln zur Verfügung zu stellen. Die Tierproduktion ist eine extrem ressourcenintensive Art, Menschen zu ernähren. 70 bis 80 Prozent der weltweiten Agrarflächen, darunter ein Viertel des gesamten Ackerlandes, wird derzeit als Weidefläche oder für den Tierfutteranbau verwendet. Der Bedarf an Flächen für die Tierproduktion ist unter anderem in Südamerika der Haupttreiber für Entwaldungen, die mit einem erheblichen Artenverlust einhergehen. Weltweit ist die Tierproduktion für rund 60 Prozent des menschengemachten Biodiversitätsverlusts auf dem Land verantwortlich.

Im dritten Teil weisen die Autorinnen auf die gesundheitlichen Auswirkungen der intensiven Tierproduktion hin. Demnach ist die Landwirtschaft eine wichtige Quelle von drei wichtigen Luftschadstoffen: Ammoniak, Feinstaub und Stickstoffverbindungen. Was kaum jemand auf dem Schirm hat: Rund zweidrittel der weltweiten Ammoniak- und Lachgasemissionen stehen im Zusammenhang mit der Tierproduktion. Sie fördert damit gefährliche Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Asthma und Lungenkrebs sowie Herzkreislauferkrankungen. Zudem liege der Konsum tierischer Lebensmittel insbesondere in der westlichen Welt deutlich über den von Ernährungsexpert*innen liegenden Höchstmengen. Nur im Afrika unterhalb der Sahara finden wir noch einen niedrigen Verbrauch von tierischen Produkten. Vor allem verarbeitetes und rotes Fleisch (Rind, Schwein und Lamm) erhöht das Krebsrisiko sowie die Wahrscheinlichkeit, an Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes zu erkranken. Außerdem fördere die Tierproduktion die Entwicklung von multiresistenten Keimen, gegen die Antibiotika immer weniger ausrichten können.

Die Studie behandelt außerdem die Frage, inwieweit das milliardenfache Leiden und die Tötung von Nutztieren für unseren Konsum überhaupt zu rechtfertigen ist. Immer mehr Menschen finden, dass dies nicht weiter vertretbar sei.

Die Autorinnen fordern eine möglichst schnelle Entwicklung des Nahrungsmittelsektors hin zu einem Niedrig-Emissions-Sektor. Dafür müsste die Politik zuallererst aufhören, die Tierproduktion durch Anreize und Förderprogramme zu unterstützen. Nötig seien der Abbau aller schädlichen Agrarsubventionen sowie öffentliche Maßnahmen, um den Konsum tierischer Nahrungsmittel deutlich zu reduzieren und nicht-tierische Lebensmittel attraktiver zu machen.