Stürmische Zeiten im Hambacher Forst

AKTUALISIERUNG, Stand 6. September: Heute sind im Hambacher Forst die ersten Bäume gerodet worden. Heute ist Tag X. Für die Klimagerechtigkeitsbewegung bedeutet das eine breite und vielfältige Mobilisierung - mit Protesten bundesweit und vor Ort. Aktuelle Informationen finden sich hier und auf den unten verlinkten Seiten. Gleichzeitig wurde heute bekannt, dass RWE in dem vom BUND geführten Klageverfahren eine 'Stillhaltezusage' abgegeben hat. Damit wird der angekündigte Beginn der Rodungsarbeiten vom 1. auf den 14. Oktober verschoben. Dies bedeutet jedoch für die Klimaschützer*innen keine Entwarnung.  Die Räumung der Waldbesetzung im Hambacher Forst - in deren Zuge auch immer wieder Bäume gefällt werden - ist von diesem Aufschub nicht betroffen.

 

        Es ist als würde RWE eine Anleitung der Konflikteskalation befolgen. Während die Medien über Hitzesommer, Waldbrände und die drohende Heißzeit berichten, die Forderung nach einem Ende der Kohle gesellschaftlich immer lauter wird und die Kohlekommission in Berlin versucht, sich auf einen Vorschlag für den Kohleausstieg zu einigen, macht RWE deutlich, dass es in jedem Fall den Hambacher Forst weiter roden will. In einem Brief an das Kanzleramt, das Wirtschaftsministerium und die Kohlekommission bestätigte das Unternehmen Ende letzter Woche, dass es ab Oktober auch in dem verbleibenden Rest des Waldes roden will.

Damit greift das Unternehmen einen der zentralen Kristallisationspunkte der Klimagerechtigkeitsbewegung in Europa an. Der alte und beeindruckende Wald im Rheinland wird Jahr für Jahr, Stück für Stück von RWE abgeholzt, um die darunterliegende Braunkohle abzubauen. Seit sechs Jahren ist er von Aktivist*innen besetzt. Gemeinsam mit den lokalen Bürgerinitiativen und Umweltverbänden kämpfen die Waldbesetzer*innen für den Erhalt des Waldes. Mit ihnen ist der Hambacher Forst zum Symbol für den Widerstand gegen das zerstörerische System fossiler Energieträger geworden.

Ab Anfang Oktober darf RWE offiziell mit Rodungsarbeiten beginnen, dann ist die von März bis Ende September gesetzlich vorgeschriebene Schonzeit vorbei. Anfang letzter Woche wurden jedoch Informationen bekannt, die nahelegen, dass die Waldbesetzung schon deutlich früher geräumt werden soll – und zwar zwischen dem 22. August und 22. September. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Räumungen und erfolgreichen Wiederbesetzungen im Wald. Doch noch nie zuvor gab es so viel Aufmerksamkeit, so viel Konflikt um das Thema Kohle. Und noch nie zuvor war klar: Sollte es RWE gelingen, diese Saison vollständig zu roden, bliebe wohl nicht mehr viel vom Wald übrig was wiederbesetzt werden könnte.

Entsprechend breit und entschlossen ist schon jetzt der Protest gegen die angekündigte Räumung und Rodung. Hier zeigt sich die beeindruckende Vielfalt der Klima- und Anti-Kohle-Bewegung, die in den letzten Tagen kurzfristig in zahlreichen Treffen zusammen gekommen ist um zu überlegen, wie jetzt gemeinsam reagiert werden kann:


  • Die Besetzung im Wald bereitet sich vor und ruft auf zur Unterstützung, ob vor Ort, durch Sachspenden oder finanziell. Ende September wird eingeladen zu einem Skillshare (22.-03.10)

  • Aktion Unterholz (ein Zusammenschluss von Strukturen und Klimagruppen aus der Region mit klarem Aktionskonsens) ruft dazu auf, gemeinsam in den Wald zu gehen, um der Räumung im Weg zu sein. Wenn der erste Baum fällt ('Tag x') wollen sie ab dem nächsten Tag in den Wald mobilisieren, um mit möglichst vielen Menschen und möglichst lange vor Ort präsent zu sein.

  • Ende Gelände unterstützt die Aktion Unterholz und ruft mit zu ihr auf.

  • Umweltverbände und lokale Initiativen haben gemeinsam erneut ein 'Braunkohlemoratorium' gefordert, solange die Kohlekommission tagt.

  • Der Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) versucht auch weiterhin juristisch gegen die Rodung des Hambacher Forsts vorzugehen

  • Wie letztes Jahr wird es wieder einen Aufruf zu dezentralen Hambi-Soli-Aktionstagen geben, werden Soli-Partys und Informationsveranstaltungen von Gruppen in ganz Deutschland geplant.

RWE zeigt mit seinem Handeln erneut, dass es ohne mit der Wimper zu zucken den eigenen Profit vor den Schutz von Umwelt, Mensch und Klima stellt. Jetzt heißt es: Lasst uns gemeinsam deutlich machen, dass sie damit nicht durchkommen!