Tesla Gigafabrik: Ein Elektromotor macht noch keine Verkehrswende

Aktuell stehen viele Fließbänder in der Automobilindustrie wegen der Corona-Krise still. Das zeigt deutlich, dass die Produktion von Autos nicht system- und krisenrelevant ist. Dennoch schrieb Tesla-Gründer Elon Musk im März auf Twitter, die Coronavirus-Panik sei „dumm” und ließ die E-Autoproduktion in den kalifornischen Tesla-Werken entgegen staatlicher Vorschriften vorerst weiterlaufen – bis die Polizei ihn davon abhalten musste. Musks Reaktionen und sein offener Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Covid-19-Pandemie ernteten in den vergangenen Wochen viel Kritik.

Auch hierzulande hat Tesla seit Ende letzten Jahres für viel Wirbel gesorgt, nachdem das Unternehmen im November 2019 den Bau einer so genannten Gigafabrik im brandenburgischen Grünheide ankündigte – und die brandenburgische Landesregierung für die Tesla-Ansiedelung einige Subventionen in Aussicht stellte. Dagegen regte sich sowohl von Anwohner*innen als auch von Umweltverbänden Widerstand.

In einer heute erschienenen Pressemitteilung fordert ROBIN WOOD e.V. neben einer Reihe weiterer umwelt- und entwicklungspolitischer Organisationen eine echte Verkehrswende statt der massiven Förderung von E-Autos. Denn eine reine Antriebswende ist noch lange keine Verkehrswende.

Auch wenn alle neu zugelassenen Pkw in Zukunft Elektroautos sein sollten, wird dies allein nichts daran ändern, dass Autos weiterhin wertvolle Flächen in Städten fressen, wenn sie die meiste Zeit ungenutzt herumstehen und Straßen verstopfen, wenn sie genutzt werden. Die Produktion von E-Autos benötigt zudem sehr viele Ressourcen, die bereits jetzt unter katastrophalen Bedingungen für Mensch und Umwelt in Ländern des Globalen Südens abgebaut werden.

Tesla stellt zudem vor allem große, schwere und schnell beschleunigende E-Autos her, die sich preislich an der gehobenen Mittelschicht und darüber orientieren. Ein großes E-Auto mit hohen Beschleunigungswerten und leistungsfähigen, daher schweren Batterien zu bewegen, verbraucht extrem viel Energie, Ressourcen und Platz - mit echtem Klimaschutz hat da weder die Unternehmensphilosophie noch die Kaufmotivation besonders viel zu tun. Fraglich ist in diesem Zusammenhang auch, wer sich denn überhaupt diese vermeintlich „nachhaltige“ autozentrierte E-Mobilität leisten kann. Die Verkehrswende darf kein Verteilungskampf um Status und Ressourcen werden, sondern muss Allen zugutekommen.

ROBIN WOOD e.V. fordert daher gemeinsam mit anderen Organisationen wie PowerShift e.V., NaturFreunde Berlin e.V. und Attac eine Abkehr vom autozentrierten Verkehrssystem und eine gerechte Mobilität für Alle, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Dies kann erreicht werden, indem Rad- und Fußverkehr Vorrang eingeräumt wird, aber auch durch die Verbesserung und den Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs.

Die Corona-Pandemie verzögert nun mit hoher Wahrscheinlichkeit den Bau der Tesla Gigafabrik in Grünheide: die öffentliche Anhörung der Einwendungen gegen das Milliardenprojekt wurde bereits auf unbestimmte Zeit verschoben. Nun wäre es an der Zeit, massive öffentliche Subventionen zu überdenken und verbindlich an Kriterien wie Klima-, Flächen- und Ressourcengerechtigkeit zu koppeln. Eine nachhaltige Verkehrspolitik und ein wirklich sozial-ökologischer Strukturwandel können und müssen gerade jetzt auf den Weg gebracht werden.