Schlechter Deal für Klima und Gesellschaft

Der tschechische Konzern EPH (Energetický a Průmyslový Holding) kauft die Braunkohlesparte des Energiekonzerns Vattenfall – eine Fehlkalkulation von beiden Seiten.

18. April 2016
Energie
Philip Bedall
Fachreferent Energie
Blog

Am heutigen Montag, 18.4., unterzeichnete Vattenfall die Verkaufsvereinbarung für sein Braunkohlegeschäft in Deutschland. Damit trennt sich der Konzern – wie bereits 2014 angekündigt – von den Kohlekraftwerken Jänschwalde und Schwarze Pumpe in Brandenburg, Boxberg und Block R der Anlage Lippendorf in Sachsen sowie den dazugehörigen Tagebauen in Jänschwalde, Nochten, Welzow-Süd, Reichwalde und dem kürzlich geschlossenen Tagebau Cottbus Nord.

Vattenfall verspricht sich damit eine deutliche Reduktion seiner Treibhausgasemissionen – laut Konzern von 80 Millionen Tonnen auf weniger als 25 Millionen Tonnen im Jahr. Zukünftig soll nur noch in erneuerbare Energien investiert werden. In Deutschland will der schwedische Staatskonzern aktiver Teil der Energiewende sein. Bislang nahm Strom aus erneuerbarer Energie hier nur einen Anteil von unter 4 Prozent der Stromerzeugung Vattenfalls ein.

 

Richtiges Ziel, falsches Mittel

Wo sich die schwedische Regierung einen Beitrag zum Klimaschutz erhofft, trägt sie zur Verschärfung der Klimakatastrophe bei. Denn, das Klima wird nicht gerettet, wenn die Kohle weiter verbrannt wird, auf den Kraftwerken aber von nun an ein anders Logo prangt. Statt eines Verkauf trägt nur die Schließung von Kraftwerken und Tagebauen zu wirklichem Klimaschutz bei. Hierzu bedarf es jetzt den Strukturwandel in der Region einzuleiten. Schwedische Regierung und Parlament stehen in der Pflicht ihrem Bekenntnis zu Klimaschutz Taten folgen zu lassen.

EPH hingegen erhofft sich perspektivisch ein lukratives Geschäft mit der Kohle. Doch ob und wieviel Geld mit der Braunkohle noch erwirtschaftet werden kann, ist einerseits davon abhängig, wie lange noch gebaggert werden darf, andererseits davon, wie sich die Strompreise entwickeln. Gegenwärtig ist keineswegs sicher, ob die Braunkohlesparte sich für die Tschechen wirklich rechnen wird. Aktuell ist mit Kohle kaum Geld zu verdienen. EPH wurde deshalb von Vattenfall dazu verpflichtet, für die ersten drei Jahre keine Gewinne abzuschöpfen. Beobachter, wie Patrick Graichen vom Berliner Thinktank Agora Energiewende kommen zu der Einschätzung, es sei „schlicht unrealistisch, dass EPH jemals die Kosten für Rekultivierung und Betriebsrenten wieder einspielt“. Wie so oft, drohen die Kosten schlussendlich auf Gesellschaft und Beschäftigte übertragen zu werden.