Wald statt Asphalt

xxxxxxxx.jpg

Gelebte Verkehrswende im Danni (Dannenröder Wald) im August 2020
Foto ▸ Jana Ballenthien

x.jpg

Baumhaus im Danni, August 2020
Foto ▸ Jana Ballenthien

xxxxxx.jpg

Geschnitzes Schild im Danni (Dannenröder Wald) im August 2020
Foto ▸ Jana Ballenthien

xxxxx.jpg

Totholz im Danni (Dannenröder Wald) im Augsut 2020
Foto ▸ Jana Ballenthien

64D8BEBFA7A640CAB86D617A11058FE5.jpg

Kundgebung bei der Mahnwache am Dannenröder Wald im August 2020. Redebeitrag Jana Ballenthien und Dominique Just.
Foto ▸ Jana Ballenthien

xxxx.jpg

Verkehrswende Banner in den Bäumen des Danni (Dannenröder Wald) im August 2020
Foto ▸ Jana Ballenthien

xxxxxxx.jpg

Fenster mit Blick auf ein Gemälde einer Stadt, (Dannenröder Wald) im August 2020
Foto ▸ Jana Ballenthien

xx.jpg

Holzhaus auf einem hölzernen Treepod im Danni (Dannenröder Wald) im August 2020
Foto ▸ Jana Ballenthien

Am Wochenende waren unsere Verkehrsreferentin Dominique Just und unsere Waldreferentin Jana Ballenthien zu Besuch im besetzten Dannenröder Wald im Norden Hessens.

Mal wieder: Profit vor Umwelt- und Naturschutz

Der Dannenröder Wald ist ein artenreicher, altersdurchmischter, intakter Wald, der Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten bietet. Vor allem aber ist der Wald Teil eines Trinkwasserschutzgebiets, das über 500.000 Menschen mit Wasser versorgt. Für ein unzeitgemäßes, klimaschädliches und artengefährdendes Verkehrsprojekt, dem Ausbau der A49 zwischen Gießen und Kassel, sollen hier nun über 100 Hektar gerodet werden. Statt den Gütertransport von LKWs auf die Schiene zu verlagern, sollen Bäume für eine weitere Autobahn geopfert werden. Die versprochene Verkehrsentlastung wäre dabei alles andere als sicher – ähnliche Straßenbauprojekte haben gezeigt, dass der Verkehr sogar zunehmen kann. Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.

Auch zwei weitere Waldstücke, der Maulbacher Wald und der Herrenwald, sollen für den Ausbau teilweise gerodet werden – obwohl sie Teil eines FFH-Gebiets sind, das nach EU-Recht unter Naturschutz steht. Und selbst der Geschäftsführer des regionalen "Zweckverbands Mittelhessische Wasserwerke", Karl-Heinz Schäfer, kritisierte unlängst die Pläne des Ausbaus der A49. "Es wird zu Eingriffen in Wasserschutzzonen und Brunnen kommen", erklärte Schäfer der Gießener Allgemeinen schon im Herbst letzten Jahres. Nur eine einzige Panne beim Autobahnbau könnte das Trinkwasser einer ganzen Region verseuchen.

In diesen Zeiten, in denen die Klimakrise auch hierzulande stärker spürbar wird und wir immer mehr mit Dürre und Trockenheit zu kämpfen haben, ist eine weitere Gefährdung der Trinkwasser-Ressourcen mehr als fahrlässig! Obwohl unsere Wälder so gebeutelt sind von der menschengemachten Dürre der letzten Jahre, werden immer noch weitere intakte Wälder gerodet. Ihre Ökosystemleistungen, wie das Filtern und Speichern von Wasser, verschwinden mit ihnen. Die Gründe für die Zerstörungen sind unterschiedlich. Doch die über dem Arten- und Klimaschutz stehenden Profitinteressen dahinter bleiben die gleichen.

Baumbesetzungen als Protest

Gegen die Ausbaupläne regt sich bereits seit über 40 Jahren Widerstand in der Region. Seit September 2019 ist der Widerstand gewachsen und der Dannenröder Wald seitdem besetzt. Auch einige bei ROBIN WOOD aktive Menschen beteiligen sich. In den vergangenen Wochen und vor allem Tagen sind immer mehr Menschen in den Wald gezogen. Die Waldbesetzer*innen haben sich zur Aufgabe gemacht, sich dem Wahnsinn des Autobahnausbaus in Zeiten der Klimakrise in den Weg zu stellen. Es sind mittlerweile mindestens sechs beeindruckend schöne Baumhausdörfer entstanden, in denen ein ständiges Werkeln, Austauschen von Fähigkeiten, künstlerisches Ausleben und politische Bildung stattfinden. Baumschonende Baustrategien mit Seilen statt Nägeln ermöglichen ein Leben in schwindelerregender Höhe, ohne die Bäume zu verletzen. Um den Wald keinen unnötigen Schaden zuzufügen und um deutlich zu machen, was der politische Grund der Besetzung ist, liegen die Baumhausdörfer alle auf der geplanten A49-Trasse. Kreativ wird Bezug genommen auf alternative Verkehrskonzepte. Und auch über diesen politischen Kontext hinaus setzen sich die Besetzer*innen über ihre Ernährung, ihren Konsum und ihren Umgang untereinander mit sozial-ökologischen Lebenskonzepten auseinander. Neuankömmlinge werden freundlich empfangen und helfende Hände sind gerne gesehen.

Die Besetzung bekommt tatkräftige Unterstützung von solidarischen Anwohner*innen aus der Region, die z.B. die Besetzer*innen mit Wasser versorgen. Am Waldrand gibt es eine dauerhaft besetzte Mahnwache in einem kleinen Bauwagen. Jeden Sonntag findet eine Kundgebung an der Mahnwache in Dannenrod statt.

Auch letzten Sonntag haben sich wieder viele Menschen dort versammelt. Wir waren vor Ort und haben einen Redebeitrag gehalten. Im Anschluss daran ergriffen viele der Menschen die Chance und gingen im Wald spazieren. Sie ließen die Natur auf sich wirken und suchten den Austausch mit den Besetzer*innen.

Hoffnungsvolle Visionen trotz juristischem Scheitern

Das Bundesverwaltungsgericht hat zwar festgestellt, dass der Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau der A49 die europäische Wasserrahmenrichtlinie missachtet – aber im Juni und Juli 2020 wurden mehrere Klagen des BUND abgewiesen. Doch die Menschen vor Ort lassen sich davon nicht entmutigen. Sie mobilisieren für die kommenden Wochen, denn die jährliche Rodungssaison beginnt in Deutschland im Oktober. In den letzten Tagen wurde vermehrt Polizei im und um den Wald gesichtet. Auch ein Sicherheitsdienst ist jeden Tag präsent. Dabei handelt es sich um das gleiche Security-Unternehmen Mundt, das auch schon im Hambacher Wald in Erscheinung getreten ist. Besonders ironisch: Das Unternehmen hat auch den Auftrag, den Wald vor Bränden zu schützen – seine Mitarbeiter*innen wurden allerdings von Menschen dabei gesichtet, wie sie brennende Zigarettenstummel aus dem Auto warfen. Der umweltzerstörerische Goliath zeigt sich also nicht nur in der Judikative, sondern auch im Kleinsten. Ein solch rücksichtsloses Verhalten gegenüber Natur und Umwelt muss sofort aufhören und geahndet werden – im Kleinen wie im Großen!

Die kraftvolle und bunte Kundgebung am vergangenen Sonntag hat uns gezeigt: Solange keine Autobahn gebaut wurde, ist nichts entschieden. Solange Menschen aufbegehren gegen die Zerstörung der Wälder, ist eine sozial-ökologische Zukunft möglich.

ROBIN WOOD ist Teil des bundesweiten Bündnisses "Wald statt Asphalt", welches sich im August für den Erhalt des Dannenröder Walds gegründet hat. Wir fordern, den Ausbau der A49 sofort zu stoppen. Die sozial-ökologische Verkehrswende ist überfällig – der veralteten, fossilen Verkehrspolitik darf kein weiterer Wald zum Opfer fallen. Der Dannenröder Wald braucht unsere Unterstützung! Danni bleibt!

Save the date:

7.-11. September: Dezentrale Aktionswoche, zu der bundesweit Gruppen aufgerufen sind, sich zu beteiligen. Näheres hier: https://waldstattasphalt.blackblogs.org/

11. September: Fridays for Future-Großdemo in Wiesbaden (12 Uhr, Herbert und Reisinger Anlagen, vor dem Bahnhof)

ab Mitte September: Skillshare-und Protest-Camp, organisiert vom bundesweiten Bündnis "Wald statt Asphalt" (genaues Datum folgt)

1. Oktober: Beginn der Rodungssaison